Lieder:
Du meine
Seele, singe... 302, 1 - 4
Nun lob mein
Seel, den Herren.... 289, 1-4
Ist Gott für
mich, so trete... 351, 1 - .4
Wer nur den
lieben Gott läßt walten... 369, 1 + 7
Psalm: 146 (Nr. 762)
Schuldbekenntnis und Gnadenzusage:
Laßt uns vor
Gott bringen, was uns bewegt und belastet, bedrängt und erschreckt:
Treuer und
heiliger Gott, wir hören und sehen von schlimmen Ereignissen, von Unglück,
Gewalt und Naturkatastrophen...und, ach, erst wenn es uns selber hautnah
trifft, bedrängt uns das alles, bringt uns zum Erschrecken...Wird es uns auch
zur Umkehr, zur Buße führen?
Wir bekennen
dir, daß unsere Herzen oft verhärtet sind, daß uns fremdes Leid manchmal nur
neugierig macht. Wir bekennen dir, daß wir fast nur an uns selbst interessiert
sind, daß wir gedankenlos in den Tag hinein leben, daß wir, statt uns von dir
die Augen öffnen zu lassen, blindlings den Katastrophen entgegenleben.
Wie schwer
hast du es mit uns, deinen trotzigen Kindern, wie groß ist deine Geduld mit
uns. Und nun bitten wir dich: Verzeih
uns unsere Gedankenlosigkeit, unsere Lieblosigkeit, unsere Ungerechtigkeit,
führe uns und unser Volk von Irrwegen zurück
und erbarme
dich aufs neue über uns!
So sagt es der
93. Psalm in unsere Angst und Not, in Naturkatastrophen und Bedrängnisse
hinein:
Die Wasserströme erheben sich,
die Wasserströme erheben ihr Brausen,
die Wasserströme heben empor die Wellen,
die Wasserströme im Meer sind groß und brausen mächtig –
der Herr aber ist noch größer in der Höhe.
Lesung:
Markus 7, 31 - 37
Predigt über
1. Korinther 3, 9 – 15:
Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid...Gottes Bau.
Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
Einen andern Grund
kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
2
Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber,
Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,
so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des
Gerichts wird’s klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von
welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so
wird er Lohn empfangen.
Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden
leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch’s Feuer
hindurch.
Liebe
Gemeinde,
wie herrlich
sind unsere großen alten Dome: der in Magdeburg etwa, von dem man noch nicht
weiß, ob ihn vielleicht in den nächsten
Tagen braune Fluten umspülen werden, oder der wunderbar klar gegliederte
gotische Dom in Meißen, glücklicherweise so hoch gelegen, daß er auf die trüben
Fluten der ausgeuferten Elbe und die unter Wasser stehende Altstadt herunterschauen
kann - oder natürlich der Kölner Dom, oder die Dome in Ulm, Naumburg,
Straßburg...Lange, lange ist an ihnen gebaut worden, jahrzehnte-,
jahrhundertelang. Generationen von Maurern, Zimmerleuten, Architekten,
Steinmetzen, Handlangern bauten an ihnen...Einmal werden auch diese Dome
mitsamt ihren Fundamenten verschwunden sein, zerstört, verrottet,
zerbrochen...Es gibt einen Bildband mit dem Titel: „Sie bauten für die
Ewigkeit“: Was sieht man in ihnen? Lauter Ruinen, Reste von Pyramiden, Tempeln,
Palästen...
In unserm Text
vergleicht der Apostel Paulus auch das Reich Gottes, dem die Kirche Jesu
Christi dient, mit einem Bau. Und dies ist kein Jahrhundert- , sondern ein
Jahrtausendebau. Es ist ein unzerstörbarer Bau, ein Bau, der alle Zeiten
überdauern wird. Der bis zur Ewigkeit bleibt. Die Zahl derer, die an diesem Bau
mitbauen, geht in die Milliarden. Der Bauherr – also der, der den Bauplan kennt
und der auch schon die Vollendung dieses Baus vor Augen hat – das ist Gott
selbst. Er, der Bauherr, gibt uns in diesem Text
1.
einen Auftrag
2.
zeigt er uns das Fundament, das den
ganzen Bau trägt und
3.
gibt er eine Zusage
I
1. Der
Auftrag: Er lautet schlicht und einfach: Baut!
Paulus ist
diesem Auftrag gefolgt, als er – etwa in der Weltstadt Korinth – die
christliche Gemeinde aufbaute, andere folgten ihm, bauten auf seiner Gründung
weiter – und heute bauen in Korinth andere
– nunmehr überwiegend griechisch-orthodoxe Christen.
3
Und auch bei
uns in Rellinghausen wird das Reich Gottes gebaut. Vor über 1000 Jahren fing’s
hier an mit dem Reich-Gottes-Bau – und seit ca. 1550, als hier die evangelische
Gemeinde entstand, bauen auch evangelische Christen mit am Reich Gottes.
Heute gilt
jedem von uns Gemeindegliedern hier der Auftrag: Baue mit! Baue mit deinen
Kräften, deinen Gaben. Allein hier im Gottesdienst: Herr Gewitsch, gerade aus
dem Urlaub zurück, der Küster, sorgt für diese Kirche, seine Frau kümmert sich
um den Blumenschmuck, ihr alle singt und betet mit, und ihr hört zu – übrigens
ein überaus aktives Tun - Frau Eymann
hat die Lesung gehalten, die Organistin, heute wieder Frau Urbasch, musiziert
zur Ehre Gottes und zur Freude von uns...Oder zuhause oder auf der Straße: Wir grüßen einen Menschen freundlich, so daß
sein Gesicht schön wird über dem Lächeln, wir beten für einen kranken Nachbarn,
wir lesen in der Bibel, ein einziger
Vers vielleicht gibt uns ungeahnte Kraft, wir bitten einen Menschen um
Verzeihung, wir bedanken uns in einem Telefonat für Geburtstagsgrüße - lauter
Dinge, die den Bau des Reiches Gottes weiterbringen. Oder – wie ich gestern
hörte – ein Mitglied unserer Reisegruppe, die im Mai in Dresden war, hat einen
Brief geschrieben an die Schwestern des Diakonissenhauses, in dem wir damals
wohnten. Auch das dazu gehörende Krankenhaus der Diakonissenanstalt ist von den
Überschwemmungen schwer betroffen. Wie wichtig kann dann auch ein
anteilnehmender Brief für die so belasteten Menschen dort sein.
Denken wir nur
ja nicht gering von unseren scheinbar kleinen Beiträgen! Scheinbar winzige Dinge
können ungeahnte Auswirkungen haben.
Und an andern
Orten und zu andern Zeiten bauten und bauen Andere.. Vielleicht trösten
irgendwo jetzt in Gottesdiensten oder in Gesprächen in Turnhallen Menschen
andere verzweifelte Menschen, wie viele Tausende Helferinnen und Helfer gibt es
– Soldaten, Menschen, die ehrenamtlich für andere tätig sind in Feuerwehr, DLRG
und anderen Verbänden. Oder: Es sind
Menschen da, die andere Menschen in
Gefängnissen seelorgerlich betreuen oder Menschen, die sie – etwa in der Organisation
amnesty international – vor Folter und Unrechtshaft zu bewahren suchen, oder
denken wir an Krankenschwestern und Pfleger,
an Ordensleute, an Mönche, die für andere vor Gott im Gebet eintreten,
an eine Soldatin der Heilsarmee und und...
Vielleicht
werden wir einmal sehr staunen, wenn wir mit dem Ertrag unseres Lebens vor
Gottes Thron stehen und Gott uns zeigt: Dieses Wort oder dieses Lächeln – das
war sehr sehr
wichtig für den Weiterbau des Reiches Gottes – und dies - z.B. eine theologische Doktorarbeit oder
ein Kirchenbau – das hat das Wachstum des Reiches Gottes kaum weitergebracht
und dies – nämlich diese Rechthaberei von dir oder
diese
Knausrigkeit – das hat sogar einen großen Rückschritt bedeutet, hat einiges zum
Einsturz gebracht...
Denn Paulus
nennt hier ja auch die unterschiedlichsten Baumaterialien: Gold, Silber,
Edelsteine, aber auch Holz, Stroh, Heu, also beständige, wertvolle - und vergängliche, leicht verderbliche,
schnell verfaulende Baumaterialien. Und warum er diese Materialien nennt,
werden wir gleich noch sehen.
4
II
Aber vorher
müssen wir – zweitens – vom Fundament sprechen. Das Fundament: das ist Jesus
Christus selbst. Auf ihn hat Paulus den Bau der Gemeinde gegründet. Und er
bleibt das alleinige Fundament: Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen
Schrift verkündigt wird - das eine Wort
Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und
zu gehorchen haben. Das ist das Fundament, das alle Zeiten überdauert.
Alles andere wird im Flugsand der
Geschichte versinken, verwehen. Christus allein ist und bleibt das Fundament
jeder Gemeinde und das Fundament jedes einzelnen Christenlebens. Er ist das
Fundament, auf das wir im Leben und im
Sterben bauen können. Alles andere ist Sand und Tand.
Je älter ich
werde, desto klarer wird mir: Jedes Menschenleben braucht einen festen Grund,
ein solides, tragfähiges Fundament, auf das man bauen kann. Wer keins hat, wird
haltlos, kann versinken, abstürzen. Wir brauchen ein Fundament, das hält, wenn alles schwankt oder ins Wanken zu
kommen droht. Solch ein festes Fundament kann aber weder unsere Kraft noch
unsere Leistung noch unser Ansehen noch unser Geld sein...Sondern tragfähig und
belastbar wie nichts und niemand sonst ist Jesus Christus. Von ihm und zu ihm
können wir sagen: Teneo, quia teneor - Ich halte, weil ich gehalten werde.
Wer sein Leben
auf Christus gründet und auf ihn baut, der baut mit Baumaterialien von bleibendem Wert, Paulus benennt sie einmal mit den Worten Glaube, Hoffnung,
Liebe. Es sind Baumaterialien, die
Bestand haben auch im Jüngsten Gericht.
III
Denn –
drittens – Gott, der Baumeister, gibt uns eine Zusage. Er wird den Bau, den
vollendeten Bau, einmal, wie man in der Architektensprache sagt, „abnehmen“. Er
wird beurteilen, was Bestand hat und was nicht, was köstlich und kostbar ist an
diesem Bau und was vergängliches, schnell verderbliches Baumaterial war.
Manches wird
sich als Gras und Heu herausstellen, als Stroh – im Strohfeuer vergehend.
Manche Splitter, die wir im Auge des Andern gesehen haben, werden schnell
verbrennen, die Balken im eigenen Auge dagegen viel langsamer.
Ganz vieles,
auf das wir in unserer Konsum- und Spaßgesellschaft in den letzten Jahrzehnten
gesetzt haben, wird überhaupt keinen Bestand haben. (Dazu gehören auch zahllose
Gebäude, die wir als betongewordenes Zeichen hemmungsloser Profitgier auf
Wiesen hingeklotzt haben). – Und kann man in den gegenwärtigen Katastrophen
nicht auch Warnzeichen der Natur sehen? Warnzeichen Gottes, die uns sagen: Ihr
in USA und Europa – ihr habt in den letzten Jahrzehnten weit über eure
Verhältnisse gelebt, habt weit mehr verbraucht, benutzt, verschwendet, als der
Natur und eurem eigenen Leben guttut – lernt aus den Katastrophen, geht nicht
gleich wieder zur Tagesordnung über,
zum schnellen Wiederaufbau, besinnt euch, handelt nicht weiter nach dem
Motto: Nach uns die Sintflut, ändert eure
6
Lebensweise,
lebt bescheidener, mehr in Einklang mit eurer natürlichen Umgebung...
Ob wir
Menschen doch noch aus dem Tiefschlaf erwachen, ob wir doch noch sehend werden?
Oder sind wir zu träge, zu dumm, zu faul...zu gottlos?! Muß es erst noch schlimmer kommen? Ob wir endlich erkennen
werden und zu unterscheiden lernen, was bleibend und was vergänglich, was
wesentlich und was unwesentlich ist, was verderblich ist und was in Gottes
Reich Wert und Bestand hat?
Denn manches,
das vielleicht unwichtig und unscheinbar erschien, wird, wenn wir vor Gottes
Thron stehen, wunderbar leuchten wie Edelsteine und herrlich glänzen wie Gold: Ein tröstendes Wort, der
Augenblick, wo eine Frau einer Sterbenden ganz zart übers Haar gestrichen hat,
ein Blick voll Einfühlsamkeit, ein mutiges Wort, wo andere feige schwiegen...
In dem, was
Paulus hier von der Vollendung, vom Gericht, vom endgültigen Urteil über unsere
Bautätigkeit sagt, steckt eine Mahnung und eine Verheißung.
Die Mahnung:
Richte du nicht über den Wert dessen, was andere tun. Überlaß jedes Urteilen
Gott. Wie wohltuend sind Menschen, die in ihren Worten nicht über andere
herziehen, an ihnen herummäkeln, sondern immer Freundliches, Gutes von ihnen sagen. Ich kenne einiger
solcher Menschen. Sie maßen sich nicht an, über andere zu urteilen. - Das ist
die Mahnung: Urteile nicht über andere.
Und die
Verheißung: Du wirst gerettet werden – du und jeder und jede - doch so wie durch Feuer hindurch. Woraus die
katholische Kirche ja die Lehre vom „Fegefeuer“ gemacht hat. Aber ich glaube,
man kann aus diesem sehr ernsten Geheimnis keine Lehre machen.
Gemeint ist
auf jeden Fall: Wir kommen nicht einfach „alle, alle in den Himmel, weil wir so
brav sind...“, sondern unser Tun und
Lassen hat Bedeutung für’s letzte Gericht, für jenen jüngsten Tag, an dem wir
einmal mit dem gesamten Ertrag unseres Lebens vor Gottes Thron stehen werden.
Über manches, das dann wieder ans Licht kommt, werden wir uns dann sehr
schämen, manches wird uns sehr schmerzen, wird uns vielleicht höllisch weh
tun...aber wir selbst werden gerettet werden. Und für all das, mit dem wir das
Reich Gottes gefördert hat, wird Gott uns reich belohnen.
Also: Achten
wir darauf, daß möglichst viel von unserem Tun wertvoll und beständig ist.
Leben wir im Bewußtsein: Wertvoll, beständig ist allein das, was Christus in
uns und durch uns wirkt .
Der Friede
Gottes, höher als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus
Jesus unserm Herrn. Amen.
Fürbitten:
und in
Tschechien und der Slovakei, in Rußland und Österreich,
für die
Menschen, die Hab und Gut verloren haben, die ihr Zuhause verlassen mußten und
die verzweifelt sind angesichts von Chaos, Schmutz und Zerstörung,
für die vielen
Helferinnen und Helfer,
auch für die
Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden,
daß Gott ihnen
allen die Kraft gebe, die sie jetzt brauchen, daß er Hilfsbereitschaft wecke
und stärke, daß´er uns Menschen zur Einsicht führe, bevor es zu spät ist, daß
er uns einen Umgang mit Gütern und Gaben lehre, der von Ehrfurcht vor Gott, von
Ehrfurcht vor dem Leben geprägt ist,
laßt uns den
Herrn anrufen:
Herr, erbarme
dich.
Laßt uns Gott
bitten
für die
Kranken zuhause und in den Heimen und Kliniken,
daß Menschen
da sind, die sie pflegen, die sie besuchen und Verständnis für sie haben,
laßt uns beten
für die, die auf eine Operation warten, daß sie mit Vertrauen und Hoffnung in
die Zukunft sehen.
Laßt uns auch
beten für die, die nie wieder ganz gesund werden, daß sie sich in Gottes Willen
finden und seinen Segen erfahren,
auch für
Schwestern und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte und
für alle, die
zu Hause ihre Kranken versorgen, daß Gott ihnen Geduld und Tatkraft schenke,
Taktgefühl und ein fröhliches Herz,
laßt uns den
Herrn anrufen:
Herr, erbarme
dich.
Laßt uns für
uns alle beten, daß wir die Gesundheit nicht zum Götzen machen, aber auch nicht
Raubbau treiben mit unseren Kräften, daß Krankheiten uns nicht nur in Angst und
Sorge treiben, sondern auch heilsam für uns sind und uns daran erinnern, daß
Gottes Güte mehr ist als Leben,
laßt uns den
Herrn anrufen:
Herr, erbarme
dich.
Laßt uns beten
für alle, die besondere Verantwortung tragen in Politik, Wirtschaft und
öffentlicher Meinungsbildung,
daß sie die
Wahrheit lieben und die Lüge verachten,
nach
Gerechtigkeit streben und den Frieden fördern,
nach Wegen der
Verständigung, der Versöhnung, des gedeihlichen Miteinander im Zusammenleben
der Völker suchen,
laßt uns den
Herrn anrufen:
Herr, erbarme
dich.
Ach Gott, nimm
Großmannssucht, Vergeltungsstreben und Kriegslüsternheit aus den Hirnen und
Herzen der Mächtigen, gib ihnen Klugheit, Weisheit, Besonnenheit. Erwecke und
stärke in unserem Volk die Kräfte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und
führe uns, ehe es zu spät ist, zur Buße. Amen.