Lieder:
Gelobt sei
Gott...103, 1 – 5
Der schöne
Ostertag...117
Auf, auf, mein
Herz, mit Freuden...112
Christ ist
erstanden...99
Psalm 118 i.A.
Lesung: Jesaja
25 Vers 8 und 9
Predigt über
Markus 16, 1 – 8:
Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala
und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen
und ihn zu salben.
Und sie kamen zum Grab, sehr früh, als die Sonne aufging.
Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von
des Grabes Tür?
Und sie sahen hin und wurden gewahr, daß der Stein
weggewälzt war; denn er war sehr groß.
Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling
zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an; und sie
entsetzten sich.
Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht
Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.
Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.
Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, daß er vor
euch hergehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt
hat.
Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern
und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie
fürchteten sich.
Liebe
Gemeinde,
eine
wohlmeinende Mitarbeiterin legte mir dieser Tage einen Zeitungsartikel in mein
Fach im Gemeindeamt. In dem Artikel wurde von Pfarrern berichtet, die in ihre
Osterpredigt Witze einstreuten, um die Gemeinde zum Lachen zu bringen. Die
Mitarbeiterin wollte mir das vielleicht zur Nachahmung empfehlen – und hat sie
nicht in gewisser Weise recht? Gibt es
nicht das sog. „Osterlachen“? Gehört nicht Ostern und Lachen zusammen,
zumindest aber: Ostern und Freude? Wird
nicht vielleicht doch zu wenig gelacht in unseren Gottesdiensten?
Nur: Wie
merkwürdig anders endet der Ostertext, den wir gerade hörten - und mit dem
ursprünglich das ganze Markusevangelium aufhörte! Nichts von Lachen und
Freude! Sondern: „Zittern und
Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas, denn sie
fürchteten sich“.
2
Wie paßt das
zusammen: Ostern und: Entsetzen!? Ostern und
- sich fürchten!?
I
Wovor fürchten
sich die Frauen denn so?
Davor, daß man
sie auslacht, wenn sie von ihrem Erlebnis erzählen und ihnen sagt: Ihr tickt
wohl nicht richtig! Ein Toter ist tot, alles andere ist wissenschaftlich
unmöglich.
Oder: Fürchten
sie sich davor, daß sie jetzt an die
Reihe kommen, wenn sie nun immer noch etwas und jetzt sogar etwas ganz
Unerhörtes von dem Jesus sagen, den man doch mit der Kreuzigung erledigt zu
haben meinte...daß sie nun verfolgt,
vielleicht getötet werden würden, damit endgültig Schluß ist mit dieser
Jesusbewegung...So wie man ein noch einmal aufflackerndes Feuer endgültig
austritt?!
Oder: Fürchten sie sich vor Gott? Hat sie
Zittern und Entsetzen gepackt angesichts dessen, was Gott hier getan hat?
Ja. Entsetzen
vor Gottes Tun hat sie ergriffen. Und Professor Gerd Zacher hat einmal dazu
gesagt, eigentlich müsse man sich also
„entsetzliche Ostern“ wünschen!
Aber wie soll man das mit dem Entsetzen
begreifen?
Gehen wir den
Weg der Frauen nach.
Und ich denke,
wir werden dann auch die wirkliche Osterfreude finden. Denn die besteht ja
nicht einfach in Spaß haben beim Eiersuchen und dem Hineinbeißen in
Schokoladenhasen – obwohl das sicher auch hübsch ist und seinen Sinn hat - aber
eben nur als Zugabe und Beiwerk zur wirklichen Osterfreude.
II
Unsere
Erzählung setzt mit dem ein, worin wir uns auskennen, was zu unserm Leben, zu
unserer Welt gehört: Schmerz. Trauer.
Die Frauen
gehen zum Grab. Zwar erzählt Markus: Sie gehen, als schon die Sonne aufging,
aber sicher bemerken sie das nicht, in ihren Herzen jedenfalls ist es düster,
da herrscht der Tod. Immerhin: Sie wollen Jesus noch eine letzte Ehre erweisen,
einen Liebesdienst.
3
Der Gang zum
Grab. Das Grab als Ort, wo man mit seiner Trauer, seinen Erinnerungen hingehen
kann. Und das ist schon auch sehr wichtig, es ist heilsam und hilfreich. Wer an
anonyme Beisetzungen denkt für sich oder für Angehörige, der sollte sich das
gut überlegen. Der Mensch braucht einen Ort für seine Trauer.
III
Die Frauen
gehen zum Grab. Sie kommen an und sehen:
Der Stein vorf
dem Ein- (bzw.Aus-)gang ist weggewälzt. Das
Grab ist offen. Der Tote ist nicht mehr da drin. Stattdessen ein Engel.
Der sagt: Ihr
sucht Jesus den Gekreuzigten. Der ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden.
Da packt sie
schieres Entsetzen.
Wir müssen uns
das klarmachen: Es geht ja nicht um so etwas wie eine Wiederbelebung. Eine Art
Neuauflage des Lebens, eine Lebensverlängerung. So etwas möchten manche ja ganz gern, möchten irgendwie den
Tod beiseiteschieben, nach vorne hin
wegschieben, das Leben verlängern.
Derzeit aktuelle Variante dieses uralten Menschheitstraums: das Klonen.
Nein, es geht hier um etwas vollkommen Anderes. Es geht darum, daß Gott, der Schöpfer des All, an diesem Menschen namens Jesus, der wegen Gotteslästerung zum Tod verurteilt war und an einem Kreuz sein Leben qualvoll ausgehaucht hatte - daß Gott an ihm etwas getan hatte, was im Grunde nur mit der Erschaffung der Welt aus Nichts zu Beginn der Zeit vergleichbar ist. Etwas Einzigartiges, nie Dagewesenes, etwas in der Tat Ungeheuerliches und Unausdenkbares.
Es geht darum,
daß Gott dem Leichnam Jesu sein eigenes göttliches, ewiges Leben eingehaucht
hat, ein Leben, das nicht mehr der Vergänglichkeit, nicht mehr den Grenzen von
Raum und Zeit unterworfen ist, sondern ganz erfüllt ist von Gottes Macht und
Möglichkeiten.
Es geht darum,
daß Gott damit unzweideutig gesagt hat: Jesus hatte und hat recht mit allem,
was er sagte, tat, erlitt. Er hat damit meinen Plänen gedient. Ich habe ihn nun
zum Herrn über alle und alles gemacht. Auch zum Herrn über den Tod und über die
Hölle. Mit ihm habe ich nun allen
Menschen eine absolut neue
Lebensqualität eröffnet: Freies Leben in der Hingabe für Andere. Ewiges Leben.
Auferstehung von den Toten.
4
IV
Wir wollen
jetzt nichts verniedlichen oder verharmlosen. Der Tod ist nach wie vor meist
furchtbar. Man müßte jetzt in die Krankenhäuser in Bagdad (oder auch bei uns
hier in Essen) sehen können.
Und: Man müßte jetzt mal Mütter von toten
irakischen oder US-Soldaten fragen, ob
sie von einem Heldentod ihres
Sohnes sprechen würden.
Aber so
schlimm er ist, der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Jesus hat und spricht das
letzte Wort.
Der Tod ist damit auch kein letzter Schlupfwinkel mehr. Der Selbstmörder ist nicht mehr ausweglos dran, sein Leben gelangt vor Gott. Der, der im Namen Gottes meint Kriege führen zu müssen, der wird diese Überzeugung im Jüngsten Gericht Gott plausibel machen müssen. Der skrupellose Geschäftemacher kann nicht mehr sagen: Nach mir die Sintflut. Er wird vor Gericht gezogen.
Jesus hat nun die Macht, Menschen auf ewig in die Herrlichkeit des Lebens bei Gott hineinzuführen – oder aber sie auf ewig davon auszuschließen. Sein Maßstab: Was wir den geringsten seiner Geschwister getan – oder nicht getan haben (Matthäus 25).
Mein Gott, wie sollen die Mächtigen da nur bestehen können! Und wir..!
Die Frauen
werden von Entsetzen ergriffen. Ich kann das verstehen. Alles ist jetzt anders,
neu. Wenn Jesus das Leben regiert, dann muß man sich ja völlig umstellen. Und
wie wenig tun wir das...!
Aber dann sehe
ich auf den Gekreuzigten und höre ihn für alle Menschen, auch für mich,
bitten: Vater,vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun...Ich sehe auf
seinen Kreuzestod und weiß, er hat auch mir Gottes Vergebung und Erbarmen
erworben, er hat mir unverdient und als Geschenk ewige Seligkeit und
grenzenlose Liebe Gottes erworben – und ich werde mit ihr beschenkt, trotz
alledem, was vor Gott gegen mich spricht.
Da beginnt
dann die Osterfreude, eine maßlose wilde, unglaublich dankbare Freude. Der
Grund dieser Freude, in einem Satz: Jesus ist und bleibt Sieger. Gott sei Dank!
Und je mehr wir erkennen: Wer er ist - was
er kann - was wir ihm verdanken, desto mehr wird uns die österliche Freude
ergreifen und wir werden Paul Gerhardts Osterlied „Auf, auf mein Herz mit Freuden...“ vielleicht gleich aus vollem
Herzen mitsingen.
Je weiter wir im Glauben sind, desto mehr kann die Freude dann die Grundhaltung unseres Lebens werden. Denn, wie Luther einmal sagte: Die Freude ist der Doktorhut des Glaubens. Amen.