Taufpredigt am Pfingstmontag, 16. Mai 2005
Pfingsten! Wir
feiern den Geburtstag – besser noch gesagt: den Tauftag - der Kirche.
Gestern im Gottesdienst haben wir die Pfingstgeschichte gehört: Heiliger Geist
erfüllt die Jünger. Sie werden Feuer und
Flamme für Jesus. Ein frischer Wind fährt in ihre Herzen. Begeistert
erzählen sie von ihrem Glauben.
Wie geschieht
das heute – jetzt, hier – daß aus Gottesdienstbesuchern Christen werden, die
stolz sind auf den christlichen Glauben, die anderen von ihrem Glauben
weitererzählen, die Feuer und Flamme
sind für Jesus?
Der heutige
Predigttext kann uns dazu helfen. In Matthäus
16 in den Versen 13-17 heißt es:
Da
kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß der
Menschensohn sei?
Sie
sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia,
wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten.
Er
fragte sie: Wer sagt denn ihr, daß ich sei?
Da
antwortete Simon Petrus und sprach: Du
bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
Und
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn
Fleisch und Blut haben dir das nicht
offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Liebe Gemeinde!
„Daß Jesus Gottes Sohn war, das kann ich nicht glauben“, so sagte mir letzte Woche noch eine Dame bei meinem Besuch. „Wohl aber ist er für mich ein Vorbild“. Ähnlich wie sie denken viele. Und ähnlich geben hier auch die Jünger die Meinungen der Leute über Jesus wieder: „Sie halten dich für einen Propheten, für einen der Großen neben anderen Glaubensgrößen“. Heute würden wir sagen: Einer der großen Religionsstifter oder Weisheitslehrer, einer wie Buddha, Mohammed, Laotse...
Man hat so
seine Meinungen über Jesus. Durch die ganze Kirchengeschichte hindurch
versuchte man auch immer, ihn den
eigenen Meinungen, Interessen, Wünschen anzupassen...bis heute. Derzeit ist es
aktuell, ihm eine Liebschaft, gar ein gemeinsames Kind mit Maria Magdalena
anzudichten. Jesusfilme, Jesusbücher erscheinen alle Jahre wieder zu Dutzenden,
man kann offenbar mit ihm auch gute Geschäfte machen. Er hält das aus.
Und jetzt
stellt Jesus den Jüngern die Frage: Und
für wen haltet ihr mich denn? Und
Petrus, als Sprecher des Jüngerkreises, antwortet: Du bist Christus, des lebendigen
Gottes Sohn!
Was für uns
ein wenig formelhaft klingen mag, ist in
Wirklichkeit ein klares lebendiges Bekenntnis. Petrus sagt: Du – du bist es, der so ersehnte, von
Gott her gesandte Retter und Befreier der Menschen, du bist der, in dem wir
Gottes Antlitz erkennen, du bist der, bei dem wir das Leben finden und alles,
was für uns Menschen nötig ist, damit wir
gerecht und friedlich
miteinander leben können; mehr als wir durch dich empfangen, kann Gott
überhaupt nicht für uns Menschen tun!
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Und Jesus
beglückwünscht den Petrus und sagt ihm: Diese Erkenntnis und dieses Bekenntnis
konnte kein Mensch in dir bewirken, das konnte nur Gott, mein himmlischer
Vater, selbst tun!
Liebe
Gemeinde,
vom Heiligen Geist ist in unserem Text garnicht direkt die Rede, wohl aber von
dem, was er
tut! Und wir sprachen an unserem zweiten Taufelternabend über sein Wirken. Der
Heilige Geist - das ist Gott selbst, wenn er wirkt in unserm Leben, wenn er in
uns Glauben weckt, Vertrauen zu ihm, Liebe zu Jesus. Der Heilige Geist, das
ist der, der uns Worte sagen läßt, die anderen zu Herzen gehen und ihnen im
Glauben weiterhelfen. Vielleicht merken wir’s garnicht, aber bei anderen hat es
gezündet!
Der Heilige
Geist, das ist Gott selbst, wenn er große Freude über Jesus in uns weckt und
den Wunsch, sein Jünger, seine Jüngerin zu werden, also bei ihm sozusagen in
die Schule zu gehen, von ihm sein Leben
lang ...leben zu lernen.
Dann verlieren
wir alle festen Vorstellungen über Jesus, stattdessen lesen wir immer wieder
die Geschichten von ihm, die Worte von
ihm, versuchen seine Worte in die Tat umzusetzen, und merken: Wir gewinnen
darüber ein herrliches, ein erfülltes, ein glückliches Leben.
Und eben das bedeutet die Taufe: Unser Leben wird mit dem Leben Jesu
verbunden, es entsteht eine lebendige Beziehung zu ihm. Durch ihn empfangen wir Gottes ewige Liebe, Treue und Vergebung; er teilt uns seinen Segen mit, sagt uns zu, daß er unser Leben beschützen wird...Und wir...was können wir ihm geben?
Auch darüber haben wir ja miteinander gesprochen. Wir können ihm geben das, was uns zu schaffen macht, unsere Zweifel und Fragen, unsere Schuld und Angst und Sorgen....
So wird er im Gebet und im Mitleben in der christlichen Gemeinde die Kraftquelle unseres Lebens, sodaß wir vor den Schwierigkeiten nicht zu kapitulieren brauchen, sondern noch Kraft übrig haben, anderen Menschen zur Hilfe zu leben.
Wenn das nichts ist! Und darum sind das Evangelium, der Glaube, die Taufe herrliche Geschenke Gottes. Amen.