Barmer Theologische Erklärung (Gottesdienst Pfingstsonntag, 31. Mai 2009)


nach dem Kollektengebet:


Liebe Gemeinde!


Genau heute vor 75 Jahren, also am 31. Mai 1934, kamen 139 Vertreter der evangelischen Kirchen in Deutschland – der sog. Bekennenden Kirche - in Wuppertal-Barmen - Gemarke zusammen und beschlossen die sog. Barmer Theologische Erklärung.


In 6 Thesen – Verfasser war vor allem der Theologe Karl Barth - formulierten sie die Grundlagen des christlichen Glaubens und wendeten sich damit scharf gegen Irrlehren der sog. Deutschen Christen, die in Hitler sozusagen einen neuen Messias sahen und dem Kult des Nationalsozialistischen Staat frönten.


Diese Thesen gehören bis heute zu den Grundlagen unseres Bekenntnisses, bei unserer Ordination geloben wir Pfarrer zum Beispiel, sie als Richtschnur evangelischen Glaubens hochzuachten, und sie sind aktuell auch in der gegenwärtigen Situation unserer Kirche. Darum wollen wir sie jetzt hören, lesen und bedenken. Auch in der Predigt werde ich darauf eingehen. Sie haben sie auf einem Blatt, das Sie mit nach Hause nehmen können, um sie dort noch einmal in Ruhe zu lesen. Wer will, kann sie aber auch im Gesangbuch aufschlagen: Nr. 858 S. 1377.



Den Thesen sind jeweils ein oder 2 Bibelworte vorangestellt, dann folgt die These und im Absatz danach eine sog. Verwerfung, also eine Zurückweisung irriger Lehren, wie sie damals im Dritten Reich von Theologen behauptet wurden.


Wir machen es so, dass ich jeweils die Bibelworte lese, dann unser heutiger Lektor, Herr Schnüjer, die These, und Sie, die Gemeinde, die sog. Verwerfung. Die Sprache ist nicht einfach, es ist halt theologische Sprache, wie sie damals üblich war.


Die 1. These nennt die Grundlage christlichen Glaubens, die 2. die Bedeutung des Glaubens für das persönliche Leben, die 3. beschreibt die christliche Gemeinde, die 4. die Ämter der Kirche, die 5. das Verhältnis Staat - Kirche, und die 5. den Auftrag der Kirche.


Manche Theologen sagen heute, es fehle eine 7. These, die das Verhältnis Juden-Christen beschreibe und von der bleibenden Erwählung Israels rede – aber das war damals leider - und schlimmerweise, wie wir wissen - überhaupt nicht im Blickfeld. Nur von Dietrich Bonhoeffer, der sogar in der Bekennenden Kirche als Aussenseiter galt, ist der Satz überliefert. Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.


Nun wollen wir die Thesen hören und lesen.



Nochmal kurz zusammengefasst (nach JBeckmann, Die Theol. Erklärung...):


Es geht um ein sechsfaches „allein“:


- Allein die Offenbarung Gottes in Jesus Christus ist Gottes Wort.


2


- Jesus Christus ist allein der Herr über unses ganzes Leben - auch in seinen politischem

wirtschaftlchen, sozialen,kulturellen Bereichen


- Die Kirche ist die Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, die nur diesem Herrn dienen und keinem andern.


- Die Ämter der Kirche haben allein diesem Herrn zu dienen, in der Kirche sind alle, auch alle Ämter, gleich, es gibt da keine Über- oder Unterordnung.


- Staat und Kirche sind klar voneinander zu unterscheiden, der Staat darf sich nicht religiöse Weihe anmassen und die Kirche hat auch im Staat unabhängig zu sein und allein ihrem Herrn zu dienen


- Die Kirche hat nur einen einzigen Auftrag – und das ist die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat