Predigt am 2. Advent, 7.12.08, in Essen-Burgaltendorf


Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, und der da war, und der da kommt.


Liebe Schwestern und Brüder!


Über der ganzen Menschheit, über dem Gräberfeld dieser Erde, über den Schichten von Knochenasche, die sich seit Jahrtausenden übereinander lagern und in die Generation um Generation einsinkt und dem Vergessenwerden verfällt – hoch über diesem Totenreich erscheint , umgeben von Lichtglanz und Engelheeren Einer , der selbst die Spuren eines schrecklichen Todes an sicn trägt - und er ruft mit einer Stimme, wie sie die Welt noch niemals gehört hat – oder nur einmal, damals, als dier Schöpfung auf solch einen Ruf hin aus Nichts ins Dasein getreten ist; er ruft mit unwiderstehlicher schöpferischer Kraft, und was längst vermodert unf vergessen war, das steht wieder da, wird wieder lebendig...


So wagt Helmut Gollwitzer es einmal in einer Predigt zu beschreiben: Das Unbeschreibliche, das unfasslich Grosse, das wichtigste Ereignis unseres Lebens überhaupt, auf das wir alle zugehen: Die Wiederkunft Christi, das Letzte Gericht, den Jüngsten Tag, an dem sich dann zeigen wird, was von unserem Leben vor Gott Bestand hat und was nicht, und wo wir dann in aller Klarheit erkennen werden, was das Zentralwort unseres Glaubens, das Wort „Gnade“ bedeutet.


Diesem Ziel geht alles entgegen. Der Countdown auf dieses Ziel hin läuft - für uns, für die Erde, für das All.


Sind wir - als Einzelne, als Gemeinden – ausgerichtet auf dieses Ziel, auf das Kommen Christi in Herrlichkeit? Leben wir, den Blick darauf gerichtet? Immer, wenn diese Erwartung stark war, war die Kirche lebendig und wirkungsvoll.Immer, wenn der Glaube an die Wiederkunft Christi schwach war, war die Kirche lau und angepasst., fade gewordenes Salz.


Die neutestamentlichen Texte sprechen von diesem Geschehen, das all unser Begreifen unendlich übersteigt, nur andeutend, in menschlich fassbaren Bildern und Worten. Deutlicher schon reden sie davon, was diesem Geschehen auf der Erde vorangeht, und vor allem sagen sie klar, welches die angemessene Einstellung, die richtige Haltung ist, mit der wir diesem Geschehen entgegengehen. So auch der heutige Predigttext aus Matthäus 24, 1 – 14:


Und Jesus ging aus dem Tempel fort, und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels.

Er aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.



Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?

Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe.

Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen.

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Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei: seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da.

Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort.

Das alles aber ist der Anfang der Wehen.

Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern.

Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen.

Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen.

Und weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.

Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.

Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird d as Ende kommen.


I


Jesus geht aus dem Tempel heraus ins Freie. Er geht über den Tempelvorhof. Die Jünger treten zu ihm heran. Stolz weisen sie auf das Tempelgebäude: Sieh, diese prachtvollen gewaltigen Quader, diese goldverzierrten Zinnen, diese mächtigen Mauern, weiten Treppen, wundervollen Portale!.


Seit über 40 Jahren war an diesem Tempel des Herodes gebaut worden. Noch weitere 40 Jahre würde man an ihm bauen. Und dann – im Jahr 70 – kurz nach seiner Fertigstellung - wurde er von den Soldaten des römischen Feldherrn Titus zerstört, verbrannt, zertrümmert. Noch heute kann man – manche von Euch werden das schon gesehen

haben - nahe der Klagemauer die heruntergestürzten rauchgeschwärzten und

zerborstenen Steinquader herumliegen sehen.


Jetzt aber, während die Jünger zu Jesus reden, erglänzt der Tempel noch prachtvoll im Sonnenlicht.


Auf Jesus macht er allerdings offenbar nicht den geringsten Eindruck, im Gegenteil: Seht ihr nicht dies alles? fragt er.Und dann: Ich sage euch – hier wird nicht ein Stein auf dem andern bleiben.


Den Jüngern muss dieser Satz die Sprache verschlagen haben. Schweigend gehen sie, umgeben von einer Schar Anderer, mit Jesus den Tempelberg Zion hinab, gehen durchs Kidrontal, am Garten Gethsemane vorbei, hinauf auf den Ölberg. Sie setzen sich dort, den Tempel nun in größerer Entfernung vor Augen.Und jetzt fragen sie Jesus: Wann wird das geschehen? Und dann, ganz umfassend: Was werden die Zeichen des Weltendes sein?


Die Antwort, die Jesus gibt, passt wahrhaftig nicht zu traulich-gemütlicher Adventsstimmung. Und ich kann verstehen, wenn manche von Euch beim Hören vielleicht gedacht haben: Ja - müssen wir denn auch in der Kirche, im Sonntagsgottesdienst solche düsteren und furchtbaren Dinge hören? Das kriegen wir doch im Übermass schon in den Nachrichten mit, und auch persönlich und in der F amilie habe ich doch genug

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Lasten zu tragen. Wir wollen doch wenigstens in der Kirche Trost finden und froh werden können!


Ja. Das sollen wir auch. Und ich vermute: Jesu Antwort war für die Jünger damals – notwendig; hilfreich für ihr Durchhaltevermögen. Und auf jeden Fall münden all die illusionslosen Worte Jesu in eine wunderbare und tröstende Zusage: Wer aber durchhält bis ans Ende, der wird selig werden.


Jesus sagt den Jüngern – auch uns heutigen Jüngern – etwas über die Zukunft der Welt und die Zukunft der Kirche..


II


Für die Zukunft der Welt hat er hier, in diesem Text, nur Katastrophen anzukündigen: Kriege, Hungersnöte, Erdbeben.Und er sagt: Erschreckt nicht! Das muss so geschehen.


Nicht wahr, das klingt fast unerträglich, und ich kann es nicht hören, ohne zunächst mit Einwänden zu kommen und heftig zu protestieren: Kriege müssen sein? Sind sie nicht eindeutig gegen Gottes Willen? Hat Jesus nicht die Friedensstifter selig gepriesen und

gesagt: Jeder, der das Schwert nimmt, kommt selbst dadurch um!? Also: Wer Krieg und Gewalt beginnt, wird sich selbst zerstören! - Und Hungersnöte? Sind nicht wir Menschen schuldig daran? Ich habe zu Hause ein Buch, in dem nachgewiesen wird: Bei richtiger Verteilung und schonendem Umgang mit der Natur könne unser Planet Erde glatt bis zu 30 Mrd. Menschen ernähren. Und gerade las ich, was der Generalsekretär der

Welternährungsorganisation FAO, (Jaques Diouf) auf einem Weltkongress in Rom ausführte: Mit 30 Mrd. Dollar pro Jahr wäre es möglich, den Hunger in der Welt zu besiegen – zugleich gibt die Welt aber jährlich 1.200 Mrd für Rüstung aus – und ausgerechnet die Länder, in denen die meisten Christen wohnen, haben den höchsten Anteil daran.


Ganz klar, die ganze Bibel sagt überdeutlich: Wir sollen tun, was wir nur können, um Gerechtigkeit, Lebensfreude, Menschenwürde, schonenden, ehrfurchtsvollen Umgang mit der Erde, mit unseren Mitgeschöpfen zu fördern; durch die Art, wie wir unser Leben gestalten und hilfreich für andere Menschen da sind, oder auch, indem wir dem Vorbild der Pharisäer zu folgen suchen, die - egal, ob arm, ob reich – 10 % ihres Einkommens Gott zum Dank, Menschen zum Segen gaben.


Und doch, trotz allem: Auch in diesem Augenblick wüten an viele Stellen der Erde Kriege, werden Menschen und Tiere Opfer von Gewalt, und: Immer und immer wieder geschehen auch Erdbeben und Überflutungen: Katastrophen - von Menschen

mitbewirkt oder auch nicht. Und Jesus sagt zu alledem den unbegreiflichen Satz: Das muss so geschehen!


Gott jedenfalls lässt es zu. Und auch der auferstandene Christus im Himmel kann all das Schreckliche und Leidvolle offenbar nicht verhindern. Nur eines weiss und sagt er hier: Es sind Geburtswehen! Wehen, die dem ganz erlösten Leben vorangehen. Damit sagt Jesus aber doch auch: Auch das Unbegreifllichste bleibt unter der Weltregierung Gottes.


Und auch dein persönliches Leid, die Krankheit, der Kummer, die Durststrecke, die du im Augenblick durchwandern musst: Sieh es als Geburtswehen! Auch das schwerste Leid ist

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nicht ohne Sinn! Bleib im Vertrauen: Gott führt dich in die Weite und du wirst ihm im Rückblick noch danken auch für diese Wegstrecke! Und auch: Bete beharrlich! Du kannst Gottes Herz bewegen und sein Tun beeinflussen und verändern!


Und damit sind wir bei dem, was Jesus seinen Jüngern, was er uns Christen ankündigt.


III


Er verspricht uns und der Gemeinde eben nicht nur Leben auf grünen Auen, sondern er sagt hier: Falsche Propheten werden auftreten, Menschen werden sich selbst zu

Messiassen erklären, Verführung und Unglaube wird in der Kirche um sich greifen.


Und denen, die es mit dem Glauben ernst meinen, kündigt Jesus sogar an: Man wird euch hassen, verfolgen, töten - und im Irak und anderen Ländern sind viele Christen heute (auch durch Schuld westlicher Politik) Opfer von Hass; ihr werdet Bedrängnissen und tiefen Anfechtungen ausgesetzt sein, und vielleicht werdet ihr nicht einmal innerhalb eurer Gemeinden einen Rückhalt finden, denn während die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird bei vielen die Liebe erkalten.


Die Gemeinden sind nicht das Reich Gottes. Auch in der Gemeinde wird Kälte von Menschen ausgehen statt Herzlichkeit, wird ein harmloser Jesus verkündigt, wird man den Menschen Limonade und weiches Gebäck anbieten statt Schwarzbrot und frisches Wasser, wird die Gemeinde Jesu, statt strikt auf Ihn zu sehen und in seiner Nachfolge zu leben, zum Verein werden, in dem nette Menschen sich wohlfühlen, aber wenig ihr Leben dem radikalen Wort Gottes aussetzen.


Das alles sieht Jesus voraus. Aber er sagt auch: Mitten in alledem wird auch die Verkündigung vom Reiche Gottes sich ausbreiten, wird das Reich Gottes verborgen wachsen und wachsen, wird sich ausdehnen bis ans Ende der Welt – und dann sagt er den Satz, auf den alle seine Worte zulaufen: Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig werden. Wer durchhält (wörtlich steht hier: drunterbleibt unter den Lasten), im Vertrauen auf Jesus den Sieger bleibt und in seiner Nachfolge lebt,

der wird selig werden, wird gerettet werden.


Jesus verheisst uns Christen, auch dieser Gemeinde und der ganzen christlichen Kirche

nicht ständige Erfolge oder Triumphe. Eine triumphierende Kirche, eine Kirche mit Glanz und Macht, oder gar Liebedienerei gegenüber potenten Geldgebern – das passt nicht zu

Jesus. Aber er verheisst der Kirche, dass in ihr und durch sie Gottes Reich: Glauben und Liebe, Gerechtigkeit, Vergebung, Erleichterung,Trost ausgebreitet wird und dass sie nie untergehen kann, bis alles ans Ziel gekommen ist. Und jedem von uns persönlich sagt er: Bleib beharrlich im Glauben! Du wirst sehen, wie sehr es sich lohnt, im Glauben durchzuhalten bis ans Ende.


Beharrlichsein im Glauben: Dazu gehört, täglich sich Jesus zuwenden im Gebet, im Lesen der Losungen, im Hören auf die Worte der Bibel. Täglich sich von Jesus neu

beschenken lassen mit Freude am Glauben und Stolz auf das Christsein, mit der Gewissheit: Jesus ist Sieger! Er spricht und behält das letzte Wort, das endgültige Urteil über uns und jeden Menschen.


Er löst nicht die Probleme der Welt und unseres Lebens, aber er, dessen Geburt im Stall

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wir bald mit großer Freude feiern, er ist heruntergekommen zu uns, damit nun „alle Welt in ihren tausend Plagen und großer Jammerlast, die kein Mund kann aussagen“, fest umfangen wäre von einer starken, bergenden Liebe, einer Liebe, die alle dunklen Mächte überwinden wird.


Darum können wir Menschen sein, die so leben, wie es der Wochenspruch sagt: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht! Können mit erhobenem Haupt der Zukunft entgegengehen, in der Gewissheit: Der, der als der Richter aller Welt erscheinen wird, das ist ja unser Retter, unser Heiland, für mich geboren, für mich gestorben, für mich auferstanden, die Freude und der Sinn meines Lebens. Darum: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserm Herrn. Amen






































Abendmahlsfeier:


Nun sind wir eingeladen zur Feier und Freude des Heiligen Mahles: Das einzige Mahl in der Welt, zu dem unterschiedslos alle Menschen, Menschen aller Art eingeladen werden und willkommen sind, sofern sie zu ihm, Jesus Christus, dem Gastgeber, kommen und sich von ihm beschenken (und stärken und erfreuen) lassen wollen. (Denn Er, der Gastgeber, ist zugleich die Gabe, gibt und schenkt sich uns ganz mit all der Frucht, die sein Leben, sein Leiden, Sterben und Auferstehen für uns gebracht hat: Er schenkt uns seine reine Liebe – und dem Nächsten neben mir in gleicher Weise wie mir. Er gibt uns Kraft, dem Nächsten im Alltag so zu begegnen wie er uns in Wort und Mahl begegnet.)

So lasst uns seinem und unserem Schöpfer danken und ihn anbeten:


Du ewigreicher Gott, Schöpfer des All und unseres Lebens, wir kommen zu dir und danken dir: Du hast alles geschaffen, das Sichtbare und das Unsichtbare, du leitest unser Leben nach deinem Ratschluss und führst alles einem herrlichen Ziel zu: Dem Leben in der Ewigkeit., wo wir einmal, vereint mit den himmlischenHeerscharen und den Erlösten, die uns im Glauben vorangegangen sind, dicn schauen werden und leben werden in ewger Freud und selgem Licht. So vereinen wir uns mit denen, die dort an deinem Thron den ewigen Lobpreis anstimmen und singen und bekennen mit ihnen gemeinsam:

Heilig...


Ewiger und treuer Gott, wir danken dir! Du hast an deinen Bund mit deinem Volk Israel gedacht und hast ihm und uns Jesus gesandt als unseren Heiland und Erlöser, du hast ihn, um uns von den Mächten der Sünde, des Todes und des Teufels zu befreien, hineingegeben in Sünde, Leid und Tod.


Denn in der Nacht..


Vater, wir danken dir: Du hast Jesus aus dem Tode auferweckt und ihn erhöht zu deiner Rechten, wo er für uns eintritt und für uns betet. Von ihm gestärkt erwarten wir seine Wiederkunft in Herrlichkeit(, mit erhobenem Haupt, weil er das Gericht für uns getragen und uns ewiges Leben und Seligkeit erworben hat)


Als deine Kinder dürfen wir nun beten, wie er uns gelehrt hat: Vater unser..



Sendeworte:


Ihr seid zur Frht berufen...


Sorget n, wie oder was ihr reden solt. Denn es wird euch zu derselben Stunde eingegeben w, was ihr reden sollt (Denn n ihr seid es, die da reden, sd eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet)


Wer mich bekennt vor den Mm


Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.


J spr: Hi u Erde w vergehen, aber m Wte w n vergehen