Konfirmationspredigt über Johannes 6, 67 und 68

am Sonntag Rogate, 1. Mai 2005, in Essen-Rellinghausen

 

 

Liebe Konfirmandinnen- und Konfirmandenfamilien, liebe Gemeinde!

 

Jesus hat – wie das so seine Art war – einigen Schriftgelehrten und Pharisäern ein paar klare Worte gesagt. Sie ärgern sich darüber und wenden sich von ihm ab. Und dann heißt es in  Johannes 6:

 

Da fragte Jesus die Zwölf: Und ihr - wollt ihr auch weggehen? 

Da antwortete Simon Petrus: Herr, wohin sollten wir gehen ? Du hast Worte

des ewigen Lebens.

 

Ihr Geliebten Gottes!

 

Wohin sollen wir gehen? Wem sollen wir folgen? Auf wen  sollen wir hören? Ihr seid ja – und wir alle sind ja – unglaublich vielen Einflüssen und Reizen  ausgesetzt, ständig hören oder lesen wir: Hej, folge mir! Du solltest mal das und das probieren! Zieh dir dieses Video rein! Du mußt unbedingt diesen Thriller gelesen haben – wobei sich die Bücher,  die eine Mischung von Sex, Vatikan und brutaler Gewalt enthalten, offenbar am besten verkaufen.

 

Wir brauchen Orientierung, um in dem Dschungel – vollends im elektronischen  Dschungel – des Lebens klarzukommen. Wir brauchen klare Maßstäbe, um zu erkennen, was wirklich dem Leben dient und wo wir nur benutzt werden, damit Andere sich an uns bereichern können. Wir brauchen auch Kraft, um Schwierigkeiten - etwa in der Ehe oder der Familie – durchstehen zu können. Denn: Obwohl uns ständig eingetrichtert wird: Der höchste Sinn des Lebens ist, Spaß zu haben –   Angst und Krankheit, Schuld und Trauer, Gemeinheit und Einsamkeit gehören ja auch zu unserm Leben.

 

Und darum ist die Frage, die Petrus stellt, zentral: Wohin sollen wir gehen? Wo finden wir klare Orientierung? Wo finden wir Sinn und Halt für’s Leben?

 

Und Petrus gibt selbst die Antwort: Wohin sollten wir schon gehen?! Besser als bei dir können wir’s doch garnicht haben! In deinen  Worten finden wir Leben, sogar: ewiges Leben. Und dieser Ausdruck bedeutet nicht: Ein unendlich langes Leben, sondern eine Art, eine Qualität von Leben, das ganz von dem ewigen Gott erfüllt und geprägt ist.

 

Kennen Sie, kennt Ihr solch ein Leben? Ist Gott eine lebendige Wirklichkeit in unserm Leben?  Mit dem Gott „Kapital“ – mit dem haben wir alle unsere Erfahrungen. Aber – auch Erfahrungen, Erlebnisse mit dem biblischen Gott? Einem – wenn man ihn näher kennenlernt – im Grunde uns Menschen fremden, manchmal bestürzenden – immer aber  herrlichen Gott?!

 

Dieser Gott der Bibel kann unser Leben ja nur dann  prägen und  gestalten, wenn wir uns den Worten der Bibel, den Worten Jesu aussetzen, diesen Kraft-Worten, diesen Worten ewigen Lebens. 

 

2

 

Auch Eure Konfirmationssprüche, Eure Taufsprüche sind solche „Worte ewigen Lebens“. Ihr habt sie sehr bedacht ausgewählt. Es  sind nicht einfach nur Sätze. Sondern es sind Worte, die seelische Kraft vermitteln. Ich werde oft traurig, wenn ich sehe, wie manche Jugendliche mittags vor Edeka ständig soviel Süßigkeiten in sich  hineinstopfen. Ich werde traurig, weil ich weiß: Dahinter steckt kein leiblicher, sondern ein seelischer Hunger. Die Worte Jesu, die Worte der Bibel, auch das tägliche Gebet- und einer von  Euch hat  mir letzten Dienstag noch gesagt, er bete täglich -: Das stillt den seelischen  Hunger, gibt große Kraft. 

 

Und: Die biblischen Worte geben uns klare Orientierung. So wie Du, Lukas, das schön aufgeschrieben  hast: „Ich sage bei der Konfirmation Ja zu Jesus und damit folge ich ihm und tappe nicht mehr im  Dunkeln“.

 

...Tappe nicht mehr im Dunkeln...,  sondern: Licht fällt auf meinen Lebensweg. Jesu Worte helfen uns, klar zu sehen, zu durchschauen, was wichtig ist im Leben  und was nicht.

 

Die Worte Jesu und der Bibel, sie sagen letzten Endes allesamt Eines, nämlich:  Du – egal ob du jung oder alt bist, in der Kirche oder nicht -: Du bist wichtig für Gott, Du bist und  bleibst geliebt von ihm, mehr als du ahnst, und unabhängig von Deiner Leistung, Deinem Können, Deinem Aussehen – so wie Ihr‘s im Vorstellungsgottesdienst gesagt habt: Jeder von uns trägt das Gütesiegel: „Made by God“: Gott findet jeden und jede von Euch gut, Er hat Euch so gemacht, wie ihr seid, darum sollt und könnt Ihr Euch bejahen, wie ihr seid – und werdet hoffentlich nie diesen Schwindel mit kosmetischen Operationen und so mitmachen und denken: Meine Brust ist zu klein – zu groß – zu dick oder zu dünn.. Aus diesem Ja zu sich selber heraus kann man dann natürlich auch an sich arbeiten und  manches an sich zum Positiven verändern.

 

Schließlich noch: Die Worte ewigen Lebens, die Ihr bei Jesus und in  der Bibel findet, die können Euch auch Einiges abverlangen und zumuten. Sätze wie:

 

-           Tut Gutes denen, die euch beleidigen und  verfolgen“,

-           „Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem...“, „

-           „Gott füllt die Hungrigen mit Gütern und läßt die Reichen  leer“ oder:

 

-          „Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge und nicht den  Balken

in dem eigenen Auge...“ oder:

-          „Man muß Gott  mehr gehorchen  als den Menschen“, an denen hat man sein

Leben lang zu knacken...

 

Zu diesem letzten Satz las ich kürzlich eine Geschichte.

 

Palmsonntag 1937, Konfirmation in Dickenschied, einem Dorf im Hunsrück. Der Pfarrer Paul Schneider war ein Nazigegner, er folgte Jesus kompromißlos, darum wurden seine Predigten von der Gestapo überwacht.  Die Kirche ist voll, hinten stehen wie immer zwei Gestalten mit Notizblock und Bleistift zum Mitschreiben.

 

 

3

 

42 Konfirmandinnen und Konfirmanden. Als sich bei der Einsegnung die ersten drei Jugendlichen hinknien, bekommen alle drei denselben Spruch, Apg 5, 29: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.“  Jedem sagt der Pfarrer den Spruch unter Handauflegung persönlich zu. Dann  kommen die nächsten  vier... 

 

Zweiundvierzigmal sagt er diesen Bibelvers, immer im gleichen Tonfall,  immer mit der gleichen festen Stimme.Jedesmal steigt die Spannung im  Kirchenraum. Und in allen  Köpfen – auch der Gestapoleute - entsteht die Predigtaussage: Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen, wir müssen Gott mehr gehorchen als Adolf   Hitler...

 

Der Pfarrer wurde übrigens einige Zeit später abgeführt ins KZ Buchenwald.

 

Den Worten Gottes, den Worten Jesu mehr gehorchen als Menschen und ihren Worten...

 

Wer das tut, dem muß Gott, dem muß Jesus sehr lieb und wert geworden sein, der muß in diesen Worten eine Fülle von Freude und Befreiung gefunden haben..

Dessen Leben wird dann in jedem Fall ein gesegnetes und segensreiches Leben sein. Amen.