Predigt über Lukas 12, 35-37 am Toten- und Ewigkeitssonntag, 20. November 2005

 

Liebe Gemeinde!

 

Was wird mit uns sein nach unserem Sterben?

 

Es gibt Menschen, die sagen: Garnichts wird sein.  Wir werden wieder zu Erde werden. Wir  kehren in den Kreislauf der Natur zurück.

 

Andere sagen: Wir wissen es nicht, das ist völlig ungewiß. So wie ich's vor 2 Wochen tatsächlich in einer Traueranzeige las: "NN"  -  stand da zu lesen - "N.N. ist uns vorausgegangen in die ewige Ungewißheit" In die ewige Ungewißheit!

 

Was sagt die Bibel? Sie sagt uns klar: Unser Leben hat ein Ende, wir werden zu Erde  oder   Asche. Zugleich sagt sie: Unser Leben hat aber auch ein Ziel:  Wir werden Gott sehen, wie er ist. Und darum, weil wir diesem Ziel entgegenleben,  können wir auch auf das Ende sehen, brauchen  den Gedanken an Tod und  Sterben nicht verdrängen, sondern können auch Sterbenden nahe sein, und  manche von Ihnen bewahren dankbare Erinnerungen daran, daß sie im Sterben eines Menschen bei ihm sein konnten.

 

Nun wissen die Autoren der Bibel schon auch: Von der Ewigkeit kann man eigentlich nichts sagen, die Wirklichkeit jenseits von Raum und Zeit ist für uns Menschen unbegreiflich, unfaßlich, man kann davon nur in menschlich begreiflichen Bildern und Gleichnissen sprechen. Aber die Bibel läßt uns doch einen kleinen, begrenzten Blick in die Ewigkeit hinein tun. Ein alter Pfarrer drückte es mir gegenüber einmal in einem schönen Bild aus:  So wie wir als Kinder zu Heiligabend durchs Schlüsselloch einen Blick ins strahlend erleuchtete Weihnachtszimmer taten - so läßt uns die Bibel ein klein wenig schon in die Ewigkeit hineinsehen.

 

Ich finde, das ist ein schönes, passendes Bild. Denn auch die Bibel spricht in ihren Bildern vom Leben  in der Herrlichkeit Gottes vor allem von Freude, von Lichtglanz, von Liebe.  Eines dieser Gleichnisse für das Leben in der Ewigkeit steht in Lukas 12:

 

Da schreibt Lukas in den Versen 35 - 37: Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenn er kommt, sie ihm sogleich auftun.

Selig sind die Knechte und Mägde, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tische bitten und kommen und ihnen dienen.

 

Hier wird zu uns als Mägden und Knechten Jesu gesprochen. Und das sind wir doch: Menschen, die durch die Taufe Jesus zum Herrn ihres Lebens haben und die ihm - jeder von uns auf seine Weise - doch auch zu dienen suchen. Was also wird sein, wenn wir, die Knechte und Mägde Christi, sterben? Das Gleichnis sagt uns nicht, was, sondern  wer  dann kommen wird: Jesus Christus, unser Herr, wird im Sterben zu uns kommen. Er wird wie von einer Hochzeit kommen, also sozusagen gutgelaunt sein, von Freude erfüllt. Und dann - und das hat ein Ausleger die größte Verheißung des NT überhaupt genannt - dann werden die Rollen vertauscht: Der Herr aller Herren wird uns - wird uns noch einmal, wie damals auf Erden -  dienen, und wir, die Knechte und  Mägde, werden zu freien Herren werden, werden vollkommene Freiheit erleben. Er, der Herr aller Herren, wird uns - dort im Lichtglanz des ewigen Lebens, der Herrlichkeit Gottes - zu Tische bitten und uns dienen.

 

Womit wird er uns dienen? Mit seiner Vergebung, mit seinem Erbarmen. Ich denke, wir werden uns auch schon gehörig schämen, wenn im Licht der Ewigkeit auch all das Dunkle,

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Häßliche, was eigentlich das Licht scheuen müßte, noch einmal sichtbar wird, wir werden uns schämen, aber wir dürfen Zuflucht nehmen zu seiner Vergebung, seinem Erbarmen. Das letzte Wort wird die Liebe behalten, die Liebe Gottes, die Jesus uns am Kreuz erworben hat.

 

Im Licht dieser Liebe und dieses Erbarmens dürfen wir auch unsere Verstorbenen geborgen

wissen. Und darum können sie nun  sozusagen einen neuen Platz in unserem Leben einnehmen, den Platz dankbarer Erinnerung an sie.

 

Und im Licht dieser alles erleuchtenden und verklärenden Liebe werden, so hoffe ich, dann auch all die Rätsel eine Antwort finden, die ungelösten und unlösbaren Fragen, auch die Warum-Fragen. Dazu eine Geschichte, von  Romano Guardini, dem katholischen Theologen. Sie ist erzählt worden von Menschen,die an seinem Sterbebett standen. Er habe auf dem Sterbelager gesagt: Ich werde nun vor den Thron Gottes treten. Er wird mich nach meinem Leben fragen und ich werde Ihm Rechenschaft geben müssen. Aber, so habe er dann  gesagt: Ich werde dann aber auch Ihn  fragen. Er wird dann auch mir Rechenschaft und eine Antwort geben auf die Frage: Warum all das  unsägliche Leid auf dieser Erde? 

 

Als ich das las, dachte ich: Ja - das ist christlicher Glaube! Auch ich glaube und  hoffe, Gott wird es uns einmal erklären, wir werden erkennen, warum  alles so sein mußte; Wir werden einsehen: So wie es war, war es gut!  Es wird so sein, wie Jesus einmal sagte (Joh 16,22f): Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen und  eure Freude soll niemand von euch nehmen. An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen". Amen.