Familiengottesdienst am Ostersonntag, 31. März 2002

 

Lieder:

Hallelujaruf aus: Wir wollen alle fröhlich sein...1200

Erstanden ist der heilig Christ...105

Daß du mich einstimmen läßt in deinen Jubel...

Christ ist erstanden...

 

Psalm 98

 

Liebe Gemeinde, jetzt haben wir den österlichen Jubelruf schon vielfach gesungen – aber wie wird das unser eigener persönlicher Glaube, daß Jesus auferstanden ist und also unser Leben völlig verändern und mit Freude erfüllen will?

 

Ich lese dazu , was der Apostel Paulus 1.Korinther 15, in den Versen 19 und 20 schreibt:

 

Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

 

 

„Es gibt Dinge, die kann man sich garnicht vorstellen, ohne daß einen Schaudern und Entsetzen packt“, so beginnt der Essener Weiglehaus - Pfarrer Wilhelm Busch  einmal eine Osterpredigt. Und sagt dann weiter: Was wäre zum Beispiel, wenn  nur eine halbe Minute lang die Anziehungskraft der Erde aussetzen würde? Die Meere würden sofort alles Land überfluten, wir würden durch die Drehung der Erde ins Weltall geschleudert.

 

Oder: Was wäre, wenn der Golfstrom einmal seine Richtung wechselte, der Golfstrom, der die Wärme südlicher Breiten nach dem Norden trägt -  was würde geschehen, wenn er nicht mehr strömte? Ganz Europa würde erfrieren, vereisen, sterben.

 

Was wäre, sagt er dann – wenn Jesus nicht auferstanden wäre?

Die Welt wäre ohne Heiland. Wir hätten keine Hoffnung, die stärker ist als der Tod, es gäbe keine Vergebung , das Leben hätte im Grunde keinen Sinn, und alle die wären bemitleidenswerte Narren gewesen, die an Jesus geglaubt haben...

 

 

Und, kann ich  hinzufügen: Wir säßen alle nicht hier. Wir würden vielleicht Osterfeuer anzünden, Ostereier suchen, lila verpackte Schokoladenhasen essen – aber nicht Jesus feiern, nicht etwas feiern, was im Grunde zunächst mal eigentlich Entsetzen in uns auslösen muß!  Denn was bedeutet denn Ostern? Ostern bedeutet: Gott hat Jesus, den die Menschen ausstießen und  den sie bis heute nicht wollen - Gott hat ihn zum Herrn über alle und alles eingesetzt. Gott hat gesagt: In Jesus – und  nirgendwo sonst –will ich jetzt erkennbar werden, seine Worte sind meine Worte, sein  Wille mein Wille, seine Macht meine Macht. Und er soll und wird das letzte Wort

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sprechen über alle – sie alle, auch alle, die sich jetzt so großspurig und mächtig aufspielen, werden sich einmal vor ihm verantworten müssen.  

 

Aber wie kann man das denn glauben, daß Jesus von Gott auferweckt worden ist? Gibt es nicht doch einen Beweis? Das leere Grab vielleicht – auf das dieses Bild hinweist? 

 

 

Nun, ich muß sagen: Mir fällt das gar nicht schwer, das zu glauben, daß Gott dem toten Jesus sein eigenes göttliches ewiges Leben eingehaucht und ihn in seine himmlische Welt aufgehoben hat. Mir fällt das nicht schwer, das zu glauben. Denn Gott kann alles. Ihm ist nichts unmöglich.

 

Aber: Das zu glauben ist ja noch kein Glaube, der das ganze Leben verändert. Sondern den bekomme ich nur, wenn ich mit Jesus verbunden lebe.Davon spricht dieses Bild sehr schön. Menschen hängen sich an Jesus, verbinden ihr Leben mit ihm: beten zu ihm, hören auf ihn, halten sich an ihn. Darüber entsteht Osterglaube, ich merke dann nämlich: Er ist stärker als mein  Egoismus oder meine Eitelkeit.

 

Ich lerne von ihm: Vergeltung bringt nie etwas, im Gegenteil.

 

Ich räume dem Geld oder dem Konsum nicht mehr so viel Macht in meinem Leben ein, weil ich merke, was Jesus mir zu geben hat, ist viel besser.

 

Und ich lebe in der sicheren Hoffnung: Die Schuld und der Tod haben nicht mehr

das letzte Wort, Gottes Erbarmen siegt darüber. Dies Kruzifix hier ist übrigens von einem Wort Luthers inspiriert. Er schreibt mal:  Mir ist es bisher wegen meiner angeborenen Bosheit und Schwachheit unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen. Eigentlich müßte ich verzweifeln. Aber ich hoffe auf Christi Kreuz. Das ist die Weisheit für mich. Wie Judas an einen Baum mich hängen – das tu ich nicht. Ich hänge mich ans Kreuz, nämlich an den Hals oder Fuß Christi, wie die Sünderin, die ihm die Füße salbte. Und ob ich noch schlechter bin als sie, ich halte daran fest.

 

Dann spricht Christus zum Vater: Dieses Anhängsel da muß auch mit durch. Er hat zwar nichts gehalten und alle deine Gebote übertreten und war im Glauben schwach. Aber er hängt sich an mich. Was willst du, ich starb am Kreuz auch für ihn. So laß ihn durchschlupfen, hinein in deine Herrlichkeit.

 

Das soll mein Glaube sein.

 

Und das ist auch der Grund der Osterfreude: Er ist der Herr und nicht meine

Schuld, nicht mein Egoismus, nicht der Tod, nicht die gegenwärtigen Machthaber -sondern  Er. Wer dementsprechend lebt, bei dem zieht die Osterfreude ein.  Der wird aus vollem Herzen rufen und singen: Der Herr ist auferstanden! Amen.

 

 

Weitere Predigten von Pfarrer Martin Quaas, Essen-Rellinghausen, finden Sie unter www.martin-quaas.de/predigten.