Taufpredigt über 2. Könige 5, 3. Sonntag nach Epiphanias, 22. Januar 2006

 

Der heutige Predigttext ist ein  ganzes Kapitel aus dem 2. Buch der Könige - zu lang, um es vorzulesen und dann noch darüber zu predigen. Also erzähle ich die Geschichte predigend nach - und  wer will, der lese sie langsam und  bedächtig zu Hause: 2. Buch der Könige Kapitel.

 

Also: Es war Krieg gewesen. Der Feldhauptmann Naaman aus Damaskus, der Hauptstadt des damals mächtigen Reiches der Aramäer, hatte das jüdische Land  besetzt. Nach dem Friedensschluß brachte er - neben reichlich Beute -auch ein  kleines Mädchen mit, dessen Eltern umgekommen waren. Er schenkt es seiner Frau als Sklavin. 

 

Einige Jahre später wird Naaman krank. Auf seiner Haut breitet sich eine scheußliche Schuppenflechte aus. Niemand kann ihm helfen. Trauer und Schrecken herrscht im Palast. Da sagt die junge Sklavin zu ihrer Herrin: In meiner Heimat, in Israel, auf dem judäischen Gebirge, da lebt ein Prophet mit Namen Elischahu, (Elisa, wie wir sagen) - der könnte meinen Herrn von seiner Krankheit befreien!

 

Die Frau sagt's sofort ihrem Mann weiter, der geht hinein zu seinem Gebieter, dem König von  Aram, und  der, der seinem erfolgreichen Feldherrn gnädig gesonnen ist, erlaubt ihm die Reise und gibt ihm noch säckeweise Gold, Silber und Gewänder mit.

 

Naaman geht zuerst zum israelitischen König, der ihn allerings mißtrauisch empfängt und eine Falle wittert. Dann, nach einigem Hin und Her, findet Naaman die Hütte, in der Elisa wohnt. Naaman hält hoch zu Roß davor und klopft mit der Stiefelspitze an die Tür. Heraus kommt Gehasi, der Diener des Propheten. "He, du, Sage deinem Herrn, hier ist Naaman, Feldhauptmann von  Syrien und  krank. Ich will Elisa sprechen. Gehasi geht hinein, kommt zurück: Der Herr möge warten, Elisa ist im Gebet. - Hör mal, ich warte nicht, er soll herkommen. Gehasi geht wieder hinein, kommt zurück: Mein  Herr sagt: Du sollst drunten im Jordan baden, sollst dich kräftig waschen und siebenmal untertauchen.

 

Naaman ärgert sich, er ist nicht gewohnt, daß andere mit ihm über einen Diener verkehren.   Er sagt hochmütig: Da haben wir bei uns Flüsse mit besserem Wasser als euer trübes Jordan-Rinnsal. Mißmutig und unwirsch wendet er sein Roß und reitet zornig davon;  zurück  nach Damaskus.

 

Da ertönt von hinten eine leise Stimme. Ein Knecht ist an ihn  herangeritten: Ist es erlaubt, etwas zu sagen? - Na los, sprich schon! - Wenn jener fremde Gottesmann Großes von dir verlangt hätte, hättest du es nicht getan? - Sicher! - Jetzt aber hat er dir ja nur etwas Kleines und Einfaches aufgetragen. Einen Versuch könnte es doch wert sein.- Naaman wendet sein Pferd, reitet hinunter zum Jordan. Er badet, taucht siebenmal tief unter. Das Wunder geschieht: Er wird rein. Seine Haut wird glatt wie die  eines jungen Mannes. Sein Herz jubelt. Das Leben beginnt neu. Er zieht sich frische Kleider an, reitet zurück zu Elisa , will ihm danken. Jetzt ist Elisa zu sprechen. Du Prophet des Gottes Israels, dein  Gebet und dein Gott haben mir geholfen. Ich will dich beschenken. Sieh hier das Silber und das Gold!

Elisa sieht ihn erstaunt an: Naaman, sei nicht traurig, aber dein Gold und  Silber nehme ich nicht, ich brauche es nicht. Zu mir kommen fast täglich Menschen wie du. Sie möchten, daß ich ihnen zuhöre, sie wollen mit mir beten. und  alle bringen etwas mit: Das, was ich brauche: Brot und Grütze. Die kann ich nämlich essen. - Aber so nimm doch mein  Geld, dann  kannst du dir Brot und  Grütze kaufen! - Nein, das eben will ich nicht! Ich möchte  weiter so leben wie bisher: Ich möchte davon  abhängig bleiben, daß Gott Menschen  zu mir schickt.

 

Naaman wundert sich, er kann diesen fremden Menschen nicht ganz verstehen. Er sagt

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zu Elisa: Wenn du schon nichts von mir nehmen willst, dann  erlaube mir eine Bitte: Gib mir sechs Sack Erde mit, damit ich zuhause einen Altar baue, um den Gott anzubeten, dem du dienst! Ich will nicht mehr unseren Göttern opfern. -

 

Und dann fügt Naaman noch hinzu: Allerdings - wenn mein  König in  den Tempel unseres Gottes Rimmon (Anm.: Ein Wettergott, der Name bedeutet übersetzt: "Brüller, Donnerer") geht, um  dort anzubeten, und  sich auf meinen Arm lehnt und ich mich mit vor dem Standbild neigen muß - dann dann möge Gott deinem Knecht vergeben.

 

Elisa muß lächeln. Er weiß: Der Gott Israels hat seinem Volk zwar das Land gegeben, ist aber nicht darauf beschränkt, sondern allüberall gegenwärtig. Und  nachsichtig ist er auch! Und er beendet die Begegnung mit dem Segenswunsch : Zieh hin in Frieden.

 

Das scheint nun ein  happy end zu sein, aber die Bibel in ihrer Realitätsnähe fügt noch dies hinzu:

 

Nachdem der General mit seinen Leuten fortgeritten ist, erbittet Gehasi von  Elisa dessen Esel; er müsse einmal hinunter ins Dorf reiten. Den Gehasi wurmt es, daß der reiche Mann mit all seinen Schätzen wieder abzieht. Wenn  Elisa arm sein will, so ist das seine Sache. Aber, denkt er bei sich, muß ich unbedingt mit ihm die Armut teilen? Hätte er nicht sagen können: Meinen Diener kannst du etwas geben!? Gehasi reitet dem Trupp des Naaman nach: Elisa hast es sich überlegt, er möchte nun  doch einen Sack Silber. Naaman gibt gerne. Gehasi kehrt zurück, vergräbt seinen  Sack mit Silber, betritt die Hütte. Elisa sieht ihn an: Gehasi, betrachte dich einmal im  Spiegel! Gehasi erkennt sich kaum wieder, sein Gesicht ist entstellt von der Schuppenflechte.

 

 

Ja - und jetzt frage ich mal: Was hat diese ganze Geschichte mit der Taufe zu tun? Und nun könnte ich eine Predigt darüber halten, daß die Taufe ja auch ein  Bad der Wiedergeburt ist  und daß Gott uns um Jesu wilen als sündlos und rein ansieht und daß von  Jesus heilende Kräfte für unser Leben ausgehen - aber ich will lieber etwas anderes sagen: Ich stelle mir  vor: Ihr Kind ist ein  paar Jahre älter, ist vielleicht vier oder fünf,  und Mutter oder Vater oder eine Patin oder besser vielleicht noch Großmutter oder Großvater haben es im Arm und auf dem Schoß und lesen aus der Kinderbibel,  oder - besser noch - erzählen die Geschichte nach, und das Kind wird vieles unmittelbar verstehen: Wie der Naaman herurnter muß vom hohen Roß; wie die einfachen  Menschen hier so gut wegkommen: Wie das Mädchen - eine einfache Sklavin mit hartem Schicksal - doch in ihrem Glauben bleibt, ihrem Zutrauen zu Gott und zu seinem Propheten,  und alles auslöst, das Wunder in Gang setzt; wie der Knecht nach dem Besuch bei Elisa seinen Herrn geschickt auf den richtigen  Weg  führt; und, was Gehasi angeht: Wie gefährlich die Begehrlichkeit ist und krank  machen kann; wie zufrieden dagegen der Elisa ist, weil Menschen  zu ihm kommen, weil die Begegnung mit Menschen  ihm  wichtiger ist als Reichtum, nämlich das Gespräch miteinander, und das gemeinsame Gebet. Ihr Kind wird auch hören: Der Gott der Bibel kann Wunder tun, und er ist der einzig wahre Gott! Und Ihr Kind wird auch verstehen, wie Menschen nicht ungeteilt glauben, sondern Kompromisse schließen, schwach sind, immer ein bißchen auch im Aberglauben bleiben....

 

Sein  Leben wird über dem Hören dieser Geschichte geprägt werden  von vielen wichtigen Lebenswahrheiten,  Lebensweisheiten, es wird in ihm Ehrfurcht und  Vertrauen wachsen zu dem Gott, von dem die Bibel erzählt;  es wird erkennen; es ist gut, den Worten glaubender Menschen  zu folgen, auf sie zu hören, Gott Wunder zuzutrauen...

 

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Vielleicht wird es auch kritisch fragen: Aber daß der Gehasi krank  wurde - ist das denn eine Strafe von Gott? Warum  bestraft Gott ihn denn? Und dann wird' s schon schwerer für die

Patin oder den Opa, dann müßte er oder sie vielleicht sagen: Das glaube ich  eigentlich nicht, daß Gott   bestrafen will, ich meine eher, die Geschichte will uns vielleicht sagen, dass Habgier und Lüge krank machen. Der eine, der vertraute, wird gesund, der andere, der den Götzen Geld verehrte und  anfing zu lügen, wird krank...

 

Und dann wird der Pate oder die Großmutter oder der Vater vielleicht von Jesus erzählen und sagen: Jesus der Heiland, der kann das auch heute: Wunder tun und heilen, und an ihn zu glauben, macht zufrieden, ja glücklich.

 

Ja - so könnten schöne Gespräche in Gang kommen und Eltern und Paten und Familienangehörige würden den schönen Auftrag wahrnehmen, zu dem Sie heute Ja sagen. Amen.