Gottesdienst am 3. Sonntag nach Epiphanias, 23.1. 2011, Rhodos
Lieder:
Die helle Sonn leucht' jetzt herfür...437
Nun lasst uns Gott dem Herren...320, 1-4+8
Stern, auf den ich schaue...407
Wenn wir jetzt weitergehen...168,4-6
Psalm 67 Nr. 730
Lesung: aus 2. Könige 5
Predigt zu Johannes 4, 46-53:
Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum.
Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukomen und seinem Sohn zu helfen; denn der war todkrank.
Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.
Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!
Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.
Und während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt!
Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verliess ihn das Fieber.
Da merkte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.
Liebe Gemeinde!
In den Gemeinden in Deutschland bieten wir öfters Glaubenskurse an: Eine Einführung in die Grundlagen christlichen Glaubens, über 5/6 Wochen hin, ein Abend pro Woche. Hier bietet Jesus selbst einen Glaubenskurs an, Dauer nicht mal 20 Minuten.
Dreimal kommt in unserer Geschichte das Wort Glauben vor. Da kommt der tief besorgte Vater zu Jesus, bittet ihn um Hilfe – und Jesu Reaktion ist: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht.
Als Jesus dann das heilende Wort gesprochen hat, da, heisst es, „glaubte der Mann dem Wort, das Jesus zu ihm sagte“.
Und am Ende der Geschichte hören wir: Er glaubte mit seinem ganzen Haus.
Dreimal ist vom Glauben die Rede, drei verschiedene Aspekte des Glaubens zeigt uns Jesus in diesem Kurs .
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Glauben heisst
1.: Ja sagen zu Gottes Wegen
2. heisst glauben: dem Wort Jesu vertrauen, und
3. heisst glauben: nicht enttäuscht werden.
I
Jesus hatte – so erzählt es Johannes - ein erstes Wunderzeichen getan: Auf der Hochzeit zu Kana. Er war danach in Jerusalem gewesen und kehrt über Samarien - wo er ein wunderbares Gespräch mit einer Frau am Brunnen führt – zurück nach Galiläa, und zwar noch einmal nach Kana, 2 Fußstunden nördlich von Nazareth.
Inzwischen spricht man von ihm. Dieser sog. Beamte im Dienst des Königs Herodes Antipas, der in Kapernaum am See Genezareth wohnt, ca. 30 km östlich von Kana, hat auch von ihm gehört.
Was gibt es Schlimmeres für Eltern, als wenn ein Kind krank, gar sterbenskrank wird. Sie
klammern sich an jeden Strohhalm, nehmen jede Möglichkeit wahr, die auch nur im entferntesten Hilfe verspricht. So auch dieser Vater. Er macht sich per Maultier oder per Sänfte auf und bittet Jesus ,mit ihm nach Kapernaum zu kommen.
Und Jesus darauf: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht“.
Wie oft sehen wir Jesus in den Evangelien so enttäuscht, fast resigniert angesichts von Kleinglauben und Unverständnis, auch schon mal tieftraurig, bis dahin, dass er zweimal in Tränen ausbricht (bei Lazarus und, als er vor seiner Passion Jerusalem erblickt); einige Male sehen wir ihn in hellem Zorn, und öfter höchst schroff und abweisend: mehrfach seiner Mutter gegenüber oder auch bei Begegnungen mit Nichtjuden, wie der syrophönizischen Frau... und nun gegenüber diesem Mann hier.
„Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht“. Ja, da hat Jesus ja recht. Das
ist so bis heute. Was für eine ungebrochene Konjunktur haben Wunderheilorte wie Lourdes und andere.
Oder: Es gibt das sog. prosperity gospel, eine Verkündigung, die den Glaubenden Erfolg, Gesundheit und Wohlstand verspricht.
Da wird in Riesenveranstaltungen in den USA und – überwiegend von Pfingstkirchen - in Afrika und Lateinamerika, aber auch etwa in Deutschland - zahllosen Armen, Kranken, Bedürftigen versprochen: Der Glaube an Jesus kann euch reich machen, reich an Wohlstand und Erfolg. Gebt nur selber erstmal reichlich und seid nicht kleinlich. Dann wird der Segen Gottes auch bei euch nicht kärglich,sondern reichlich fließen.
Und den Kranken wird gesagt: Der Glaube an Jesus kann euch heilen! Ein Kollege von mir,der 12 Jahre in China tätig war, sagte mir,die meisten Menschen dort seien durch ein Heilungswunder zum Glauben gekommen.Und ebenso ist es in Afrika – und auch in Deutschland haben wir zahllose Veranstaltungen, wo Menschen Heilung versprochen wird.
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Und sie geschieht ja auch oft! Das kann niemand abstreiten,dass der Glaube, dass das Gebet mit Handauflegung wunbare heilende Wirkungen haben kann. Und das sollen wir auch erwarten, sollen von Gott auch körperliche Heilung erbitten,sollen mit Menschen um Heilung beten, können ihnen die Hand auflegen...Da sind verschüttete Gaben auch in den Kirchen in Europa zu entfalten – Gaben des Geistes, die in weiten Teilen der Christenheit selbstverständlich sind.
Nur: der Glaube ist nicht abhängig von solchen Wundern - sondern Glaube ist ja ein Beziehungsbegriff, er ist eine Beziehung des Vertrauens und der Liebe. Es geht nicht darum, an das und das und das zu glauben..., sondern einem, nämlich dem Herrn Jesus zu glauben. Ihm zu vertrauen, ihm viel, ja unmöglich Scheinendes zuzutrauen.
Der Glaube hängt nicht von Wundern ab, sondern Glaube bedeutet: Ja sagen zu Gottes Wegen. Im Vertrauen bleiben,auch wenn eine Bitte nicht erfüllt wird, wenn sie scheinbar abgewehrt wird, oder Gott zunächst mal scheinbar gar nicht reagiert -eine Erfahrung, die jeder Beter kennt.
II
Und jetzt wird mir dieser Mann, dieser Vater hier sehr sympathisch und ich kann es ihm nur zu gut nachfühlen, dass er nicht aufgibt auf diese Abfuhr und Verweigerung hin, sondern, dass er – verzweifelt, wie er ist - noch einmal bittet, inständig und dringend:
Komm, ehe mein Kind stirbt!
Und nun - auch das kennt jeder Beter – kommt die Erhörung, allerdings anders als
erwartet. Jesus geht nicht mit, sondern sagt: Dein Sohn lebt! Und der Vater vertraut diesem Wort Jesu unbesehen. Das ist die 2.Lektion: Glaube heisst auf Jesu Wort vertrauen, in dem Sinne, wie es in dem Lied „Mein schönste Zier...“ heisst: „Dein Wort ist wahr und trüget nicht und hält gewiss, was es verspricht...“.Christlicher Glaube ist im Kern seines Wesens ein unbändiges Zutrauen zu der Macht des Wortes Gottes, letztlich des fleischgewordenen Wortes.
Darum gehört zum christlichen Glauben unabdingbar das regelmässige Lesen in der
Heiligen Schrift – allein oder gemeinsam; ein Hören auf das Wort Gottes, das der Glaubensstärkung dient.
Glaube ist ein Beziehungsbegriff,sagte ich - und eine Beziehung kann nur lebendig bleiben,wenn die Beteiligten miteinander reden, aufeinander hören, voneinander lernen, sich ermutigen,trösten, warnen und mahnen lassen.
Jesu Wort ist - so lernen wir auch an diesem Wunder – nicht ein blosses Wort, sondern eine Kraft, eine „Gotteskraft“. „Gott spricht und es geschieht...“ so heisst es in Psalm 33, oder, bei den Propheten: „Es geschah des Herrn Wort...“. Gottes Wort ist ein Tu-Wort. Ein Geschehen, ein Ereignis. Darum, wie es wunderbar in einem unserer Epiphaniaslieder heisst: „Halt dich im Glauben an das Wort, das fest ist und gewiss/ das führet dich zum Lichte fort aus aller Finsternis...“ (EG 73).
III
Der Vater in unserer Geschichte traute Jesus Unwahrscheinliches zu, er traute ihm zu,
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auch über Entfernungen hinweg, allein durch sein Machtwort, heilen zu können,. Er vertraute der Zusage Jesu – und er wurde nicht enttäuscht .
Auf seinem Rückweg kommen ihm seine Hausangestellten schon entgegengelaufen: Dein Kind lebt! rufen sie ihm von weitem entgegen. Und als er sich näher erkundigt, stellt er fest: Sein Sohn war in eben dem Augenblick gesund geworden, in dem Jesus gesagt hatte: Er lebt.
Er lernt und erfährt nun die 3. und schönste Lektion in Jesu Glaubenskurs: Glauben heisst: nicht enttäuscht werden.
Was wird das dort in seinem Hof in Kapernaum für eine Feier und Freude gewesen sein! Eine ansteckende Freude aufgrund eines ansteckenden Glaubens: Er glaubte mit seinem ganzen Hause, schreibt Johannes. Es entsteht eine Hausgemeinde. So wie auch hier auf Rhodos aufgrund des Glaubens von Menschen eine Gemeinde entstanden und gewachsen ist.
Der Glaube an Jesus weiss und erfährt: Es geschehen auch heute noch Zeichen und Wunder. Und wenn einmal ein Wunsch nicht erfüllt wurde – ist es dann vorbei und aus mit unserm Glauben an Jesus? Oder geht es uns nicht vielmehr wie den Jüngern damals: Gegen Ende ihres gemeinsamen Unterwegsseins fragt Jesus sie einmal: Habt ihr in meiner Nähe je Mangel gehabt (Lukas 22, 35)? Da antworten sie, ohne sich lange besinnen zu müssen: Nein, Herr, niemals.
Hat Jesus uns jemals enttäuscht? Müssen nicht auch wir sagen: Nein, Herr, niemals!? Im Gegenteil. Du hast unser Leben reich und hell gemacht wie keiner sonst. Amen.