Predigt über Joh. 21, 1 – 14

 

Liebe Gemeinde,

 

-         die Geschichte vom Fischzug des Petrus, wo er mit einemmal eine überbordende Fülle von Fischen fängt 

-         die Erzählung vom Seewandel Jesu, wo Petrus auch auf dem Wasser zu ihm hinwill

-         Geschichten von der Speisung der 5ooo, der Speisung der 4000

-         und die Überlieferung vom letzten Mahl Jesu, dem Abendmahl -:

 

eine Vielzahl von Anklängen an Evangeliumsgeschichten sind in dieser Erzählung enthalten. So als sei in ihr noch einmal alles zusammengefaßt, was Jesus gewirkt hatte. Und all dies ist nun in eine geheimnisvoll – österliche verschwebende Atmosphäre getaucht. Der diese Erzählung aufgeschrieben hat, will mit ihr sagen: So wie Jesus in seinem irdischen Dasein am Werk war, so nun als der Auferstandene. Und so wie er hier den Jüngern begegnet,  so kann und will er als der Auferstandene Menschen aller Zeiten und Orte begegnen, auch uns jetzt hier im Gottesdienst.

 

Es beginnt damit, daß Petrus zu seinen Freunden sagt: Ich will fischen gehen. Und sie, die andern sechs, sagen: Wir gehen mit dir. „Und in derselben Nacht fingen sie nichts“. Sie arbeiten vergeblich. Das kennen Sie aus Ihrem Beruf: man müht sich und müht sich und es kommt nichts dabei raus, alle Mühe ist für die Katz. Oder auf den Glauben an Jesus bezogen: Man möchte gern an ihn glauben, aber man merkt nichts von ihm. Oder ich, in meinem Beruf, ich versuche in nächtelangem Gespräch, eine Ehe zu kitten – der Erfolg ist gleich null...

 

Dann sind wir wie die Jünger, die schließlich betrübt und abgearbeitet um ihre leeren Netze herumsitzen und nicht mehr weiterwissen.

 

Also soll man aufgeben, die Mühe sein lassen und denken: hat alles keinen Zweck...?

 

In unserer Erzählung ist Jesus schon da. Nur: die Jünger erkennen ihn noch nicht. „Als es aber Morgen wurde, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war“. Er kann also schon  in unserer Nähe sein, während wir uns noch ratlos und müde fühlen und alles ganz hoffnungslos scheint. Wie aus dem Nichts hingezaubert steht er auf einmal da. Wir können ihn nicht zu uns herbeizwingen, aber er kommt zu seiner Zeit in unsere Not.  Wir können uns und andere nicht aus unserer Glaubenslosigkeit herausholen. Es hat auch keinen Zweck, zum Beispiel andere anzudonnern und zu sagen: was hockt ihr Christen da so träge herum. Oder: was ist das für ein kläglicher Gesang bei euch! Ihr müßt doch einen starken, fröhlichen, aktiven Glauben haben!

 

Wir können  unseren Glauben nicht selber lebendig machen, sondern Er muß das bei uns tun.

Nur eins können wir, und dazu will uns diese Geschichte an dieser Stelle ermuntern: Hoffen, auch dann und da, wo alles hoffnungslos scheint; erwartungsvoll sein, auch wenn alles noch düster ist. Jesus ist schon da, auch wenn wir ihn noch nicht erkennen. (Und, wie Sie, Herr Janning, in unserem Taufgespräch sagten: Im Rückblick erkennt man manchmal, daß sich solches Vertrauen gelohnt hat).

 

Und dann redet er sie an: Kinder, habt ihr nichts zu essen?

 

Kinder!   So nannte und nennt ein Rabbi seine Schüler. Kinder! Damit ist aber auch gemeint: Jetzt sind wir nicht mehr Sklaven oder gar Feinde Gottes oder Rebellen gegen Gott –wir sind,

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wenn wir zu Jesus gehören als seine Schüler und seine Brüder und Schwestern – wir sind Kinder Gottes! Gottes Töchter, Gottes Söhne! Und das Zeichen dafür ist ja die Taufe!

 

Kinder! das bedeutet schließlich aber auch: Wir Menschen bleiben hilfsbedürftig wie Kinder, bleiben ständig angewiesen darauf, daß Gott uns beschützt, für uns sorgt, uns erzieht und in dem allen uns seine Liebe erfahren läßt! Und das sollen Eltern oder Paten auch die Kinder merken lassen, die Kinder sollen miterleben, wie ihre Eltern auf Gott hören, zu Gott beten, ihm danken, gemeinsam mit den Kindern Abendlieder singen, Tischgebete sprechen!

 

Kinder, habt ihr nichts zu essen? so fragt Jesus.  Und wir müssen sagen: Nein. Das jedenfalls, was uns so angeboten wird auf dem religiösen Markt – das macht nicht satt, das ist keine wirkliche gesunde Glaubensnahrung. Und das, womit wir abgespeist werden etwa durch die Werbung und all die Artikel, die die Werbung anpreist, oder durch die ganze  Vergnügungsindustrie – das stillt den Lebenshunger nicht wirklich, das bewirkt nur immer mehr Hunger nach mehr, das soll die Menschen vielleicht sogar süchtig und abhängig machen, damit sie nichts mehr sind als Konsumenten, Sklaven der Werbung, auf ihre Anreize reagierend wie Pawlow’s Hund.

 

Die Jünger sagen mit Recht zu Jesus: Nein, w i r  haben nichts zu essen.

 

Und dann tun sie, was Er sagt, folgen seiner Weisung, fassen neuen Mut und – ein Wunder geschieht! Maßloser Segen, überbordende Fülle!

 

Man hat gerätselt, was mit diesen 153 Fischarten gemeint ist. Eine plausible Deutung sagt: das war die Zahl aller damals  bekannten Fischarten. Dann würde der Erzähler verschlüsselt sagen: Ins Reich Gottes und zur Christenheit gehören alle Arten von Menschen –gleichgültig, welcher Hautfarbe, gleichgültig, welches Alter, welche Bedeutung oder berufliche Stellung sie haben...wer immer sie seien. Sie sind alle – wer sie auch seien – Kinder Gottes. Aber dann sollen wir uns auch als Geschwister behandeln! Wie entsetzlich und gotteslästerlich ist es, wenn jetzt wieder Christen Bomben auf  ihre Mitchristen werfen! Wann lernen wir endlich, unsere Auseinandersetzungen mit friedlichen Mitteln auszutragen – auch in der Kirche.

 

Aber tröstlich ist es trotz allem, daß der Erzähler betont: Und das Netz zerriß nicht. Trotz unserer konfessioneller Aufspaltereien und manchmal Haarspaltereien – es bleibt ein Reich Gottes , eine heilige christliche Kirche.

 

Und die Kennzeichen dieser Einheit? Ganz schlicht: Auf sein Wort hören, als Kinder Gottes leben (wofür die Taufe das Zeichen ist) und – die Mahlgemeinschaft mit ihm und miteinander feiern ! Er lädt sie ein: Kommt, haltet das Mahl; kommt, denn es ist alles bereit!

 

Und da, über der Mahlgemeinschaft -  da erkennen sie ihn, da wissen sie ganz unmittelbar, ganz intuitiv und unvermittelt: Es ist der Herr! Jesus ist Herr!

 

Unser Erzählung, liebe Gemeinde, spielt zur Zeit der Morgendämmerung.

Manche Menschen denken: Ach, es wird alles immer nur dunkler und düsterer. Die Welt und unser persönliches Leben geht der Nacht entgegen. Unsere Geschichte dagegen will sagen: Die Nacht über der Welt und eurem Leben ist schon im Schwinden -  es geht auf jeden Fall dem Tag entgegen, dem Mittagslicht der Ewigkeit! Wir Christen können, trotz allem, hoffnungsvolle Menschen sein! Amen.

 

 




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