Predigt über Joh 16, 14-23 (25. April 1999) FrühGD

Lieder: 110 108 398

Lesung: 2.Kor 4, 16 – 18

 

Liebe Gemeinde,

Jesus nimmt in diesen Worten Abschied von seinen Jüngern. Er bereitet sie darauf vor, daß er wird sterben müssen. Er kündigt ihnen an: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen. Die Welt: das waren vor allem die politischen und religiösen Machthaber, die Jesus nicht wollten, für die er ein Störenfried war.

 

Und dann trifft ein, was Jesus angekündigt hatte. Er stirbt den Tod am Kreuz, und die Jünger sind verängstigt und verzweifelt, weinen und klagen, und die Machthaber triumphieren, und der Tod scheint allmächtig.

 

Auch uns scheint der Tod oft allmächtig, gerade jetzt angesichts des furchtbaren Krieges, des Vertreibens, des Flüchtlingselends, des Mordens und Bombens. Und auch dann scheint uns der Tod allmächtig, wen ein Mensch, den wir lieb hatten, plötzlich stirbt oder an einer bösen Krankheit stirbt.

Jesus kündigt den Jüngern das Schwere an, das auf sie zukommt. Er ist darin ein guter Seelsorger. Ein guter Seelsorger überspielt und verschweigt nicht die Härte des Todes. Er nennt das Schwere, Dunkle, Belastende beim Namen.

Aber Jesus ist auch darin ein guter Seelsorger, daß er auch den weiterführenden, tröstenden, Hoffnung weckenden Satz zu sagen weiß: Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen...

 

 

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Nach der Finsternis des Karfreitags das strahlende Licht, der Glanz des Ostermorgens! Und das ganze Neue Testament ist erfüllt von dem Jubel darüber,

daß der Tod nun nicht mehr allmächtig ist, sondern Jesus ihm seine Allmacht und Endgültigkeit genommen hat. Hinter dem Tod nun: Er!

Wir werden im Sterben nicht in ein Nichts versinken, auch nicht in irgendwelche chaotischen Finsternisse hinabstürzen, sondern wir gehen  Ihm entgegen – und vielleicht wird es so sein, daß er im Sterben uns entgegenkommt, uns an der Hand nimmt und uns in die Herrlichkeit seines und unseres himmlischen Vaters geleitet, wo wir, überaus beschämt, die Größe der Gnade Gottes, die Jesus uns erworben hat, erkennen und dann von himmlischer Freude erfüllt werden.

 

Jesus selbst vergleicht das Abschiednehmen und das Sterben hier ja mit einer Geburt: „Eine Frau, wenn sie gebiert...zur Welt geboren ist“.

Und so sagt es auch Luther einmal in einer Predigt über die Vorbereitung auf das Sterben, die er im Jahr 152o,also als 37jähriger,hielt.

Er nennt in dieser Predigt drei wesentliche Dinge, die zur Vorbereitung auf das Sterben gehören.

1. Man soll sein zeitliches Hab und Gut rechtzeitig ordnen, sprich: ein Testament

machen, damit  so wörtlich, „kein Anlaß für Hader oder Streit unter den zurückgelassenen Freunden bleibe".

2. sagt er, man solle rechtzeitig allen vergeben und sie auch um Vergebung bitten, damit – wiederum wörtlich „die Seele nicht bleibe behaftet mit irgendeiner Angelegenheit auf Erden“,

und 3.  dann sagt er: „Wenn so jedermann Abschied auf Erden gegeben ist, dann soll man sich allein zu Gott hin richten, wohin der Weg es Sterbens sich auch kehrt und

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uns führt. Und hier beginnt die enge Pforte, der schmale Weg zum Leben. Darauf muß sich ein jeder getrost gefaßt machen, denn er ist wohl sehr eng, er ist aber nicht

lang. Und  es geht hier zu, wie wenn ein Kind aus der kleinen Wohnung in seiner Mutter Leib mit Gefahr und Ängsten geboren wird in diesen weiten Himmel und Erde, das ist unsere Welt: ebenso geht der Mensch durch die enge Pforte des Todes aus diesem Leben. Und obwohl der Himmel und die Welt, darin wir jetzt leben, als groß und weit angesehen werden, so ist es doch alles gegen den zukünftigen Himmel soviel enger und kleiner, wie es der Mutter Leib gegen diesen Himmel ist. So muß man sich auch Sterben auf die Angst gefaßt machen und wissen, daß danach ein großer Raum und Freude ist“.

 

Ein großer Raum und Freude: „Ich will euch wiedersehen“, sagt uns Jesus zu,“ und euer Herz soll sich freuen  und eure Freude soll niemand von euch nehmen. An dem Tage werdet ihr mich nichts fragen.“

 

Das heißt doch: Wir werden den Sinn von allem erkennen, den Sinn auch von Belastendem, Schmerzlichen, Rätselhaften im Leben. Wir können also trotz allem im Vertrauen auf Gottes gute Führung leben. Und wir können unser Leben in der Liebe zu Jesus führen, in Dankbarkeit für das Evangelium von der Gnade Gottes, im Hören und Befolgen seiner Worte. Besseres, Heilsameres, Schöneres gibt es nicht für uns Menschen.

Der Friede Gottes, höher als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Ihm, unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

 

 

 

Weitere Predigten von Pfarrer Martin Quaas, Essen-Rellinghausen, finden Sie unter www.martin-quaas.de/predigten.