Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Das ist die revolutionäre Osterbotschaft, die die ganze Welt auf einen neuen Grund stellt, und auch unser persönliches Leben: Nämlich auf den Glauben an Jesus als Herrn über alle und alles. „Ich“ – so sagt der auferstandene Christus – ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle“ (Offb.1, 18). Wir singen uns die Osterbotschaft zu: Lied 103 Strophe 1-5
Psalm 118 i.A. (Nr. 751.1)
Wir singen: Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen...272
Gebet:
Lieber Herr Jesus
Christus, du Sieger über Tod und Hölle!
Wie müssten wir
heute jubeln und uns freuen! Aber noch sitzen wir hier und können kaum sagen,
was deine Auferstehung für uns und alle Welt bedeutet. Ja, wir sind nicht
einmal sicher, ob wir uns durch sie überhaupt verändern lassen wollen.
Stattdessen kreisen wir in unseren Gedanken um das, was uns für uns vorteilhaft
erscheint. Wir sind bedrängt von Schwierigkeiten im Verhältnis zu anderen
Menschen. Wir sind bedrückt von traurigen Nachrichten. Manche Sorgen lasten
schwer auf uns. Das sind die Steine, die du wegräumen musst, damit wir aus
unserer Verschlossenheit heraus ins Weite und Freie gelangen! So komm zu uns
als unser lebendiger Herr und Befreier, begegne uns wie deinen Jüngerinnen und
Jüngern damals, hole uns heraus aus Skepsis, Trostlosigkeit und Traurigkeit! Sprich
zu jeder und jedem von uns persönlich
und halte mit uns das Mahl, so dass wir erfreut und gestärkt aus diesem
Gottesdienst gehen, mit neuer Freude am Glauben und neuer Kraft, in deinem
Reiche der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe tätig zu sein. Amen.
Schriftlesung: Johannes 20, 11 – 18 - Österliches Halleluja (nach Lied 1o3)
Bei Abkündigungen Hinweis auf gemeinsames Osterdatum (11. April) und auf 13. April 1204 (Zerstörung Konstantinopels IV. Kreuzzug)
Ich
erinnere euch aber, ihr Geliebten, an das Evangelium, das ich euch verkündigt
habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht,
2
durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe – denn andernfalls wärt ihr vergeblich zum Glauben gekommen.
Denn als erstes habe ich euch
weitergegeben, was ich selbst empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden gemäss den Worten der Heiligen Schrift;
und dass er begraben worden ist;
und dass er auferstanden ist am dritten Tage gemäss den
Worten der Heiligen Schrift;
und dass er gesehen worden ist von Petrus, danach dem ganzen Kreis der Zwölf.
Danach
ist er gesehen worden von mehr als 500 Brüdern auf einmal, von denen die
meisten noch leben, einige aber sind entschlafen.
Danach
ist er gesehen worden von Jakobus, danach von den Aposteln insgesamt.
Zuletzt
von allen ist er auch von mir als
gleichsam einer ‚Mißgeburt‘ gesehen worden.
Denn
ich bin der geringste unter den
Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heisse, weil ich die
Gemeinde Gottes verfolgt habe.
Aber
durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und
seine Gnade ist an mir nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe mehr
gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die in mir ist.
Es seien nun ich oder jene: so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.
“...so predigen wir“. Wörtlich steht hier im griechischen Urtext: So rufen wir es aus, wie ein Herold eine Nachricht öffentlich ausruft! Ein Herold, also der Repräsentant und Sprecher eines Kaisers oder Königs, der – etwa auf einem Marktplatz – eine Botschaft seines Herrn öffentlich bekanntmacht.
So also ist es mit der Osterbotschaft. Nicht einfach nur hier oder anderswo in der Kirche, sondern in Gefängnissen, in Redaktionskonferenzen und Kabinettssitzungen, in Obdachlosenunterkünften, in Gerichtssälen, in Krankenhäusern, in Kindergärten, in Entscheidungen zum Schutz der Natur und in Gremien, die einen gerechteren Ausgleich zwischen Arm und Reich erstreben - in allen Ländern der Erde soll und wird sie bekannt werden, die Osterbotschaft: Jesus ist Herr aller Herren! Jesus hat und spricht das letzte Wort! Wer gut leben will, tut gut daran, auf ihn zu hören!
Das ist das Evangelium, durch das wir „selig werden“, wie Paulus eingangs schreibt. Und ich staune, wie er die Gemeindeglieder in Korinth lobt: Ihr habt dieses Evangelium angenommen, ihr steht fest in ihm!
Ob er uns auch so loben könnte? Haben wir nicht - Hand aufs Herz – unsere Zweifel an der Osterbotschaft? Wie soll Gott das denn gemacht haben, den Leichnam Jesu aufzuwecken, ihn mit seinem eigenen göttlichen Leben zu beleben?!
3
Also gehen wir mit unserm zweifelnden Glauben hin zu Paulus und fragen ihn: Sag mal, hast du nicht doch ein paar hilfreiche Anhaltspunkte, vielleicht sogar so etwas wie einen Beweis dafür, dass Jesus von den Toten auferstanden ist ?
Habe ich, sagt er. Und zwar nicht nur einen, ich habe sogar drei Beweise. Und er gibt sie uns im Predigttext, nämlich
1. einen
Schriftbeweis
2. einen Zeugenbeweis und
3. nennt
er sich selbst als lebendigen Beweis.
I
Erstens sagt Paulus: Was Gott damals zu Ostern getan hat, das hat er seit langem geplant und angekündigt durch Worte von Propheten.
„Christus“,
so formuliert er, „ist gestorben für
unsere Sünden gemäss den Worten der Schrift,
er ist
begraben worden – war also ganz und gar tot -
und er
ist auferstanden am dritten Tage gemäss den Worten der Schrift“.
Und wenn wir jetzt im Bibelgesprächskreis wären, könnten wir aufschlagen: Vor allem Jesaja 53, den Text, den wir im Karfreitagsgottessdienst hörten, aber auch Bibelverse aus den Büchern Hiob (Kap. 19) und Daniel (Kap. Kapitel 7 und 12) und Hosea (Kapitel 6), Verse, in denen wir Hinweise auf die Auferstehung des Erlösers finden. Vor allem finden wir in diesen Bibelstellen etwas, was auch Paulus stark betont, nämlich:
Von Christi Auferstehung kann man überhaupt nicht reden, ohne zugleich von seinem Tod am Kreuz zu reden und von seinem Tod am Kreuz kann man nicht reden ohne zugleich von unseren Sünden zu reden! Trennt man eins vom andern ab, verliert alles seinen Sinn.
Erst von seiner Auferstehung her erkenne ich
ja , dass sein Tod nicht einfach nur ein
sinnloser qualvoller äusserst brutaler Foltertod war, wie ihn Unzählige
starben und sterben, sondern dass es hier auch um mich, um mein egoistisches
Wesen und zugleich um mein Heil geht.
Gestern abend im Arkanum – da haben wir auf Wunsch der Bewohner dort eine
Osternachtfeier gestaltet, wir haben langsam die Passionsgeschichte nach Markus
gelesen und es wurde überdeutlich:In
allen an Jesu Leiden und Kreuzestod Beteiligten können wir etwas von uns
selbst und unserem Wesen erkennen.
Wir können da – mit Erschrecken und Entzücken zugleich – erkennen: Er hält das aus, was auch ich an Bösem denke, sage, tue – oder jedenfalls zu sagen und zu tun fähig bin – und er erwirbt bei Gott auch für mich Vergebung, Leben und Seligkeit!
Und hier, liebe Gemeinde, fängt ja die tiefe Osterfreude an, dass ich höre und gelten lasse: Nun ist das also so, dass mich keine Schuld mehr vomn der Liebe Gottes
4
trennen kann, dass er in meiner Angst zu mir kommt, mein Leiden mit mir trägt, nun hat mein Leben einmal ein Ende – ja - , aber nun vor allem auch ein Ziel, eine Vollendung: Ich werde Gott sehen. Nun kann ich in der unbesiegbaren Hoffnung tätig sein: Gerechtigkeit und Frieden und Liebe werden sich gegenüber Habsucht und Geltungssucht doch durchsetzen...
II
Und nun - zweitens – nennt Paulus für die Auferstehung Jesu einen weiteren Beweis – nämlich: Zahlreiche Menschen haben den auferstandenen Jesus gesehen!
Er ist nach seiner Auferstehung über einen begrenzten Zeitraum Menschen erschienen, insgesamt zählt Paulus hier circa 530 Menschen auf. Er ist ihnen erschienen nicht in einer Art Vision, sondern in einer lebendigen leibhaftigen Begegnung – in seinem irdischen Leib, der aber jetzt von göttlichem Licht durchströmt und umhüllt ist ...Und immer ist das Leben der Menschen, denen er so begegnet ist, dadurch von Grund auf verwandelt worden, ja, einige gaben ihr Leben für ihren Glauben hin wie zum Beispiel Jakobus, einer der Brüder Jesu, der ihn vorher schlichtweg für „verrückt“ gehalten hatte, wie Markus in Kap.6 Vers 3 überliefert, dann aber durch die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus völlig verändert wurde und im Jahr 62 als erster Bischof der Jerusalemer Urgemeinde den Märtyrertod starb. Und Paulus nennt andere und sagt, viele von ihnen leben noch, sind also befragbar.
Aber, fragen wir jetzt Paulus: Und was ist mit den Frauen, du wusstest doch sicher, was alle vier Evangelien erzählen, dass es lauter Frauen waren, denen der Auferstandene zuerst begegnet ist! Warum erwähnst du sie nicht einmal? Ja, sagt er, ich hätte sie vielleicht besser nennen sollen, aber leider galten Frauen damals nicht als Zeugen in vollem rechtlichen Sinn und mir lag daran, dass ich Zeugen nannte, die die Wahrheit dessen, was sie erlebt und gesehen hatten, auch vor Gericht hätten beschwören können.
Paulus will uns also klarmachen: Bei der Auferstehung Jesu geht es um ein unumstössliches und unbezweifelbares Faktum. Wer diese Tatsache bezweifeln würde, der würde im Grunde Gott durch sein Misstrauen beleidigen und entehren.
III
Und nun nennt Paulus noch einen dritten – den für uns vielleicht wichtigsten – Beweis: Er nennt sich selbst und seine Arbeit.
Zuletzt, sagt er, ist der lebendige Christus mir begegnet, als einer „Missgeburt“, wie er sich reumütig nennt. In der Apostelgeschichte lesen wir Näheres dazu: Paulus hatte als hochgelehrter, rechtgläubiger Pharisäer die neue Sekte der Christen gnadenlos verfolgt - in der Überzeugung, Gott damit zu dienen. Und dann, vor Damaskus, begegnet ihm der Auferstandene in solch einem gleissendem Licht, dass er blind wird. Und erst nach drei Tagen kann er wieder sehen.
5
Und, sagt Paulus im Rückblick auf sein Tun von damals an voller
Selbstbewusstsein: Durch Gottes Gnade bin
ich, was ich bin. Und seine Gnade ist an mir nicht vergeblich gewesen, sondern
ich habe mehr gearbeitet als sie alle.
Für Paulus gehört das also zusammen, was wir oft fälschlich trennen: Gnade und Fleiss, Gnade und Leistung . Und auch : Demut und Selbstbewusstsein!
„Gottes Gnade war nicht vergeblich bei mir“. Wie sehr hat der auferstandene Christus das ganze Leben des Paulus geprägt und gestaltet! Das ist vielleicht der wichtigste Osterbeweis, Paulus nennt ihn an anderer Stelle den “Beweis des Geistes und der Kraft“ (1. Kor.2,4).
„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, sagt Jesus einmal (Matth.7, 20). So ist das auch bei uns. Dass Christus lebt, als Herr über alle und alles, dafür können wir ein lebendiger Beweis sein. Kann es etwas Schöneres geben, als dass wir von uns sagen können: Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin! Und seine Gnade ist an mir nicht vergeblich gewesen!
Ist es nicht gut, wenn andere Menschen von uns
sagen können: Doch, ihr kann man
abspüren, dass der Herr Christus ihr Leben prägt! Oder: Sein Verhalten beweist,
wie wichtig ihm Christus ist! Darum: Der
Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne
in ihm. Amen.
Lied: Auf, auf, mein Herz mit Freuden...112, 1-3
Fürbitten (mit orthodoxem Kyrie: 178. 9):
Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, hat dem Tode die Macht genommen. Er sendet uns in die Welt zu allen Geschöpfen, denen seine Liebe gilt. Darum lasst uns beten:
Für alle, die nur auf sich selbst sehen, die den Sinn und Wert des Lebens nur nach Leistung, Nutzen oder Genuss bemessen, die durch Vorurteile und Bequemlichkeit gehindert werden, die Welt im Licht von Ostern zu sehen: dass sie frei werden von ihrer Verblendung und offen werden für ihre Mitwelt, lasst uns rufen:
Für das Volk Gottes aus Juden und Christen, dass es unbeirrt auf Jesus den Messias Israels und Heiland der Welt schaut, dass es konsequent und furchtlos den Weg der Nachfolge Jesu geht und so zum Vorbild wird für Versöhnung und Frieden in Gerechtigkeit, lasst uns beten:
Für alle, die Wege in die Zukunft suchen, für sich und für andere; für die, deren Sorge und Auftrag es in besonderer Weise ist, Frieden zu gestalten, Arbeitsplätze zu beschaffen und Gerechtigkeit zu fördern, dass sie nach dem Frieden fragen, der heller leuchtet als das Licht unserer Vernunft, lasst uns Gott bitten:
6
Für alle, denen der Tod einen vertrauten Menschen genommen hat, für alle, die Sterbende begleiten, dass sie im Trauern und Schweigen, im Reden und Tun der Gegenwart des lebendigen Gottes gewiss bleiben, lasst uns beten:
Treuer Gott, du hältst und trägst uns im Leben und im Sterben, du wirst uns auferstehen lassen ins ewige Licht. Wir danken dir durch Jesus unseren Bruder und Heiland. Amen.
Lied 112, 6 – 8
Sanctus: Grosser Gott, wir loben dich...331, 3
Lied: Christ ist erstanden...99