Erneure mich, o ewigs Licht...390
Erfreue dich, Himmel...636
Herr, die Erde ist gesegnet...512, 1-3.5+6
Danket dem Herrn...333, 1+2
Liebster Jesu...161(als Kollektengebet)
Der heutige Predigttext ist das Ende der
Sintflutgeschichte – jener Erzählung von einer furchtbaren Flutkatastrophe –
wie sie übrigens nicht nur in der Bibel
überliefert ist, sondern zum Beispiel auch bei den Assyrern und Babyloniern, aber auch bei den
australischen aborigines und bei südafrikanischen und mittelamerikanischen
Naturvölkern. Zugrunde liegt allen Erzählungen das Geschehen gewaltiger Naturkatastrophen,
aber wesentlich ist die Deutung: Immer werden diese Katastrophen als Ausdruck
göttlichen Zorns über menschliche
Gottlosigkeit gedeutet – so wie ja auch das Wort Sintflut – das althochdeutsche
„sinvluot“, das einfach „große Flut“ bedeutet - seit dem 16. Jahrhundert
volkstümlich in „Sündflut“ umgedeutet wurde. Auch die biblische
Sintflutgeschichte beginnt mit den Sätzen: „Als aber der Herr sah, daß der
Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres
Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, daß er die Menschen gemacht
hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn...“.
Aber dann
fällt sein Blick auf einen, der ist
anders. Und um dieses Einen willen ändert er seine Pläne und seine Einstellung
zu uns Menschen.
„Noah aber
war ein frommer Mann und ohne Tadel... er wandelte mit Gott“, so heißt es
gleich am Anfang der Sintflutgeschichte. Und eines Tages erhält er von Gott den
Auftrag: Baue eine Arche, einen Kasten aus Akazienholz. Auch die Größe wird
angegeben: In unseren heutigen Maßen: 150 m lang, 25 m breit, 15 m hoch. Noah
fängt an zu bauen - wie man sich vorstellen kann, unter dem Gespött der Leute:
Was soll das, was baust du mitten auf dem Land solch einen riesigen Kasten,
tickst du nicht mehr richtig...?
Aber er, der
Gott gehorcht, er überlebt sie alle. Er überlebt die, die Gott mißachten.
Urplötzlich ist die Katastrophe da, die Flut reißt alles mit, zerstört alles,
was und worauf die Menschen gebaut hatten. Nur die Arche und das Leben in ihr
bleiben.
Und schließlich, nach langen bangen Tagen: Die
Wende. Der Regen hört auf, die Sonne zeigt sich wieder. Es knirscht und
kracht.Die Arche stößt auf Grund. Wieder fester Boden. Gerettet.
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Und im
heutigen Predigttext heißt es: V 15-22.
Da redete Gott
mit Noah und sprach: Geh aus der Arche, du und deine Frau, deine Söhne und die
Frauen deiner Söhne mit dir.
Alles Getier,
das bei dir ist, von allem Fleisch, an Vögeln, an Vieh und allem Gewürm, das
auf Erden kriecht, das gehe heraus mit dir, daß sie sich regen auf Erden und
fruchtbar seien und sich mehren auf Erden.
So ging Noah
heraus mit seinen Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne,
dazu alle
wilden Tiere, alles Vieh, alle Vögel und alles Gewürm, das auf Erden kriecht; das ging aus der Arche, ein jedes
mit seinesgleichen.
Noah aber
baute dem Herrn einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen
Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar.
Und der Herr
roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort
nicht mehr die Erde verfluchen um der
Menschen willen; denn das Dichten
und Trachten des menschlichen Herzens
ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles,
was da lebt, wie ich getan habe.
Solange die
Erde steht, soll nicht aufhören Saat
und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Noah hat mit
allen die Arche verlassen, überall breitet sich das Leben neu aus, aber Noah
tut zuerst etwas Besonderes: Er baut Gott einen
Altar, er bringt Dankopfer, er dankt Gott für seine Rettung. Das ist
schön, das zu hören; es beweist: Er „wandelte“ wirklich „mit Gott“, er blieb
ständig in lebendiger Verbundenheit mit
Gott. Er vergißt das Danken nicht!
Und Gott freut
sich darüber. Und in der Freude über
diesen einen dankbaren Menschen sagt er zu sich: Ich will von jetzt an nicht
mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen, ich will ihr segnend zugewandt
bleiben. Auch wenn, wie er sagt,„das Dichten und Trachten des menschlichen
Herzens böse von Jugend auf ist “.
Aber stimmt
das denn? Sind wir denn böse?
Wenn wir uns
selbst beurteilen, dann tun wir das ja nach bestimmten Maßstäben und Wertvorstellungen, die uns beeinflussen und
prägen:
Manche
Menschen finden sich – zeigen sich jedenfalls so – cool, locker, gut drauf..und
das wird uns ja derzeit auch eingetrichtert, ist herrschende
Weltanschauung:
Finde dich gut; denk positiv von dir; du bist, wie du bist, o.k.
Aber
gleichzeitig sollen wir alle uns ja doch nach bestimmten Normen richten:
Fitness und Schlankheit, Erfolg, Spaß
haben, Leistung bringen... Und wer da nicht mitkann – und das sind die
allermeisten Menschen - der findet
dann eben nur wenig Gutes an sich, kann
sich oft selbst nicht
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leiden und
bejahen, kommt sich vor wie eine graue Maus, so unscheinbar, so wertlos...
So ist das,
wenn wir uns selbst beurteilen. Aber weder die einen noch die andern
würden sich selber als „böse von Jugend auf“ ansehen. Und ist das denn
nicht wirklich zu negativ gesehen? Wird hier der Mensch nicht schlecht gemacht?
Gibt es nicht auch „anständige“ Menschen? Sind
wir nicht auch „edel, hilfreich und gut“?
Klipp und
klar: Nein. Wir hören hier nicht unser, sondern Gottes Urteil über uns. Und
Gott unser Schöpfer sagt von mir und dir: Du bist böse von Jugend auf. Das
braucht sich nicht gleich in bösen Worten oder Taten zu äußern. Sondern es ist
so, wie es einmal Goethe formulierte: Ich erschauere, wenn ich in mein
Inneres blicke, über die Abgründe des Bösen, die sich da auftun...Oder, wie
es im Johannesevangelium heißt: Die Menschen „liebten die Finsternis mehr
als das Licht“ (Joh.3,19). Und ich finde, am tiefsten und klarsten hat es Paulus formuliert: „Das
Gute, das ich tun will, tue ich nicht,
sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich...“. Und dann der tiefe Seufzer: „Ich elender
Mensch ...Wer wird mich erlösen...?“ (Röm.7,19.24).
Unser Dichten
und Trachten ist böse von Jugend auf.
Das weiß und das erfährt Gott täglich. Aber er will sich trotzdem nicht mehr
von uns abwenden. Er will, daß wir leben
und will nicht mehr strafen! Und wir sollten darum Naturkatastrophen jedenfalls
nach diesem Text nicht als Strafe Gottes oder Gericht Gottes deuten. Solche
Naturkatastrophen scheinen sich in
den letzten Jahren ja erschreckend zu häufen. Sie können und sollen in
jedem Fall Anstoß zu erneuter tätiger
Hilfsbereitschaft oder auch zur
Besinnung auf das immer auch
gefährdete Leben sein, und wir können
garnicht dankbar genug sein, daß wir in solch wohlhabenden und in
vielfach „gesicherten“ Lebensverhältnissen leben können. Auch sollten
Naturkatastrophen Anstoß auch zur Besinnung auf unseren in manchem
fragwürdigen, umweltzerstörenden Lebensstil sein, ein Bußruf Gottes, ein Ruf zu
bescheidenerem Leben. Aber klar ist jedenfalls nach der Aussage Gottes in
diesem Text: Er will die Erde nicht mehr wegen unserer Bosheit bestrafen.
Heißt das
aber: Er findet sich einfach damit ab,
daß wir nun mal böse sind?
Aber es geht
ja noch weiter in der Bibel! Wir hören, wie Gott dann noch einen Neuanfang macht, wieder mit einem Einzelnen,
mit dem Abraham. Und dann einen Neuanfang mit einem versklavten Volk in Ägypten: Den Israeliten. Und schließlich kommen Gottes Pläne an ihr Ziel, zu ihrer Erfüllung,
schließlich ist der eine Langerwartete da, Jesus der Messias...Der
ist die
endgültige Antwort Gottes auf Bosheit, Gottlosigkeit und Gewalt, Niedertracht
und Gemeinheit. Jesus überwindet das Böse durch seine Liebe, seine Hingabe,
sein Opfer am Kreuz. Er nimmt das Gericht, die
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Strafe, das
Urteil, das uns mit Recht gelten müßte, auf sich – und uns gilt nun die
Vergebung, die Gnade, die bedingungslose Liebe Gottes. Er trägt den Fluch und
uns gilt der Segen, er erduldet die
Vergeltung und uns gilt die Vergebung. Um
dieses einen willen fängt Gott ganz neu mit jedem von uns an. Wir sind
und bleiben – trotz allem, was gegen uns
spricht - seine geliebten Kinder. Wir brauchen unseren Wert nicht mehr nach
irgendwelchen Maßstäben, die uns
eingetrichtert werden, zu beurteilen. Das Evangelium jedenfalls sagt: Du, wie
du bist, bist Gott unendlich viel wert. Weil Gott dich bejaht, kannst du mit
dir einverstanden sein, mit deinen Gaben, deinem Wesen, deinem Körper. Und Jesus ist Gottes wunderbares Geschenk
auch für dich persönlich. Dein Leben kann von ihm regiert werden. Er kann das
schaffen, daß wir bösen von Gott geliebten Menschen nun „Gutes denken, tun
und dichten...“.Und wenn wir rückfällig werden und wieder Böses
denken,reden oder tun, dann steht uns Gottes Vergebung offen.
Ja, und zu
diesem neuen erlösten Leben gehört dann auch, daß wir dieser wunderbaren Zusage
Gottes zustimmen und uns mit unserem
Lebensstil in sie einfügen: „Solange
die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und
Winter, Tag und Nacht.“
,
Was für ein –
auch im poetischen Sinn – wundervoller
Satz: Der Satz fängt den Rhythmus des Lebens ein, benennt das Leben in seiner
ganzen Fülle, Vitalität und Bewegtheit,
stellt uns den immer wiederkehrenden Wechsel vor Augen, der nach Gottes
Willen bleiben soll, „solange die Erde steht“.
Nicht wahr:
Wieviel ärmer wäre das Leben, wenn es diese Spannungen und Gegensätze nicht
gäbe, alles zu seiner Zeit: Säen und
Ernten - in der Natur, aber auch sonst im menschlichen Leben -– Frost und Hitze: In der Natur, aber auch sonst im Leben
- Tag und Nacht, Helles und
Dunkles...Und zu reifem, erwachsenem Menschsein gehört, in diesen von Gott
geschaffenen Rhythmus einzustimmen, uns in ihn einzufügen, also nicht immer
nur möglichst schnell und viel ernten
wollen, sondern auch geduldig säen und
das Wachsen, Reifen, Fruchtbringen abwarten, nicht im Winter Erdbeeren essen und im
Sommer Orangen, sondern möglichst die regionalen Früchte und
Lebensmittel kaufen, die Nacht nicht zum Tage machen und den Tag nicht zur Nacht.. Wo wirkliches Leben
ist, da ist dieser Rhythmus von Saat
und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Wo wirkliches
Leben ist, da leben wir in Ehrfurcht vor dem Schöpfer,
in Dankbarkeit für die Gaben Gottes, besonders
die Gabe aller Gaben Gottes für uns:
Jesus Christus, und bringen Gott in Liedern, Worten und Taten Dankopfer für seine Treue – so wie es
der gottesfürchtige und fromme Noah tat.
Amen.