Gottesdienst am 2. Sonntag nach Trinitatis, 21. Juni 2009

in Essen-Bredeney, Am Heierbusch



Zu Beginn des Gottesdiernstes: Chor: Gott der Vater wohn uns bei...


Lieder:


Wunderbarer König...327, 1 - 3

Schönster Herr Jesu...403

O komm, du Geist der Wahrheit ...136, 1 - 4

Himmel, Erde, Luft und Meer...504


Psalm 36, 6 – 10 (Nr. 718, S. 1152)



Eingangsgebet:


Lieber Vater im Himmel., wir kommen vor dein Angesicht mit Loben und Danken

Du hast uns bis zu dieser Stunde versorgt und ernährt, behütet und geleitet und wenn wir Schweres erfuhren, so kam auch das aus deiner Hand und es dient deinen Plänen mit uns. Und nun bitten wir dich: Schenke uns, dass wir in den Worten der Heiligen Schrift dich, den lebendigen Gott, selber hören und neue Kraft und Wegweisung für unser Leben gewinnen. Gib, dass wir getröstet und dankbar werden, dankbar für deine Treue, dankbar für deinen Segen. Jeder von uns ist dein Kind, das du liebhast. So wollen wir dir nun in der Stille sagen, was wir auf dem Herzen haben...Dir sei Ehre und Anbetung, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen.


Schriftlesung: Lukas 14, 7 - 14

nach der Schriftlesung Chor: Trinitatis-Hymnus von Dvorak



Predigt zu 1. Kor. 14


Liebe Gemeinde!


Die Briefe des Apostels Paulus sind im Grunde Predigten. Eine gute Predigt hat die Hörer im Blick, geht konkret auf ihre Lebenssituation ein und erläutert das Evangelium so, dass Hörerinnen und Hörern neue Freude am christlichen Glauben gewinnen. So auch Paulus. Er erläutert in seinen Briefen das Evangelium und er geht konkret ein auf die Mißstände in den Gemeinden, die er gründete.


Im heutigen Predigttext geht es ihm um Fragen der gottesdienstlichen Versammlung der Gemeinde in Korinth, speziell um etwas, was Luther mit „in Zungen reden“ übersetzt, die sog. Glossolalie.


Ich lese einen Abschnitt aus 1. Korinther 14 (V. 1-4.18f.23-26)


Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede!

Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen.

2



Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur

Ermahnung und zur Tröstung.

Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde...

Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle.

Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand,

damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen...

(Denn) wenn die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen?

Wenn sie aber alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von allen geprüft und von allen überführt;

was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar, und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist.



Darum also geht’s Paulus entscheidend: Menschen, die in unsere Gottesdienste kommen, und die noch nichts oder nichts mehr vom christlichen Glauben wissen – die sollen ins Staunen geraten über die Wahrheit und Schönheit des Glaubens. Sie sollen so beeindruckt werden, dass sie zu einer lebendigen Beziehung des Vertrauens und der Ehrfurcht vor Gott finden. Gewiss muss Gott durch den Heiligen Geist hier selber das Entscheidende tun. Aber auf jeden Fall sollten unsere Gottesdienste so sein, dass sie Gottes lebendige und machtvolle Gegenwart jedenfalls nicht hindern!



I


Paulus lässt uns hier einen Blick tun in das gottesdienstliche Leben der Gemeinde in Korinth um das Jahr 60 nach Christus. In diesen Gottesdiensten ging es spontan, impulsiv, ja manchmal sogar chaotisch zu - was man ja von unseren Gottesdiensten nicht behaupten kann - im Gegenteil, die sind recht wohlgeordnet.


Damals in Korinth kamen die Gemeindeglieder - es war eine kleine Herde, sagen wir 30/ 40 Menschen – meist am sog. Herrentag, dem Sonntag, zusammen, und zwar - der Sonntag war ja noch kein Feiertag - spät abends, nachdem sie schwer gearbeitet hatten in den Häusern der Herren, auf Feldern, oder im Hafen. Und die, die es konnten, brachten etwas zu essen mit: Früchte, Brotfladen, Käse, Oliven... Alles wurde auf einen großen Tisch gelegt, man sang zu Beginn einen Psalm, ein neues Lied - Paulus zitiert einige dieser sog urchristlichen Hymnen, etwa in Philipper 2, Epheser 5, Kolosser 1, 1.Timotheus 3 - man aß und trank miteinander , man hörte die Lesung aus den heiligen Schriften (unserem Alten Testament), es wurden auch Abschnitte aus den Briefen des Apostels vorgelesen und darüber wurde - manchmal heftig – diskutiert, etwa über die Rolle der Frauen, die Bedeutung des Kreuzes usw.


Ein Höhepunkt des Gottesdienstes war das Herrenmahl, das Abendmahl, das manchmal, wenn Streit gewesen war, mit Umarmungen, dem sog. heiligen Kuss, eingeleitet wurde. Und dann reichte man einander Brot und Kelch, mit Worten wie Christi Leib - für dich gebrochen, und: Christi Blut - für dich vergossen.

3


Paulus kritisiert drei Kapitel vor unserm Predigttext aufs schärfste, dass einige

Gemeindeglieder – zu geizig, andern etwas mitzubringen - erst zu dieser heiligen Handlung erschienen, nachdem sie sich vorher zu Hause satt gegessen hatten. Und die

Glaubensverkündigung vor dem Herrenmahl - die geschah in diesen Gottesdiensten nicht nur in verständlichen Worten, der sog. prophetischen Rede, sondern eben auch in Form der Glossolalie: Menschen begannen mit geschlossenen oder geöffneten Augen, die Lippen sehr schnell bewegend, unverständliche Worte zu sprechen oder zu singen - wie es ihnen der Geist Gottes eingab.



II



Diese Gabe der Glossolalie ist in unseren hiesigen Gemeinden selten, nimmt aber in den sog. charismatischen Gemeinden, die sich auch bei uns in Deutschland vermehren, zu. Und in vielen Ländern der Erde - vor allem dort, wo es zahlreiche Pfingstgemeinden und Pfingstkirchen - Pentecostal churches - gibt:: In Lateinamerika und Afrika vor allem, da ist sie sehr häufig umd selbstverständlich. Diese Pfingstkirchen sind übrigens die derzeit am schnellsten wachsenden Kirchen, man schätzt, dass sie inzwischen ein Viertel der Gesamtchristenheit bilden.


Auch Paulus hatte diese Gabe. Im Römerbrief nennt er sie ein „Seufzen des heiligen Geistes“ in uns, und im Hohenlied der Liebe, das in 1. Kor 13, also unmittelbar vor unserem Predigtext steht, da nennt er das Zungenreden „die Sprache der Engel“. Und

sagt doch dazu: Wenn solch ein Zungenreden ohne die Liebe geschieht, ist es nichts

wert.


Denn, so betont er: Die Liebe, wie wir sie vollkommen bei Jesus finden: Sie ist die höchste und wertvollste aller Gaben Gottes: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete, und hätte diese Liebe nicht, so wäre mein Reden - Blech...“.


Und in unserm Predigttext sagt er: Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle – und fährt doch gleich darauf fort: Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte mit dem Verstand reden, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen.


Denn – und das ist sein entscheidender Massstab: Wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott, und niemand versteht ihn. Wer aber prophetisch redet, der redet für Menschen – zu ihrer Erbauung, Ermahnung , Tröstung.


Und dann macht er's konkret und anschaulich und sagt: Wenn in eure Versammlungen jemand käme, dem das Evangelium und eure Gottesdienste unbekannt und fremd sind - würde der nicht denken: Was machen die da Merkwürdiges, Unverständliches? Wenn ihr aber prophetisch reden würdet - gemeint ist hier: Klar und verständlich reden von Gott und dem Heil, das er uns durch Jesus schenkt - dann würde er vielleicht niederfallen und Gott anbeten und erkennen, dass Gott selbst unter euch gegenwärtig und wirksam ist.





4


III


Das heisst: Paulus tut die Selbsterbauung nicht einfach ab, aber sie ist ihm zweitrangig. Entscheidend ist, dass Fremde vom Evangelium erreicht werden, dass Menschen, die nichts vom christlichen Glauben wussten, vor Gott niederfallen, ihn anbeten, ihm danken.


Wie auch sonst, so ist Paulus auch hier radikal und klar. Er fragt uns: Dienen eure

Gottesdienste nur der Selbsterbauung oder sind sie missionarisch? Noch eindeutiger und umfassender gesagt: Gestalten wir alles, was wir in der Gemeinde tun, so, dass darin die befreiende und erfreuende Kraft des Evangeliums aufleuchtet und Menschen, die von der Schönheit des christlichen Glaubens noch nichts oder nichts mehr wissen, dadurch zur Anbetung Gottes geführt werden? Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, ob die Angebote

und Gottesdienste in unserer Gemeinde lustig, attraktiv, modern oder was immer sind.

Solche seichten Massstäbe aus dem showbusiness haben wir nicht zu übernehmen

(auch wenn manche mit solchen Wünschen etwa bei Trauungen oder auch Taufen, inzwischen sogar auch bei Beerdigungen, kommen). Sondern darum geht es, ob Glaubensfreude, ob geistliche Kraft darin spürbar wird, ob etwas von der rettenden, seligmachenden und auch wegweisenden und zurechtweisenden Kraft des Evangeliums darin hörbar und spürbar wird.


Missionarisch ist das Evangelium von seinem Wesen her, sagt Paulus, es ist eine so herrliche Nachricht, dass sie keinem Menschen vorenthalten werden darf! Es ist die Nachricht, dass Gott um Jesu willen jeden Menschen, wer er auch sei, was er auch getan haben möge, bedingungslos liebt, und dass wir Menschen trotz allem, was wir aneinander auszusetzen hätten, einander mit Hochachtung begegnen können, dass wir, statt

einander herunterzumachen, einander nun aufhelfen können, statt gegeneinander nun füreinander dasein können, dass wir in der Völkerwelt nun eine Familie sein können, in

der es – wie in unseren kleinen Familien – nun wenigstens einigermassen gerecht zugeht, und wir wenigstens einigermassen friedlich miteinander umgehen und uns miteinander vertragen statt einander zu schlagen und zu bekämpfen.


Ob wir miteinander, ob jeder von uns so vom christlichen Glauben ergriffen ist, dass wir es für uns selbst und auch für andere in verständlichen Worten aussprechen können - das ist im Grunde die Frage, die Paulus uns stellt.


Eine Bitte an Sie: Versuchen Sie es zu Hause einmal aufzuschreiben, was für Sie der Inhalt des Evangeliums ist, das also, was Sie froh und dankbar werden lässt - und vielleicht zeigen Sie es einem Menschen und kommen darüber mit ihm ins Gespräch.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserm Herrn. Amen.









5


Lied: O komm, du Geist der Wahrheit...



Dankgebet:


Dafür danken wir dir, lieber Herr Christus, dass du auch in unserem Lande Glauben geweckt hast und weckst, neue Freude am Evangelium, mutiges Bekenntnis in Zeiten, wo es gefährlich war, sich zu dir zu bekennen. Dafür danken wir dir, dass wir frei und ungehindert zu den Gottesdiensten gehen dürfen, dass es Unterricht gibt, Kindergärten, Diakonie, Telefonseelsorge, Kirchenkonzerte, die Herrnhuter Losungen; dafür danken wir dir, dass wir bei Menschen spüren dürfen, wie sie ihren Glauben in die Tat umsetzen, hilfreich, tröstlich für andere werden, ihnen Mut machen, sie besuchen, dir zur Ehre, Menschen zur Freude singen...Dafür danken wir dir, dass das Evangelium auch in unserm persönlichen Leben oft seine Kraft entfaltet hat und in uns Freude geweckt hat. So sprechen wir miteinander:


Herr, wir danken dir.


Schuldbekenntnis:


Und dies bekennen wir dir, lieber Herr, als unsere Schuld, dass wir in der Kirche oft viele Künste suchen und das eine, das not ist, zu wenig wichtig nehmen; dass wir leicht den Auftrag, den du uns gegeben hast, vernachlässigen und stattdessen den Menschen nach dem Munde reden; wir bekennen dir, dass wir oft eher lau sind anstatt Salz der Erde, Licht der Welt zu sein, dass wir zu wenig kritisch sind, zu wenig prophetisch, und nach der Gabe deines Heiligen Geistes wenig Verlangen haben, dass wir Menschen das Zeugnis des Glaubens in Tat und Wort schuldig geblieben sind und zu viel um uns selber kreisen Darum sprechen wir gemeinsam:


Herr, vergib uns und hilf uns





















6



Gnadenzuspruch:


Jesus Christus spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken... So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.


Fürbitten:


Hab Dank, Herr Jesus, dass wir nicht allein zu leben brauchen. Du gehst mit uns, du begleitest uns mit deinem Wort, du gibst unserm Leben Kraft und Sinn. Wir danken dir auch, dass wir in deinem Namen deinen und unsern himmlischen Vater um alles bitten dürfen, in der Gewissheit: Wir werden gehört und unsere Bitten werden erhört – wir bekommen, was gut ist für uns und die Menschen, für die wir beten.


Wir legen dir diese Gemeinde ans Herz: Leite du sie, gib, dass alle, die in ihr mitarbeiten, dies in der Gewissheit tun: Sie haben Anteil an dem wichtigsten und schönsten Auftrag,

den es in der Welt gibt: In deinem Namen Liebe zu üben, Freude zu schenken, Trost zu vermitteln, zum Gehorsam gegen deine Worte, deinen Willen aufzurufen.


Wir bitten dich für alle, die missionarisch tätig sind: Gib ihnen Liebe zu dir, Liebe zu den

Menschen und Respekt vor ihnen. Wir bitten dich für die jungen Frauen, die im Jemen umgebracht wurden: Lass sie dich in der Herrlichkeit und Seligkeit des himmlischen Lebens schauen und trage mit denen, die um sie Leid tragen und sich vielleicht mit Selbstvorwürfen quälen.


Für den Rat unserer Stadt bitten wir, den Oberbürgermeister und die Bürgermeister und die Bürgermeisterin, für die Regierungen in allen Ländern: Wir bitten für sie um Weisheit, Geduld, Gesprächsbereitschaft. Und gib, dass viele Menschen geduldig und beharrlich weiter daran arbeiten, dass einmal die Völker alle als eine große Familie zusammenleben, in der es wenigstens einigermassen gerecht zugeht und man sich wenigstens einigermassen miteinander verträgt. Gib doch auch allen Bemühungen um Verständigung und Versöhnung mit der islamischen Welt Segen und Gedeihen.


Und nun bitten wir dich auch noch für unsere Angehörigen um deinen Schutz, um deinen Segen und wir nennen dir die Namen und die Anliegen, für die wir jetzt in der Stille bitten wollen:


Vater unser...


Lied: Himmel, Erde, Luft und Meer...


Segen