Musik
JX spricht: Den Frieden lasse ich euch...Der Friede der Welt: das ist der Friede, den man mit Stärke, Überlegenheit, Waffengewalt herzustellen sucht. der Friede, den Christus gibt, den erkennen und empfangen wir; wenn wir unter seinem Kreuz stehen. Um diesen Frieden wollen wir für uns und für Andere, für Täter und Opfer im Krieg auf dem Balkan bitten. Jesus selbst stärkt in uns die Gewißheit, daß Gott unsere Gebete hört und erhört, wenn er im Johannesevangelium Kap. 16 sagt: Wahrlich, wahrlich ich sage euch, wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben.
Wir richten unseren Blick auf Jesus, der im Garten Gethsemane zu Gott
betete und am Kreuz für uns alle um
Vergebung bat, wir singen das Lied: Eines wünsch‘ ich mir vor allem
andern...Nr. 554 alle 4 Strophen
Wir sprechen im Wechsel die Seligpreisungen Jesu: Nr. 767 Seite 1194
Wir beten:
Lieber Herr Jesus Christus, du Heiland der Welt. Mit der ganzen Christenheit auf Erden stehen wir heute unter deinem Kreuz und beten dich an als den, der das Werk der Versöhnung für alle Menschen vollbracht hat. Lehre uns unter deinem Kreuz unsere Sünde erkennen und gib Trost, wenn wir traurig sind. Hilf jedem von uns, in seinem persönlichen Bereich ein Bote deines Friedens zu sein.
Und laß deinen Frieden überall dort, wo Menschen auf dich hören und du
ihnen begegnest, stärker sein als aller Haß, alle Angst und Vergeltungssucht.
Amen
Ich lese den heutigen Predigttext : Lk 23 von Vers 32 bis Vers 48
...schlugen
sie sich an ihre Brust. Irgendwie merken
sie, daß sie doch hier mitbeteiligt sind, mitschuldig an diesem Tod. Sie
schlagen sich an ihre Brust – das Zeichen dafür, daß sie sich selbst anklagen.
Und auch wir – wir wollen heute
nicht selbstgerecht oder überheblich andere anklagen und zu Schuldigen
stempeln, weder den serbischen
Präsidenten noch das NATO –Oberkommando , sondern wollen erkennen, wo und wie
wir selbst in Unfrieden, Gewalttätigkeit und Rechthaberei verstrickt sind...und
also die Bitte Jesus auch für uns notwendig ist: Vater, vergib ihm, vergib ihr,
denn sie wissen ja nicht, was sie tun.
Wie viele, unterschiedlichste Menschen sind hier in der
Kreuzigungsgeschichte zu sehen! In immer enger werdenden Kreisen zeigt Lukas
sie uns, bis wir schließlich nur noch auf ihn sehen.
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Da ist zunächst der äußerste Kreis: das Volk. „Das Volk stand und sah
zu“. Es gafft.
Vielleicht standen sie da, tauschten Kommentare aus, Meinungen,
möglicherweise auch Schrecken, Empörung, Entsetzen – aber sie blieben in
Distanz, in Zuschauerhaltung. So wie bei manchen Verkehrsunfällen oder
öffentlichen Hinrichtungen oder auch Fernsehübertragungen vom Krieg auf dem
Balkan. Wie viele Kommentare, Meinungen, Analysen gibt es auch zu diesem Krieg!
Mit zu dem Fragwürdigen und – angesichts der Macht, die das Fernsehen ausübt
- Gefährlichen und Verhängnisvollen
gehört für mich, daß da nur sehr ausgewählte Nachrichten und Kommentare gegeben
werden... allesamt, mehr oder weniger laut auf Milosevic zielend, den Kriegstreiber,
den allein Verantwortlichen, den Verrückten, den, der gegen sein eigenes Volk
kämpft – damit wird Haß und Schuld und Verantwortung allein auf ihn gelenkt, er
ist der Böse, die Gegenseite ist die Friedenspartei – und die Leute sprechen
nach, was ihnen vorgesagt wird...
Mag ja sein, daß er ein Kriegstreiber ist und all das – aber die andere
Seite nicht? Sind nicht alle Beteiligten schuldig? Auch wir – das Volk...?
Da sind – weiter – die Oberen, die politisch wie kirchlich Oberen – die
spotten: Anderen hat er geholfen, er helfe sich selber...
Das sind die, die auf die Macht setzen, auf die Gewalt, die der
Gewaltlosigkeit nicht viel zutrauen, die sagen: gegen Gewalt hilft nur
Gegengewalt. Solche vermeintlichen Realisten haben wir oft auch in der Kirche:
Wir sollen als Kirche ja nicht zu sehr störend wirken und möglichst nirgendwo anecken, sondern schön
angepaßt bleiben, kirchlich und politisch Obere möglichst Hand in Hand, Arm in
Arm - und wir selbst gehören vielleicht dazu und sagen: Krieg muß sein, etwas
anderes hilft jetzt nicht mehr, man muß den Frieden herbeibomben... wo doch Jesus die Sanftmütigen selig
gepriesen hat und gesagt hat: Wer das Schwert nimmt, wird selber durchs Schwert
umkommen, also Gewalt wird sich zerstörend gegen den wenden, der sie ausübt –
und ist es nicht so, daß die Gewalt und das Elend der Flüchtlinge unendlich
vermehrt worden ist seit Beginn der Kriegshandlungen, daß – bisher jedenfalls –
das Gegenteil von dem bewirkt worden ist, was man erreichen wollte...? Dann lieber
in Ratlosigkeit bleiben und dennoch
sagen: „Dein Wort ist wahr...“Gewalt löst kein Problem, sondern verstärkt und
verschlimmert es, Vergeltungsmaßnahmen bewirken Gegenvergeltung, Haß gebiert
neuen Haß...Und ich denke: Wieviel Haß, der jahrzehnte-, jahrhundertelang
weiterschwelt, wird erneut gesät gerade gegen uns Deutsche, deren Tun im 2.
Weltkrieg und früher schon noch unvergessen ist bei den Serben...Jesus hat
gesagt: ihr Christen sollt Salz und Licht sein. Salz brennt, reinigt...Licht
deckt Finsternis auf, bringt Dunkles ans Licht.. Wir können und sollen nicht
Lösungen anbieten, da sind wir oft auch ratlos, aber wir sollen an
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der radikalen Wahrheit der Worte Jesu festhalten und sie nicht
abschwächen und anpassen.
Und schließlich: Der engste Kreis – die beiden mit Jesus
Mitgekreuzigten und der heidnische Hauptmann. Der eine der beiden Verbrecher bleibt, wie er war,
auch im Sterben. Das gibt es ja. Aber der andere bittet Jesus, er möge seiner
gedenken. Und Jesus sagt ihm den Frieden, die Freude, die paradiesische
Gemeinschaft mit Gott zu. Das kann also sein, daß ein Mörder umkehrt, Buße tut,
Jesus um Barmherzigkeit bittet! Darum ist
es wichtig, daß wir für Mörder, für in unseren Augen böse Menschen und
Kriegsverbrecher beten – im Vertrauen darauf: Gott hat Zugänge zu Menschen, die
für uns verschlossen scheinen, für ihn aber weit offene Zugänge sind.
Und schließlich: Der heidnische Hauptmann, der Kommandierende, der
Henker. Er – ein Soldat, ein Militär, der Anführer eines Hinrichtungskommandos
ist nach der Überlieferung des Lukas – der erste Christ! Auch hier wird uns
jedes Vor-Urteil, jedes Urteilen über Menschen, jedes Einteilen in gut und böse
radikal infrage gestellt.
Vater, vergib ihnen, sie wissen ja nicht, was sie tun... Für sie alle,
für das Volk und für die, die die Meinung des Volkes beeinflussen, für die
Oberen, die kirchlichen, staatlichen, militärischen Oberen, für die Verbrecher,
Mörder, Vergewaltiger..für alle die, die mit Recht die Todesstrafe verdient
hätten, für sie alle, für dich und mich bittet Jesus um Vergebung, will und
kann den Frieden in ihre friedlosen Herzen bringen – und so wollen auch wir nun
bitten,
zunächst mit Worten des Liedes
430, alle vier Strophen
Gebet – Gebetsstille – Vaterunser
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Segen
Orgelspiel