Lieder:
Nun danket all
und bringet Ehr...322
Befiehl du deine Wege...361, 1.2.7-10
Sei Lob und
Ehr dem höchsten Gut...326, 5+6
Du hast uns,
Herr, in dir verbunden...240
Psalm 19
(Nr. 708, S. 1142)
Lesung:
1. Thess. 4, 1 – 8
Liebe
Gemeinde,
der für diesen
Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht
bei Markus, Kapitel 10 in den Versen 1 –
12. Eine Vorbemerkung dazu:
Jesus wandert
vom See Genezareth aus nach Süden, Richtung Jericho und Jerusalem, wo er
gekreuzigt werden wird, er wandert am Ostufer des Jordan entlang und Markus
erzählt von drei Begebenheiten, die sich hier abspielen. Alle drei wollen
sagen, was zu einem Leben gehört, das mit Entschiedenheit und Ernst in der
Nachfolge Jesu geführt wird. Ähnlich wie in
der Lesung spielen dabei zwei besondere Schwachstellen unseres Lebens
eine Rolle: Das Verhältnis zum Geld – personifiziert in der Gestalt des reichen
Jünglings - und die eheliche Treue. Zwischen
beiden Texten steht die Geschichte von der Kindersegnung, die uns sagt:
Vertraut dem Segen und der Fürsorge Gottes – und die mit dieser Aussage ein
Licht auf beide Texte wirft. - Im heutigen Text also geht es um die Ehe. Ich
lese aus Markus 10 von Vers 1 an.
Und er machte sich auf (von Kapernaum) und
kam von dort in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Und abermals
lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wie es seine Gewohnheit war,
lehrte er sie abermals.
Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit.
Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose
geboten?
Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu
schreiben und sich zu scheiden.
Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen
hat er euch dieses Gebot geschrieben;
aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als
Mann und Frau.
Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen
und wird an seiner Frau hängen,
und die zwei werden ein Fleisch sein.So sind sie nun nicht mehr
zwei, sondern ein Fleisch.
Was nun Gott
zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Und
er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere,
der bricht ihr gegenüber die Ehe;
und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.
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Liebe
Gemeinde,
ich danke dir mein Wohl,
mein Glück in diesem Leben,
ich war wohl klug, dass ich dich fand.
Doch ich fand nicht, Gott hat dich mir gegeben,
so segnet keine andre Hand.
So dichtet
Matthias Claudius voller Dankbarkeit anlässlich seiner Silbernen Hochzeit. Er
dankt seiner Frau: „Ich danke dir mein
Wohl, mein Glück in diesem Leben“, sagt er zu ihr. Und er dankt zugleich
Gott, der alles so segensreich gefügt hat; der das so gefügt und gewollt hat,
dass Matthias Claudius eben diese Frau als seine Ehefrau fand.
Wohl denen
unter uns, die Ähnliches sagen können,
die in einer glücklichen Ehe leben oder lebten – ein unvergleichlicher Segen,
ein unvergleichliches Glück. Und niemand urteile über die, denen dieses Glück
nicht gegeben wurde, deren Ehe unglücklich verlief oder geschieden wurde. Denn
wenn auf einer Ehe Segen liegt, dann ist auch das letzten Endes Gnade,
unverdiente Gnade.
Matthias
Claudius war nach allem, was wir von ihm wissen und lesen, ein frommer
Mann. Bei ihm
stimmte offenbar die entscheidende Beziehungskomponente des menschlichen
Lebens, die Beziehung zu Gott. Er lebte ganz offenbar in lebendiger, in
dankbarer und demütiger Verbundenheit mit Gott, der Quelle des Glücks.
„Ich fand nicht, Gott hat dich mir gegeben“, so sagt er zu seiner Ehefrau.
Er hat
offenbar ernst genommen, was damals und heute beim Traugelöbnis gefragt wird: Willst du deinen Ehepartner aus Gottes Hand nehmen, willst du ihn
lieben und ehren dein Leben lang und ihn in Freude und Leid nicht
verlassen...“?
Den Ehepartner
aus Gottes Hand nehmen – in guten und
bösen Tagen – das scheint mir das Entscheidende für eine christliche Ehe zu
sein. Und so sagt es auch Jesus hier: Was
Gott selbst zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen.
Pharisäer
kommen zu ihm und fragen ihn: Darf man
sich scheiden lassen? Jesus, der ihre Hinterhältigkeit durchschaut, geht zum
Gegenangriff über: Was sagt denn die Torah? Ihr wisst es doch selbst! Und sie
zitieren 5. Mose 24 Vers 1: Wenn jemand
eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er
etwas Schändliches an ihr gefunden hat, so kann er einen Scheidebrief schreiben,
ihr in die Hand geben und sie aus dem Hause entlassen.
Und Jesus sagt
ihnen: Weil er eure steinharten Herzen kennt, hat Mose dies ermöglicht – der
Wille Gottes des Schöpfers ist das aber nicht! Der Schöpferwille Gottes ist,
dass Gott einen Mann und eine Frau schuf und dass in der Ehe zwei Menschen ein einziger Mensch werden
– und zeitlebens bleiben.
Die Pharisäer
gehen von der menschlichen Sündhaftigkeit aus und lassen Einschränkungen gelten
– Jesus hält kompromisslos an Gottes ursprünglichem Schöpferwillen fest. Er ist
anscheinend strenger, kompromissloser – aber er ist es
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darum, weil er
weiss, was wahre Freiheit ist – nämlich kompromisslos an Gottes Wort und
Weisung festhalten (vgl. Josua 1 Vers 7) – auch wenn es unbequem ist, auch wenn
verführerische, versucherische Gedanken kommen, die sagen: Na,nimms mal nicht
so ernst, Gott drückt sicher auch schon mal ein Auge zu...
Die Pharisäer
gehen von der Situation der Menschen aus, Jesus geht von Gottes Willen aus und
hält daran fest, auch wenn‘s unbequem, schwierig, scheinbar einengend ist, ihn
zu tun. Auch heute gibt es ja viele Stimmen, auch im kirchlichen Bereich, die sagen:Man soll das mit der
Unauflöslichkeit der Ehe nicht gar so wörtlich nehmen, man muss sich ein
bisschen anpassen an die heutige Zeit...Und wie viele gehen den Seifenopern und
den Boulevardzeitschriften auf den
Leim, die unablässig suggerieren: Sex ist das Wichtigste im Leben, Abwechslung
ist dabei gefragt, man soll doch Spass haben...Das schreckliche Resultat ist,
dass inzwischen fast 40% der Ehepaare, von denen fast alle am Altar einander
lebenslange Treue gelobt haben, sich voneinander scheiden. Was das vor allem
für Kinderseelen bedeutet, davon erfahre ich Einiges auf Kinderfreizeiten oder
in der Grundschule, und auch bei denen, die sich haben scheiden lassen, ist die
Folge oft Einsamkeit, Verbitterung, innere Leere...Sie sind wahrlich nicht
glücklicher geworden .
Ich vergesse
nicht: An seinem 75. Geburtstag versammelte mein Vater seine Kinder samt
Schwiegerkindern um sich und sagte,
halb scherzhaft, halb ernst: Wehe, jemand von euch lässt sich jemals scheiden.
Vergesst nie: Der andere oder die andere, die ihr dann kriegt, ist keinen Deut
besser.
Das ist schon
so: In einem Menschen, mit dem man
sein Leben lang verbunden bleibt, kann man alles Glück finden – wenn man nur in
Gottvertrauen bleibt, wenn man auch in schwierigen Phasen oder Durststrecken
der Ehe im Vertrauen bleibt: Da führt
Gott uns hindurch, und es wird schon seinen Sinn haben.
Also: Das
Vertrauen in Gottes Wort und Gottes Führung scheint mir entscheidend für eine
glückliche Ehe. Das Vertrauen: Gott hat uns Beide zueinander geführt, Er will
und wird uns beieinanderhalten.
Das bedeutet
dann auch: Der Ehepartner ist Gottes Geschenk an mich, mit dem Gott mich beglückt
– und er ist zugleich Gottes Aufgabe an mich, ich bleibe Gott für sein Glück,
seine Freiheit, sein Leben
verantwortlich. Ich las einmal den klaren Satz: Gott wird Eheleute am Jüngsten Tag nicht in erster Linie fragen: Was
hast du aus deinem Leben gemacht? Sondern: Was hast du aus dem Leben deines
Ehepartners gemacht?
Wie gut ist es
also, wenn beiden Eheleuten der christliche Glaube wichtig ist, wenn sie jeder
für sich und Beide miteinander in der Bibel Kraft suchen und finden, wenn sie –
jeder für sich und miteinander – beten,
für den Andern danken, für den Andern bitten.
Und
entscheidend wichtig ist, dass das Gespräch nie abbricht. Ich las vor einiger
Zeit - für alles gibt es ja eine
Statistik - : Eheleute in Deutschland reden täglich im Durchschnitt 17 Minuten
miteinander. Das ist entschieden zu wenig. Alles muss
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rechtzeitig
ausgesprochen werden. Das Wichtigste in einer Ehe ist das Gespräch – mit Gott und miteinander.
Abschliessend
zur Klarheit noch drei Bemerkungen:
Einmal: Aus
der Wahrheit darf kein Prinzip werden. Wenn für einen Menschen das Leben in der
Ehe absolut freudlos und eine Qual geworden ist, dann kann es sein, dass er
sich besser – eine Zeitlang oder schliesslich auch für immer – von dem
Ehepartner trennt – denn Gottes Wille ist ja immer auf Leben und Freude
gerichtet. Nur scheint es mir, solche Trennung geschieht heutzutage oft
allzufrüh und allzu schnell.
Weiter, damit
das ganz klar ist: Jeder, auch der anscheinend treueste Ehemann, die treueste
Ehefrau wird genauso jeden Tag schuldig wie der Treuloseste in einer Ehe –
jeder ist täglich auf Gottes Nachsicht und Vergebung angewiesen – also kann
sich keiner über einen anderen erheben: Vor Gott stehen alle Menschen gleich da
als Sünder, die Vergebung brauchen, denen Gott sie aber auch schenkt, wenn wir
ihn von Herzen darum bitten.
Und
schliesslich: Das Leben in einer Ehe ist auch nach Jesu Überzeugung (Matth. 19,
10f., vgl. Paulus: 1. Kor.7, 7f.) nicht die einzige Lebensform, in der man
sinnvoll und relativ glücklich das Leben verbringen kann. Sondern in jeder Form
von Einsam- oder Gemeinsamkeit können wir, erfüllt von Gottvertrauen und
im Hören auf Gottes Wort, glücklich und
sinnvoll leben. Amen.
Dieses
Gottvertrauen wollen wir bekennen und uns stärken lassen:Lied 326, 5+6