Lieder:
Ein feste
Burg....362
(vor und nach
der Predigt):
O
Lebensbrünnlein tief und groß...399
(Vor dem
Segen):
Ach bleib mit
deiner Gnade...347
Psalm:
46 (Nr. 724)
Lesung:
1. Mose 3, 1 - 8
Predigttext: 1. Mose 3, 9 - 24
Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?
Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich;
denn ich bin nackt, darum versteckte
ich mich.
Und er sprach: Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast
du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon
essen?
Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir
von dem Baum, und ich aß.
Da sprach Gott der Herr zum Weibe: Warum hast du das getan?
Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich, so daß ich aß.
Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: Weil du das getan
hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde: Auf deinem
Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.
Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe
und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf
zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger
wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach
deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.
Und zum Manne sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme
deines Weibes und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du
sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal
sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.
Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das
Kraut auf dem Felde essen.
Im Schweiße deines
Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du
genommen bist. Denn du bist Erde und
sollst zu Erde werden.
Und Adam nannte sein Weib Eva; denn sie wurde die Mutter
aller, die da leben.
Und Gott der Herr machte Adam und seinem Weibe Röcke von
Fellen und zog sie ihnen an.
Und Gott der Herr sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie
unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nur nicht
ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe
ewiglich!
Da wies ihn Gott der Herr aus dem Garten Eden, daß er die
Erde bebaute, von der er genommen war.
2
Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.
Liebe
Gemeinde!
Wie naiv und
einfältig wird hier erzählt und wie ist jedes Wort voll von Tiefsinn und
Weisheit!
Von einer
sprechenden Schlange hören wir und von einem Gespräch, in dem Gott zwei
Menschen bei ihrer Verantwortung
behaftet, von Mühsal, Schmerzen und Scham, die zum menschlichen Leben gehören, aber auch davon, wie Gott fürsorglich
Felle gerbt und zusammennäht und mit
ihnen das jämmerlich frierende Menschenpaar umkleidet.
I
Sie hatten
sich verkrochen und er hatte sie gesucht, er hatte – am Abend, als es kühl
geworden war - nach ihnen gerufen: Adam, Eva -
wo seid ihr? Und die beiden, die notdürftig ihre Scham mit ein paar
Feigenblättern verhüllt hatten – sie hatten Gott gehört, aber statt freudig auf ihren Schöpfer und vertrauten
Gesprächspartner zuzugehen, verstecken
sie sich vor ihm.
Warum? Was
haben sie zu verbergen? Wir wissen schon: Der Wahrheit dieser unendlichen Geschichte kommen wir nur nahe,
wenn wir uns in Frage gestellt sehen
- wir, die Adams und Evas heute.
Versuche ich,
mich vor Gott zu verstecken? Versuchst du, dich vor Gott zu verstecken? Hast du
vielleicht etwas vor ihm und vor deinen Mitmenschen zu verbergen? Nun, wenn ich
mich betrachte, ich finde da schon einiges bei mir, was mir an mir nicht gefällt, was ich verdränge, vor
Menschen verberge, wovon ich frei sein möchte, erlöst davon...Aber das geht
leider nicht.
Oder doch?
Wir können uns ja garnicht vor Gott verstecken, können vor ihm nichts verbergen,
er weiß und sieht ja alles...und – und hier wird die Erzählung zunehmend
bedrängend - er stellt uns zur Rede.
Wir mögen Gott
im Alltagstrubel vergessen, mögen ihn für eine menschliche Erfindung halten,
mögen sagen: Es gibt nur ein blindes Schicksal, oder: Alles ist Zufall...Wir
mögen faktisch ohne Gott leben – und bleiben ihm doch verantwortlich.
Und im Grunde
weiß das auch jeder Mensch. Und ich glaube, jeder Mensch hat auch diese
unbestimmte Furcht vor Gott, von der Adam hier spricht (und die das Gegenteil
von echter Ehrfurcht vor Gott ist). Adam fürchtet sich vor Gott und er schämt sich vor ihm, denn er weiß: Er ist
der Versuchung und Verführung verfallen: Er mißtraut Gott
3
will ihn im
Grunde weghaben, will selbst die Rolle Gottes spielen, hält es für einengend
und engstirnig, immer auf Gottes Gebote hören zu sollen, will stattdessen
viel lieber
selbstherrlich bestimmen, was gut oder schlecht für ihn ist ... er ist der
Verführung
verfallen, und sei‘s in Gestalt des Mitläufertums: „Ich hab ja nur mitgemacht, die Frau hat angefangen...“.
Adam weiß das
alles von sich und versucht es doch irgendwie zu vertuschen. Ach, wie gut
können wir den Adam verstehen, und wenn wir in die Politik oder die
Wissenschaft sehen oder die Zeitung aufschlagen, täglich finden wir Beispiele
für das Streben des Menschen selbst sein zu wollen wie Gott.
II
Aber¨Gott läßt
uns nicht allein in unserem Versteck, sondern ruft uns zur Verantwortung – und
Adam versucht es mit Ausflüchten und Abschieben der Verantwortung, ja
letzten Endes versuchen Mann wie Frau etwas geradezu Aberwitziges, aber
zugleich auch sehr Verständliches: Sie schieben nicht nur dem jeweils Andern
die Schuld zu, sondern unternehmen allen Ernstes den Versuch, die Rollen
umzutauschen und den Richter zum Angeklagten zu machen: „Die Frau, die du mir gegeben
hast, hat mich verführt“. Die Schlange, die du geschaffen hast, hat mich betrogen“. Letzten Endes ist Gott der
Schuldige.
Haben sie
nicht recht? Hat Gott nicht auch das Böse, die Möglichkeit zur Verführung
geschaffen? Und: Läßt er nicht auch Entsetzliches zu? Wir denken an das Inferno von Dresden heute vor 60 Jahren, das
Flammenmeer, die sinnlose Zerstörung herrlicher Kulkturgüter, 35.000
Menschen schrecklich umgekommen.
Warum?
Immer wieder hören wir die Warum - Fragen, immer häufiger werden sie gestellt,
und ich fürchte, nicht immer aus echtem Entsetzen, Mitleiden und Anteilnahme
heraus, sondern auch schon mal – wie bei den Beiden
hier – geradezu mit einer Spur Herausforderung und Selbstgerechtigkeit.
Warum – das Leid? Woher die Verführung, dieser Drang zur Selbstherrlichkeit, zur Habgier, zur unheilvollen Grenzüberschreitung, zur Selbstzerstörung in uns? Wozu ist sie da, und wo kommt sie her - die Macht des getarnten und lockenden Bösen, der wir verfallen...? Darauf finden wir Menschen keine Antwort. Die Schlange wird nicht gefragt. Der Ursprung des Bösen, des Verführerischen wird nicht erklärt. Es ist einfach da, dieses süße Gift, das uns Leben verspricht und uns in Wirklichkeit ums Leben betrügt (nur erkennen wir das meist erst zu spät), dieses sich schlängelnde Wesen, das uns zu Mißtrauen gegen Gott verführt und dazu verlockt, ihn abschaffen zu wollen und uns selbst an Gottes Stelle zu setzen, also selbst und in eigener Regie Leben herzustellen, zu gestalten, zu beenden.
Aber, sagt die
Erzählung, auch angesichts der unerklärlichen Rätsel bleiben wir Gott
verantwortlich. Wir können nicht einfach alles aufs Milieu oder die Andern oder
auf Gott abschieben. Für die Wirklichkeit des Bösen sind wir nicht
verantwortlich zu machen – dennoch fragt Gott jeden von uns nach seinem Tun, nach seiner persönlichen
Verantwortung.
4
III
Der diese
Erzählung aufgeschrieben hat – er versteht es durchaus auch als Folge unseres Mißtrauens und unserer
Grenzüberschreitungen, wenn er nun
beschreibt, wie unsere Welt und unser Leben von Leid und Mühsal, Kampf und Feindschaft geprägt ist –
wobei er das zu seiner Zeit jeweils Typische für die Geschlechter betont. Bei der Frau sind das Schwangerschaft und
Geburt und sexuelle
Erniedrigung
durch den Mann. Bei ihm, dem Viehhirten
und Ackermann, wird die Arbeit voller Mühsal und Widrigkeiten sein (Ausnahme vielleicht jener Ackermann, der für
seine Schwerstarbeit bei der Deutschen Bank jährlich 11 Mio. Euro bekommt).
Und auch wenn
wir all das Unkraut, das Dornige, Schmerzende und Schweißtreibende zu vermindern suchen – sei’s durch chemische
Keulen oder Gentechnik, sei’s durch Maschinen und Computer - es bleibt bei dem, was der 90. Psalm von
unserm Leben sagt: Und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe
und Arbeit gewesen, denn es fähret schnell dahin, als flögen wir
davon... Bis wir wieder zu Erde
werden, von der wir genommen sind.
Und nun ist
zusätzlich zu unserem unersättlichen
Drang nach Erkenntnis und Grenzüberschreitung
ja auch der Drang nach ewigem Leben in uns, die Sucht, die Grenze des
Todes weitmöglichst hinauszuschieben, Sterben
und Alter hinauszuzögern – ja der Drang nach Aufhebung aller
Begrenztheit, die Sehnsucht nach
Schranken- und Schwerelosigkeit, nach Überwindung der Grenzen von Raum
und Zeit, nach ewigem Leben ....Aber das – das erreichen wir nicht.
IV
Stattdessen
sagt das Neue Testament uns etwas absolut Unerwartetes und Unglaubliches,
nämlich: Gott schenkt es uns Menschen
von sich aus, schenkt uns ewiges Leben und schenkt uns erlöstes Leben, Leben in
neuem Gottvertrauen wie im Paradies.
Zu Weihnachten
haben wir gesungen: Heut schließt er
wieder auf die Tür zum schönen
Paradeis, der Cherub steht nicht mehr dafür, Gott sei Lob, Ehr und Preis.
...
Und das heißt:
Gott wurde selbst wie unsereiner, hat uns den Zugang zum Paradies auf der Erde
wieder eröffnet: Wir können durch Jesus unsern Bruder nun wieder in Vertrauen
zu Gott unserm Vater und auch in Vertrauen zueinander leben, können als befreite Kinder Gottes wieder
gern auf ihn hören und seinen guten
Geboten folgen und lernen, wenigstens einigermaßen die Erde mit ihrer Fülle von
Früchten und Schätzen nicht nur zu bebauen, sondern auch zu bewahren.
Und in der
jetzt beginnenden Passionszeit und am Karfreitag hören wir noch mehr, nämlich:
Jesus hat sich von Gott auf die Anklagebank setzen lassen, er hat die Rolle des
Sündenbocks auf sich genommen und die Strafe, die wir verdient hätten, für uns
getragen. Gott ruft uns weiter zur Verantwortung, aber er straft uns nicht
mehr. Wir brauchen uns nicht mehr vor ihm zu verstecken , sondern dürfen ihn
bei Schuld und Versagen vertrauenvoll um Verzeihung bitten – und wir können und sollen
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nun auch unsererseits verzeihen und niemanden
mehr zum Sündenbock abstempeln.
Noch gehören
Mühsal, Leid und Feindschaft zum Leben in unserer noch unerlösten Welt und doch
brechen und dringen da hinein die befreienden Kräfte des Erlösers: Er kann uns
im Leiden trösten, hat er doch selber die Warum-Frage am Kreuz herausgeschrien,
er kann und will als Heiland wirksam sein, so daß Schwangerschaft und Geburt
erleichtert werden (oder auch: ein anderes Beispiel – der Gang zum Zahnarzt
nicht mehr so mit Schmerzen verbunden
ist).
Noch gibt es
scheußliche sexuelle Unterdrückung der Frauen und auch – sagen wir - Spannungen zwischen Mann und
Frau in der Ehe, so wie ich‘s kürzlich in der Traupredigt eines
afrikanischen Pfarrers lustig formuliert fand: „Die Ehe“ – schreibt er – „ist der einzige Krieg, in dem man mit dem
Feind schläft“, aber es gibt bei aller Mühsal auch des ehelichen
Zusammenlebens doch auch echte und für Beide hilfreiche und beglückende Partnerschaft.
Und was ist
mit der Schlange, dem Symbol der Verführung? Zu Ostern werden wir singen: Wie sträubte sich die alte Schlang, als Christus mit ihr kämpfte. Mit
List und Macht sie auf ihn drang und
dennoch er sie dämpfte. Ob sie ihn in die Ferse sticht, so sieget sie doch
darum nicht, der Kopf ist ihr
zertreten.
Und das heißt
doch: Noch ist das Böse, Verführerische
da - aber ich kann mit Hilfe der Worte
Jesu, die meinen Verstand erleuchten,
immerhin Einiges davon durchschauen, brauche der Verführung nicht mehr auf den Leim gehen.
Und auch in
der Wissenschaft gibt es – neben allem
Forschen, das nach Gott nicht fragt, sondern der persönlichen Bereicherung oder Ehre oder den Interessen
der Großkonzerne oder dem Militär dient – doch auch – und vielleicht zunehmend - dies: Daß Wissenschaftler die
möglichen Konsequenzen ihres Forschens mitbedenken und bei manchen Projekten,
in denen der Mensch selbst Gott spielen will oder die eindeutig dem Leben und
Miteinanderleben schaden, nicht mitmachen: etwa bei der sog. Abtreibung,
Bereichen der Gentechnologie, der sog. Euthanasie.
Und vor allem:
Wir Christen können Menschen sein, die erfüllt sind von der starken Hoffnung:
Wenn wir mit Jesus leben, leben wir auf der Seite des Siegers. Denn er, das
Lamm Gottes, spricht das letzte Wort in jener Welt, auf die wir zugehen und die
uns die Bibel auf ihren letzten Seiten im Bild des himmlischen Jerusalem vor
Augen stellt: Einer
Stadt, in die hinein die Völker all die Schätze ihrer Kultur und Kunst hineinbringen werden und in der wir
Gott sehen werden, wie Er ist. Vom Leben dort wollen wir singen: Lied 399, 4 –
7. Amen