am Sonntag
Misericordias Domini, 18. April 1999
in Essen –
Rellinghausen
(Pfarrer
Martin Quaas)
Glücklich der Mensch,
der sich auf den
Herrn verläßt
und dessen Zuversicht
der Herr ist.
Der ist wie ein Baum,
am Wasser gepflanzt,
der seine Wurzeln zum
Bach hin streckt.
Denn obgleich die
Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht,
sondern seine Blätter
bleiben grün; und er sorgt sich nicht,
wenn ein dürres Jahr
kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Liebe Mädchen
und Jungen,
„Glücklich ist
der...“, „Herzlichen Glückwunsch dem...“, so beginnt der Prophet seine Worte
und das will ich gleich dick unterstreichen: Herzlichen Glückwunsch Euch, daß
Ihr in der Gemeinde mitleben dürft! Besseres als in der christlichen Gemeinde
mitzuleben – und nun konkret in dieser Gemeinde Rellinghausen - : Besseres kann
es für Euer Leben überhaupt nicht geben, da braucht die christliche Gemeinde
wahrlich keinen Vergleich mit irgendeiner anderen Organisation zu scheuen.
Und warum ist es so gut – für Euch, wie für
Eure Familien – in der Gemeinde mitzuleben und lebendige Glieder der Gemeinde
zu sein? Nicht weil wir Hauptamtlichen so klasse wären – wir haben unsere
Fehler, unsere Stärken wie unsere Schwächen – sondern weil es einfach gut ist,
mit dem Herrn Jesus gemeinsam sein Leben zu führen, weil es gut ist, sich von
den Gaben Gottes das Leben befreien und beschenken zu lassen ! Und übrigens:
Ich spüre und erfahre, daß die Menschen das mehr und mehr merken. Sie merken
zunehmend, wie all diese Vergnügungs- und Konsumangebote das Leben eben nicht
bereichern und mit Sinn und Kraft
erfüllen, sondern im Gegenteil:
Sie machen Menschen innerlich leer und zerstören die Beziehungen.
Also:
Herzlichen Glückwunsch, daß Ihr in der Gemeinde mitleben dürft. Und nun
will ich meine Glückwünsche auch näher begründen. Was empfangen wir denn
so Schönes in der Gemeinde? Jeremia sagt es, indem er uns Menschen mit einem
Baum vergleicht.
1. In der Gemeinde bekommt unser Leben
gesunde Nahrung und festen Halt
Seht den Baum!
(Farbfolie). Wie fest ist er verankert, seine Wurzeln suchten und fanden festen
Halt. Er trotzt den Abgründen. Zugleich findet er mit seinen Wurzeln Nahrung,
sie strecken sich weit und tief ins Erdreich hinein, nehmen Wasser und Mineralstoffe
auf.
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Dies alles:
Festen Halt, gesunde Nahrung, lebendiges Wasser, das Euren Lebensdurst stillt,
dies alles bekommt ihr in der Gemeinde. Die Nahrung: das sind die Worte der
Bibel. Das Wasser: das ist die Kraft des Heiligen Geistes, der durch die Worte
der Heiligen Schrift kräftig in unserem Leben wirkt.
Lest in der
Bibel, benutzt das Gesangbuch, das ein Gemeindeglied Euch heute schenkt. Übt
euch im Beten, vor allem im Dankgebet gegenüber Gott! Kaum jemand in der ganzen
Welt hat es so gut wie wir in Deutschland! Und über der Verbundenheit mit dem
lebendigen Gott und seinen Gaben
bekommt Euer Leben Kraft und festen Halt.
Was ein kluger
Mann einmal von der Taufe sagte, das gilt auch für die Konfirmation, die ja ein
nachträgliches eigenes Ja zur Taufe ist. Die Taufe, sagte er, ist ein Scheck
von hohem Wert. Man kann diesen Scheck einschließen in einen Tresor, dann hat
man nichts davon. Man kann ihn auch einlösen, und von dem Erlös sich und
anderen viel Schönes, viel Freude und Lebensgenuß bereiten.
2. Ihr bekommt in der Gemeinde Kraft zum
Glaubenswachstum – in guten wie in schlechten Zeiten
Es gibt ja
auch im Leben dürre Jahre: Zeiten, wo alles stillzustehen scheint, wo man sich
allein fühlt und unverstanden, wo man sich über die Eltern ärgert, enttäuscht
ist von Menschen, keine Freunde hat, einsam ist – oder später, was mag da an
Schwierigem auf Euch zukommen: vielleicht Arbeitslosigkeit, oder Krankheit,
oder auf manchen Menschen lastet eine Schuld oder sie verfallen einer Sucht...
Dann braucht
der Kraftstrom für unser Leben nicht zu versiegen, dann – manchmal gerade dann – vermag die Bibel –
besonders in den Psalmen – wunderbar zu trösten, neue Kraft zu geben und man
spürt: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück,
denn du bist bei mir...“ (Psalm 23). Man wird mit einemmal, trotz allem,
richtig froh, weiß sich geborgen in Gott.
Eins solltet
Ihr in schwierigen Zeiten jedenfalls
nicht tun: Die Schwierigkeiten betäuben oder ihnen ausweichen. Sondern
man kann sie geduldig durchhalten. Und im Gebet, im Hören auf ein Bibelwort, im
Gespräch mit einem Menschen, dem man vertrauen kann: Da bekommt man
Wachstumskräfte auch in dürren Zeiten. Man muß nur mit Geduld solche Zeiten
durchleben, darf das Wachstum weder hemmen noch beschleunigen wollen.
Dazu eine kleine Geschichte aus Indien: Ein Bauer ging hinaus aufs Feld, den
Reis anzubauen. Als er abends nach Hause kam, fragte ihn seine Frau: Was hast
du getan heute, daß du so müde bist? -
Ich habe den Reis gepflanzt.-
Die Frau ging aufs Feld und sah, wie der Reis stand. Am nächsten Morgen
ging der Bauer wieder hinaus. Als er abends zurückkam, fragte ihn seine Frau:
Was hast du heute gemacht, daß du so müde bist? - Ich habe dem Reis beim
Wachsen geholfen.- Die Frau geht hinaus
und sieht: Alle Pflanzen sind herausgezogen und liegen schlaff da.- Die
Geschichte sagt, finde ich, etwas ganz
Wichtiges für’s Leben: Man muß alles wachsen lassen in Geduld. Wer nachhelfen
will, wer will, daß das Wachstum schnell
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geht, wer es beschleunigen
will, bewirkt das Gegenteil – das gilt für den Glauben, für die Liebe, auch für
den Umgang mit den Kindern!
Und das
Dritte: Wer verbunden mit den
Kraftquellen lebt, die Gott schenkt, dessen Leben bringt reiche Frucht.
Menschen
können ja stinkreich werden und dennoch ein völlig fruchtloses Leben führen. Da
hat man auf Geld und Vergnügen gesetzt und sich alles mögliche geleistet – und
am Ende ist man verbittert, vereinsamt, innerlich leer und sagt: Das soll‘s
also gewesen sein?!
Wer aber in der
Nachfolge Jesu lebt und die Worte der Bibel hört und sich von ihnen das Leben bereichern, befreien, mit Kraft
erfüllen läßt – der kann Liebe und Hoffnung und Freude vermitteln, der strahlt
etwas aus, der hat etwas zu geben...der wird zum Segen für andere, dessen Leben
bringt Frucht.
In Deinem
Konfirmationsspruch, Dirk, werden solche Früchte genannt. Das Reich Gottes – so
lautet Dein Bibelwort ja – „das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken,
sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im heiligen Geist“ (Römer 14, 17).
Aus der
Kraftquelle des Wortes Gottes lebend, können wir uns unermüdlich für Gerechtigkeit einsetzen, können Frieden
stiften, wo andere mobbing treiben müssen, können Freude wecken, wo andere Trübsal blasen...
Darum: Noch
einmal! Herzlichen Glückwunsch! Gott gebe Eurem Glauben und Leben Wachstum und
Gedeihen in der christlichen Gemeinde! Amen.