Gottesdienst am 9. Sonntag nach Trinitatis, 24. Juli 2005

in Essen-Bredeney, Am Heierbusch

 

Lieder:

Morgenlicht leuchtet...455

Liebster Jesu, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören...161

WWQer nur den lieben Gott läßt walten...369

 

Psalm 63 (Nr. 729)

Lesung: Philipper 3, 7 - 11

 

 

Predigt über Matth. 7, 24-29:

 

Jesus sagt am Ende der Bergpredigt:

 

Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.

Als nun ein Platzregen fiel und  die Wasser kamen und  die Winde wehten und  stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.

UInd wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.

Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und  die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein, und sein Fall war groß.

Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, daß sich das Volk entsetzte über seine Lehre;

denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

 

Liebe Gemeinde!

 

Eins der dankbarsten Themen ist doch immer wieder das Wetter. Da kann man so schön darauf schimpfen und sich  Luft machen. Man kann es zum Sündenbock machen, wenn so wenig Leute zu einer Veranstaltung  kommen: Ja, bei der Hitze---da gehen die Leute eben nicht `raus. Oder: Bei dem Regen....dito.

 

Oder manche sagen gern (und kommen sich vielleicht richtig fromm dabei vor): Wie gut, daß wir wenigstens das Wetter nicht machen können, hier können wir doch noch sehen und lernen, daß wir alles aus Gottes Hand nehmen sollen. Und meine Frau sagte kürzlich, als jemand über den Regen schimpfte: Das bißchen Regen, seien Sie doch froh, gucken Sie sich mal die Überflutungen an, die in Rumänien oder China ganze Häuser und Dörfer wegschwemmen.

 

Solche sintflutartigen  Regenfälle und Überschwemmungen, die es offenbar auch in Israel geben konnte, hat Jesus hier vor Augen. Er redet zu Menschen, die vorher seine in der Bergpredigt zusammengefaßten Worte gehört haben, und von denen Matthäus schreibt, daß die Leute sich über sie entsetzten, denn er redete mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten. Ich nenne mal einige dieser Worte:

 

-           Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.

-           Selig sind die Leidtragenden, denn sie sollen getröstet werden

 

 

2

 

-           Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!   

-           Liebt eure Feinde. Bittet  für die,die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid  eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne ja auch aufgehen über böse wie gute Menschen.

 

-           Sorgt euch nicht um morgen. Der morgige Tag wird für das Seine sorgen .

-           Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken in deinem eigenen nimmst du nicht wahr?

-           An ihren Früchten sollt ihr die Menschen erkennen...Ein guter Baum bringt gute Früchte, ein fauler Baum schlechte Früchte.

 

-           Oder: Mitten in der Bergpredigt: Die sieben Bitten des Vaterunser!

-           Oder seine Auslegung der Gebote:  Wer eine Frau nur begehrlich ansieht, hat schon in seinem Herzen Ehebruch getrieben. Wer zu einem Menschen etwas  Verletzendes sagt, hat schon das Gebot: „Du sollst nicht töten“ übertreten.

 

Worte, die in ihrer Radikalität und Schönheit die ganze abendländische Kultur

geprägt  haben und die in der Menschheit weiter wirken wie Salz und Licht. Und nicht

wenige von  uns würden doch sagen: Jesus und seine Worte, auch seine

Gleichnisse und die Heilungswunder und die Bedeutung seiner Passion und seines

Kreuzes – das alles ist geradezu das Fundament meines Lebens. Darauf baue

ich mein Leben. So wie man ein Haus auf festes Fundament baut.

 

Und Jesus vergleicht ja hier unser Leben als Christen  mit einem Haus. Er sagt: „Bei

schönem Wetter, bei Sonnenschein und  blauem Himmel, da bleiben sowohl Häuser

stehen, die in den Sand gesetzt sind, als auch Häuser, die auf Fels gegründet sind.

Aber was ist, wenn Unwetter kommen? Das auf Sand gebaute Haus wird

einstürzen, wird weggeschwemmt werden, wird zusammenbrechen. So soll das mit eurem Leben nicht sein. Wenn Unwetter kommen, dann soll das Haus eures Lebens standfest bleiben.“

 

Überall versprechen uns Leute Erleichterungen, Verschönerungen, ein  besseres

Leben, ein besseres Deutschland...Jesus nicht. Im Gegenteil: Er kündigt denen, die

ihr Leben auf seine Worte gründen, Erschütterungen und Bewährungsproben ihres

Glaubens an. Offenbar ist das Gottes Ordnung und Wille: Je mehr einer Jesus

Christus vertraut und ihm nachfolgt, desto eher und desto stärker wird sein Glaube

auch Bedrängnissen und  Bedrohungen ausgesetzt sein.

 

Vielleicht ist Ihr  Glaube gerade in einer Schönwetterperiode, und Sie nehmen am

Gottesdienst einfach teil aus Dankbarkeit oder aus guter Gewohnheit...Vielleicht ist

aber auch einer hier im Gottesdienst,  dessen Glaube sehr bedrängt ist und der seine

eigene oder die Situation eines nahestehenden Menschen überhaupt nicht mit Gottes Liebe in Einklang bringen kann, im Gegenteil: Gott erscheint ihm

geradezu heimtückisch, grausam,herzlos - oder zumindest gleichgültig, uninteressier

an seinem tiefen Leiden.

 

Wenn unser Glaube einmal harten Belastungs- und Bewährungsproben ausgesetzt sein sollte - wird er dann standfest bleiben?

 

3

 

 

Oder  - was ja auch kommen kann:  Wenn Christen und Gemeinden  bedrängt werden sollten von  Anfeindung, Verachtung, Verfolgung, Verführung: Wird dann unser Glaube unbeirrt standhalten...?

 

Für solche Situationen gibt Jesus uns hier einen Rat, und  der lautet: Höre mein

Wort nicht nur, sondern tue mein  Wort. Verbinde dein Denken und  dein Tun

jeden Tag mit meinem Wort. Nimm meine Worte hinein in deine Fragen,

Kümmernisse und Nöte, hinein in deinen Ärger über  deinen Chef, hinein in  deine

Ehe und  Familie, in  deinen Beruf, in deinen Umgang mit dem Nachbarn, in all das,

was du vom Weltgeschehen hörst und liest, trage es in all das hinein und frage:

Was würdest du, Jesus, jetzt dazu sagen? Was würdest du jetzt an meiner Stelle

tun?

 

Darüber, sagt Jesus,  wird dann die Verbindung zwischen  mir und  dir unlöslich

werden, so unlöslich wie ein auf einen  Felsen gemauertes Haus. Wie zum Beispiel

bei einer alten  Burg, die auf einen Felsen aufgemauert ist. Da kann man garnicht

mehr unterscheiden, wo der Fels aufhört und  das Mauerwerk anfängt, nicht mehr

eine Messerspitze kann man mehr dazwischen schieben, der Fels klammert sich

an das Mauerwerk und das Mauerwerk an den Felsen und  sie sind

so unlöslich ineinander verwachsen, daß zwar das Bauwerk mit dem Felsgestein

weggeschwemmt werden könnte, aber nicht mehr der Bau weg vom Felsen.

 

Für solche Zeiten, in denen unser Glaube Bewährungsproben ausgesetzt ist,

sagt Jesus also nicht nur: Ich werde dich festhalten und  bei dir sein, ich werde

dich stärken...Das sagt er auch, und darauf sollen wir schon vertrauen und hoffen.

Aber hier sagt er: Du selber kannst zusätzlich etwas tun, du kannst deinerseits etwas

Wesentliches  dazutun, daß die Verbindung zwischen mir und dir fest und  auch in

Krisenzeiten unlöslich  bleibt: Setze mein Wort in dein Leben hinein, verwirkliche

seine Wahrheit,  tue sie, so gut du kannst.

 

Was heißt das aber: Seine Worte tun? Es heißt zunächst: Täglich in  ihnen zu lesen.

Und das Losungsbuch ist da eine hervorragende Hilfe. Tägliche Bibellese scheint mir

für einen  Christen, der wirklich Christ sein will, unabdingbar.

 

Das Zweite: Sich von diesen Worten beschenken, erfreuen, stärken lassen. Sie

verlangen ja nicht in  erster Linie etwas von uns, sondern sie

geben einem ja immer zuerst etwas – und sei‘s nur Nachdenklichkeit, geistige

Auseinandersetzung. Im  Grunde macht jedes Bibelwort – auch das, das uns

sehr deutlich infrage stellt - in  gewisser Weise froh, weil es uns der Realität Gottes

gewiß macht, uns also Geborgenheit und Ehrfurcht lehrt. 

 

Und dann, drittens eben: Verhalte dich, so gut du kannst, den Worten entsprechend: Übe dich darin, die quälende Sorgerei um deine  Zukunft wenigstens etwas aus der Hand zu geben, übe dich, im Alltag  nicht nur zu sagen: Glück gehabt, sondern auch

 

 

 

4

 

schonmal zu sagen: Das war Er! Oder: Das war ein  Engel Gottes! Übe dich darin, dem  Geld etwas weniger Macht einzuräumen,  als es über dich ausüben will, übe dich in der Fürbitte für die, die du nicht leiden kannst  oder die dir Unrecht getan haben...Dann, sagt Jesus, handelst du klug.

 

Und dumm  sein - das möchten wir doch alle nicht. 

 

Darum: Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen

und Sinne in Christus Jesus unserm Herrn. Amen.