Lieder:
Morgenglanz
der Ewigkeit...450
Hilf, Herr
Jesu, laß gelingen...61
Jesus soll die
Losung sein...62
Großer Gott,
wir loben dich...331, 1+9-11
Psalm 121
Lesung:
Jakobus 4, 13-15
Predigttext:
Lukas 4, 16 – 30
Liebe
Gemeinde,
was ist das
Besondere am heutigen Tag? Er ist der Tag der Beschneidung und damit zugleich
auch der Namengebung Jesu. Lukas überliefert unmittelbar nach der
Weihnachtsgeschichte, daß Jesus acht Tage nach seiner Geburt beschnitten wurde
und daß man
ihm den Namen gab, den der Engel Gabriel der Maria genannt hatte: Jesus, zu
deutsch: Gottes Hilfe.
Wie Gott
uns durch ihn hilft, davon spricht Jesus in seiner ersten Predigt in Nazareth,
dem heutigen Predigttext. Ich lese aus Lukas 4 die Verse 16 bis 30.
Jesus ist in
Kapernaum am See Genezareth gewesen. Und dann heißt es:
Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und
ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat
in die Synagoge und stand auf und wollte lesen.
Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Schriftstelle, wo geschrieben steht (Jesaja 61, 1.2):
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, daß sie frei sein sollen, und den Blinden, daß sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen,
zu verkündigen das
Gnadenjahr des Herrn.“
Und als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte
sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn.
Und er fing an zu ihnen
zu reden:
Heute ist dieses Wort
der Schrift erfüllt vor euren Ohren.
Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten sich, daß
solche Worte der Gnade aus seinem Munde kamen, und sprachen: Ist das nicht Josefs
Sohn?
Und er sprach zu ihnen: Ihr werdet mir freilich dies
Sprichwort sagen: Arzt, hilf dir selber! Denn wie große Dinge haben wir gehört,
die in Kapernaum geschehen sind! Tu so auch hier in deiner Vaterstadt!
Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet gilt
etwas in seinem Vaterland.
Aber wahrhaftig, ich sage euch: Es waren viele Witwen in
Israel zur Zeit des Elia, als der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs
Monate und eine große Hungersnot herrschte im ganzen Lande,
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und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als allein zu
einer Witwe nach Sarepta im Gebiet von Sidon.
Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten
Elisa, und keiner von ihnen wurde rein als allein Naaman aus Syrien.
Und alle, die in der Synagoge waren, wurden von Zorn
erfüllt, als sie das hörten.
Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und
führten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt
gebaut war, um ihn hinabzustürzen.
Aber er ging mitten durch sie hinweg.
Welch ein Bild
wird uns gleich zu Anfang der öffentlichen Wirksamkeit Jesu vor Augen gestellt!
Sie greifen ihn, stoßen ihn aus der Stadt heraus, wollen ihn einen Abhang
herunterstürzen. Ich habe die Stelle gesehen, als ich vor Jahren mit Frau
Renate in Nazareth war.
Kaum drei Jahre
später ergreifen ihn Andere ja erneut, stoßen ihn aus der Gemeinschaft aus und
töten ihn.
Hier aber –
hier „geht er noch mitten durch sie
hinweg“.
Welch ein
eindrucksvolles Wort: Er ging mitten durch sie hinweg. Vor vielen Jahren, als
ich diesen Text las, hat sich mir dieser Ausdruck tief eingeprägt, mir ging
schlagartig auf: So war und ist es immer bei ihm, so wird es bis ans Ende der
Welt sein. Wir wollen ihn greifen, ihn in den Griff kriegen, und dann entweder
wegschieben, wenn er uns unbequem wird und in Frage stellt, oder aber ihn für
uns und unsere Interessen und religiösen Lieblingsgedanken vereinnahmen – aber
Er, er bleibt der Heilige, der Fremde, der ganz Andere - er geht mitten durch uns, die verschiedenen
Kirchen und christlichen Gruppen hinweg. Er ist anders als unsere Vorstellungen
von ihm, anders als unsere Wünsche und Erwartungen an ihn.
Er erfüllt
nicht unsere Wünsche und Erwartungen an ihn, sondern die Verheißungen, die Gott
uns mit ihm gegeben hat. Er wird auch in diesem Jahr nicht unsere Wünsche an
ihn erfüllern, wohl aber seine Verheißungen für uns, wenn wir seine Jünger
bleiben.
Er wird uns
überraschend Neues von ihm zeigen und
lehren - er wird uns vielleicht
fremd und unverständlich erscheinen, vielleicht – und das wäre garnicht
schlecht – könnte es auch sein, daß er mich ärgert, daß ich böse werde auf ihn.
So wie hier bei den Leuten in Nazareth.
Es war für
Jesus selbstverständlich, am Sabbat in den Synagogengottesdienst zu gehen. Er
macht Gebrauch von dem Recht jedes erwachsenen Israeliten, aus der Torah zu
lesen und eine Botschaft dazu zu sagen. Der das tun wollte, stand zum Zeichen
dafür auf. Der Synagogendiene bringt ihm – vielleicht auf seinen Wunsch hin -
die Prophetenrolle, jesus liest, was
der Prophet Jesaja über den verheißenen Messais geweissagt hat, und er fügt den
heiligen Worten noch eine weitere Verheißung hinzu: „...die Blinden sehend zu
machen“, dann bricht er unvermittelt ab und setzt sich zur Predigt – wie das
ebenfalls üblich war – aber seine Predigt ist unüblich kurz, sie besteht aus
einem Satz, es ist die kürzeste, inhaltsreichste und
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folgenschwerste
Predigt der Weltgeschichte überhaupt: „Heute
ist dieses Schriftwort erfüllt vor euren Ohren“.
Sie wundern
sich - so wie sich schon die Menschen
gewundert hatten, als die Hirten gleich
nach seiner Geburt von Jesus erzählt hatten, so wie Jesu Eltern sich über die
Worte des alten Simeon gewundert hatten...
Sie wundern
sich über ihn und sagen: Ist das nicht der Sprößling von Josef, diesem
schlichten Schreiner aus unserm Ort? Erstaunlich...aus dem kann noch was
werden, ein berühmter Rabbi vielleicht...
Und Jesus
durchschaut, wie sie ihn für sich vereinnahmen wollen und sagt: Ihr erwartet,
daß man vielleicht einmal sagt: Jesus, der berühmte Redner, der große
Wunderheiler – in Nazareth ist er aufgewachsen, man wird vielleicht einmal zu
seinem Wohnhaus wallfahrten, der Fremdenverkehr wird angekurbelt, unser Umsatz
wird steigen...Nein! Stattdessen werdet ihr einmal zu mir sagen: Hilf dir
selber, wenn du Gottes Sohn bist (Lk.23, 35.37.39). - Kein Prophet gilt etwas
in seiner Vaterstadt. Wißt ihr nicht aus den Heiligen Schriften: Damals - der
große Elia – der stillte nicht den Hunger der Vielen, sondern nur zu einer
einzigen Witwe, noch dazu einer Ausländerin, wurde er gesandt. Und sein
Nachfolger Elisa: Der heilte nicht alle Aussätzigen in Israel, sondern nur
einen, wiederum einen Ausländer.
Er stößt sie
vor den Kopf: „Ich werde euren Vorstellungen nicht entsprechen, eure
selbstsüchtigen Wünsche nicht erfüllen!“ Da läuft ihnen die Galle über vor
Zorn, sie wollen ihn umbringen.
Ist das nicht
so bis heute? Daß er die großen Erwartungen, die er geweckt hat, enttäuscht?
Mit welch einem ungeheuren Anspruch ist er hier in seiner ersten Predigt
aufgetreten: Gute Botschaft für die Armen, Freiheit für die Gefangenen,
Augenlicht für die Blinden, Aufatmen, Entlastung, Trost für die
Zerschlagenen...All das und mehr erfüllt sich mit meinem Kommen...
Und wir fragen
vielleicht auch – zweifelnd, wie Johannes der Täufer (Lk.7, 18-23) –: Wo
geschieht das denn überhaupt?
Und Jesus
antwortet uns: Es ist, wie es bei Elia und Elisa war. Nicht alle werden
gerettet und geheilt, so daß schlagartig die Welt von Hunger und Armut befreit
wäre, daß es keine Krankheiten mehr
gäbe und keine Gefängnisse mehr nötig wären...Nicht alle...aber: Jeder! Bei
jedem, der heute zu ihm kommt – bei Jedem, zu dem Er heute kommt, erfüllt sich
etwas von seinem umfassenden Anspruch, erfüllt er etwas von den Verheißungen,
die Gott uns mit ihm gibt. Bei jedem, der erwartungsvoll und bittend zu ihm
kommt.
Da liegt einer
in tiefer Todesnacht, und Jesus wird ihm zur Sonne. Da werde ich in einer
Traurigkeit getröstet, von schwermütigen Gedanken frei, kann mit einemmal trotz
aller Beschwernisse froh sein – da werde ich mit Kraft zur einzig guten Sorge,
der Fürsorge, beschenkt, nehme teil an Bemühungen von amnesty international,
Gefangenen Freiheit zu verschaffen, da öffne ich einem Menschen die Augen für
die Wahrheit, da lindere ich Not irgendwo in Afrika durch einen Geldbetrag, da
wird ein
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Wort von mir
einem Menschen zum Segen...So können wir Christen tätig sein in unserer
westlichen Gesellschaft, von der ich – nach dem, was man von
Kriegsvorbereitungen, den Versuchen Menschen zu klonen und nach wie vor ungebremster
Habgier hört - inzwischen glaube, daß
sie weitgehend
von
Dämonen beherrscht ist. Denn wenn die
christliche Glaubenssubstanz verlorengeht, dringen dämonische Mächte in die
entstandenen Leerräume ein.
Christus wird
auch in diesem Jahr nicht die Frage des Hungers in der Welt lösen und
möglicherweise nicht Kriege und schreckliche Geschehnisse verhindern - er wird uns nicht ein Leben in ungetrübtem
Glück geben und auch nicht absolute Klarheit über den Sinn von allem - aber er wird auch in diesem Jahr zu uns
reden, uns Wegweisung geben und Kraft zum Guten. Eine wunderbare Hilfe dazu
werden auch in diesem Jahr die Gottesdienste sein und die Losungen!
Welche Kraft,
Tiefe, Wahrheit und Schönheit hat allein das Losungswort für heute – und wie
sehr kann es das Leben eines Menschen oder auch ganzer Völker verändern, wenn es beherzigt wird -: Sprüche 16
Vers 8: Besser wenig mit Gerechtigkeit
als viel Einkommen mit Unrecht.
Oder die
tägliche Bibellese, sie beginnt in diesem Jahr mit dem Anfang der Bibel, dem
Lobgesang auf den Schöpfer 1. Mose 1.
Und: Das
Gebet!
All dies kann
und wird uns genug Kraft und Licht für jeden Tag geben.
Darum: Der Friede Gottes, höher als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserm Herrn.Amen.