Konfirmationspredigt über Jeremia 17, Vers 7 und 8

 

am Sonntag Misericordias Domini, 18. April 1999

in Essen – Rellinghausen

(Pfarrer Martin Quaas)

 

 

Glücklich der Mensch,

der sich auf den Herrn verläßt

und dessen Zuversicht der Herr ist.

 

Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt,

der seine Wurzeln zum Bach hin streckt.

Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht,

sondern seine Blätter bleiben grün;  und er sorgt sich nicht,

wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.

 

Liebe Mädchen und Jungen,

 

„Glücklich ist der...“, „Herzlichen Glückwunsch dem...“, so beginnt der Prophet seine Worte und das will ich gleich dick unterstreichen: Herzlichen Glückwunsch Euch, daß Ihr in der Gemeinde mitleben dürft! Besseres als in der christlichen Gemeinde mitzuleben – und nun konkret in dieser Gemeinde Rellinghausen - : Besseres kann es für Euer Leben überhaupt nicht geben, da braucht die christliche Gemeinde wahrlich keinen Vergleich mit irgendeiner anderen Organisation zu scheuen.

 

Und warum ist es so gut – für Euch, wie für Eure Familien – in der Gemeinde mitzuleben und lebendige Glieder der Gemeinde zu sein? Nicht weil wir Hauptamtlichen so klasse wären – wir haben unsere Fehler, unsere Stärken wie unsere Schwächen – sondern weil es einfach gut ist, mit dem Herrn Jesus gemeinsam sein Leben zu führen, weil es gut ist, sich von den Gaben Gottes das Leben befreien und beschenken zu lassen ! Und übrigens: Ich spüre und erfahre, daß die Menschen das mehr und mehr merken. Sie merken zunehmend, wie all diese Vergnügungs- und Konsumangebote das Leben eben nicht bereichern und mit Sinn und Kraft  erfüllen, sondern im Gegenteil:  Sie machen Menschen innerlich leer und zerstören die Beziehungen.

 

Also: Herzlichen Glückwunsch, daß Ihr in der Gemeinde mitleben dürft. Und  nun  will ich meine Glückwünsche auch näher begründen. Was empfangen wir denn so Schönes in der Gemeinde? Jeremia sagt es, indem er uns Menschen mit einem Baum vergleicht.

 

1.      In der Gemeinde bekommt unser Leben gesunde Nahrung und festen Halt

 

Seht den Baum! (Farbfolie). Wie fest ist er verankert, seine Wurzeln suchten und fanden festen Halt. Er trotzt den Abgründen. Zugleich findet er mit seinen Wurzeln Nahrung, sie strecken sich weit und tief ins Erdreich hinein, nehmen Wasser und Mineralstoffe auf.

 

 

 

2

 

Dies alles: Festen Halt, gesunde Nahrung, lebendiges Wasser, das Euren Lebensdurst stillt, dies alles bekommt ihr in der Gemeinde. Die Nahrung: das sind die Worte der Bibel. Das Wasser: das ist die Kraft des Heiligen Geistes, der durch die Worte der Heiligen Schrift kräftig in unserem Leben wirkt.

 

Lest in der Bibel, benutzt das Gesangbuch, das ein Gemeindeglied Euch heute schenkt. Übt euch im Beten, vor allem im Dankgebet gegenüber Gott! Kaum jemand in der ganzen Welt hat es so gut wie wir in Deutschland! Und über der Verbundenheit mit dem lebendigen Gott und seinen  Gaben bekommt Euer Leben Kraft und festen Halt.

 

Was ein kluger Mann einmal von der Taufe sagte, das gilt auch für die Konfirmation, die ja ein nachträgliches eigenes Ja zur Taufe ist. Die Taufe, sagte er, ist ein Scheck von hohem Wert. Man kann diesen Scheck einschließen in einen Tresor, dann hat man nichts davon. Man kann ihn auch einlösen, und von dem Erlös sich und anderen viel Schönes, viel Freude und Lebensgenuß bereiten.

 

2.      Ihr bekommt in der Gemeinde Kraft zum Glaubenswachstum – in guten wie in schlechten Zeiten

 

Es gibt ja auch im Leben dürre Jahre: Zeiten, wo alles stillzustehen scheint, wo man sich allein fühlt und unverstanden, wo man sich über die Eltern ärgert, enttäuscht ist von Menschen, keine Freunde hat, einsam ist – oder später, was mag da an Schwierigem auf Euch zukommen: vielleicht Arbeitslosigkeit, oder Krankheit, oder auf manchen Menschen lastet eine Schuld oder sie verfallen einer Sucht...

   

Dann braucht der Kraftstrom für unser Leben nicht zu versiegen, dann – manchmal gerade dann – vermag die Bibel – besonders in den Psalmen – wunderbar zu trösten, neue Kraft zu geben und man spürt: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir...“ (Psalm 23). Man wird mit einemmal, trotz allem, richtig froh, weiß sich geborgen in Gott.

 

Eins solltet Ihr in schwierigen Zeiten jedenfalls  nicht tun: Die Schwierigkeiten betäuben oder ihnen ausweichen. Sondern man kann sie geduldig durchhalten. Und im Gebet, im Hören auf ein Bibelwort, im Gespräch mit einem Menschen, dem man vertrauen kann: Da bekommt man Wachstumskräfte auch in dürren Zeiten. Man muß nur mit Geduld solche Zeiten durchleben, darf das Wachstum weder hemmen noch beschleunigen wollen.


Dazu eine kleine Geschichte aus Indien: Ein Bauer ging hinaus aufs Feld, den Reis anzubauen. Als er abends nach Hause kam, fragte ihn seine Frau: Was hast du getan heute, daß du so müde bist? -  Ich habe den Reis gepflanzt.-  Die Frau ging aufs Feld und sah, wie der Reis stand. Am nächsten Morgen ging der Bauer wieder hinaus. Als er abends zurückkam, fragte ihn seine Frau: Was hast du heute gemacht, daß du so müde bist? -  Ich habe dem Reis beim Wachsen geholfen.-  Die Frau geht hinaus und sieht: Alle Pflanzen sind herausgezogen und liegen schlaff da.- Die Geschichte sagt, finde ich,  etwas ganz Wichtiges für’s Leben: Man muß alles wachsen lassen in Geduld. Wer nachhelfen will, wer will, daß das Wachstum schnell

 

3

 

geht, wer es beschleunigen will, bewirkt das Gegenteil – das gilt für den Glauben, für die Liebe, auch für den Umgang mit den Kindern!

 

Und das Dritte:  Wer verbunden mit den Kraftquellen lebt, die Gott schenkt, dessen Leben bringt reiche Frucht.

 

Menschen können ja stinkreich werden und dennoch ein völlig fruchtloses Leben führen. Da hat man auf Geld und Vergnügen gesetzt und sich alles mögliche geleistet – und am Ende ist man verbittert, vereinsamt, innerlich leer und sagt: Das soll‘s also gewesen sein?!

 

Wer aber in der Nachfolge Jesu lebt und die Worte der Bibel hört und sich von ihnen  das Leben bereichern, befreien, mit Kraft erfüllen läßt – der kann Liebe und Hoffnung und Freude vermitteln, der strahlt etwas aus, der hat etwas zu geben...der wird zum Segen für andere, dessen Leben bringt Frucht.

 

In Deinem Konfirmationsspruch, Dirk, werden solche Früchte genannt. Das Reich Gottes – so lautet Dein Bibelwort ja – „das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im heiligen Geist“ (Römer 14, 17).

 

Aus der Kraftquelle des Wortes Gottes lebend, können wir uns unermüdlich  für Gerechtigkeit einsetzen, können Frieden stiften, wo andere mobbing treiben müssen, können  Freude wecken, wo andere Trübsal blasen...

 

Darum: Noch einmal! Herzlichen Glückwunsch! Gott gebe Eurem Glauben und Leben Wachstum und Gedeihen in der christlichen Gemeinde! Amen.