Taufgottesdienst am Ostermontag, 21. April 2003

 

Begrüßung:

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

 

Das ist die grundlegende Botschaft des christlichen Glaubens: Ohne sie gäbe es kein Neues Testament, hätten wir die ganze wundervolle Bibel nicht,  gäbe es keine Kirche und  keine christlichen Gottesdienste, wären wir heute nicht hier, würden Sie Ihr Kind nicht taufen lassen...

 

Aber von Anfang der Christenheit an hat man gerade zu Ostern Taufen gefeiert. Denn die Taufe hat es mit Tod und Auferstehung Christi zu tun, mit dem Absterben des alten, ichbezogenen Menschen und dem Auferwecktwerden des neuen Menschen, der nicht mehr (nur) um sich kreist, sondern um Jesus Christus als Herrn und Heiland, um ihn  als die Sonne des Lebens, die das Leben aller Menschen  bestrahlen, erleuchten, wärmen will.

 

Wir singen einander die Osterbotschaft zu mit den Versen des Liedes 105: Erstanden ist der Heilig Christ..(Kinder, Frauen, Männer im Wechsel)

 

Psalm 118 i.A.

Gebet

 

Farbfolie: Der auferstandene Christus (Mathias Grünewald, Isenheimer Altar)

 

Hier hat es ein Meister der Malkunst gewagt, die Auferstehung Jesu Christi zu malen: Der gekreuzigte Auferstandene, leicht, schwebend, sieghaft, segnend, Licht und Liebe strahlen von ihm aus.

 

Aber das wäre noch kein Osterglaube, wenn einer glauben würde, daß Jesus auferstanden ist. Die Frage ist: Wie kommt es zu einem lebendigen Glauben an den auferstandenen Christus, der unser ganzes Leben verändert und prägt – so daß die Freude die Grundhaltung des Lebens wird?!

 

Wir hören dazu eine der schönsten Erzählungen der Bibel, die Geschichte von den Emmausjüngern (Lukas 24, 13 – 35), von  der die großen Theologen durch die ganze Kirchengeschichte hindurch immer wieder gesagt haben, in dieser Erzählung sei auf geheimnisvolle Weise alles enthalten, was von der Begegnung des lebendigen Christus mit uns Menschen überhaupt nur zu sagen ist.

 

Und um solch eine lebendige Verbundenheit zwischen Ihnen und Jesus, zwischen Ihrem Kind und dem Herrn Christus geht es ja, wenn wir taufen.

 

In fünf Szenen stellen wir uns die Erzählung vor Augen, Frau Bartholdi liest jeweils den Bibeltext und ich erläutere ihn. 

 

                                                                      

 

 

 

 

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I

 

Am selben Tage – dem Ostertag – gingen zwei, die zu dem Jüngerkreis um Jesus gehört hatten, nach dem Dorf Emmaus, das zwölf Kilometer von Jerusalem entfernt liegt. Unterwegs unterhielten sie sich über alles, was geschehen war.

 

Erste Szene: Zwei Menschen in ihren Gedanken

 

Enttäuscht, tieftraurig gehen sie von Jerusalem weg. Sie hatten vielleicht von ferne mit angesehen, wie man Jesus gekreuzigt hatte.

 

Wie konnte Gott das nur zulassen?  Wie kann Gott überhaupt so viel Leid und Bosheit zulassen? Kürzlich sagte mir bei einem Besuch eine über achtzigjährige Frau: Ich habe in  meinem Leben so viel Schlimmes miterlebt und mit angesehen, ich kann an keinen Gott glauben, jedenfals nicht an einen, der jeden Menschen  kennen und sogar liebhaben soll.

 

Gott als Schöpfer: ja. Das muß eigentlich jeder glauben. Woher soll denn sonst alles kommen? Diese Wunder, gerade jetzt im Frühling! Vor allem aber: Man kann ein neugeborenes Kind garnicht genug bewundern! Und: Je mehr Ihr Kind sich bewegen und lernen und lächeln und dann  sprechen wird, umso größer wird das Staunen...!

Aber: Kann man auch sagen: Gott der Schöpfer kennt jedes Kind, das auf die Welt kommt und hat es lieb? Fällt uns der Glaube an die Liebe Gottes nicht oft schwer?  Der jedenfalls, der wie kein anderer die Liebe Gottes vorlebte und verkündigte, der wurde als junger Mensch hingerichtet und starb mit einem Gebetsschrei der Gottverlassenheit auf den Lippen.

 

Die Beiden, die hier zurückwandern in ihr Heimatdorf, haben das miterlebt, trostlos hängen sie ihren Gedanken nach. Ihre Hoffnung ist zerstört. Das Leben muß weitergehen.

 

                                                                       II

 

Als sie so miteinander sprachen über all dies, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie ihn nicht erkannten. Jesus fragte sie: Worüber redet ihr denn so erregt unterwegs?

Da blieben sie traurig stehen, und der eine, mit Namen Kleopas, sagte: Bist du der einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?

Was denn? fragte Jesus.

Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und dem ganzen Volk. Unsere führenden Priester und die anderen Ratsmitglieder haben ihn zum Tod verurteilt und kreuzigen lassen. Wir aber hatten gehofft, er sei der erwartete Retter, der Israel befreien soll!

Und heute ist der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. Auch haben uns einige Frauen, die zu uns gehören, in Schrecken versetzt. Sie sind früh bei dem Grab gewesen und fanden seinen Leib nicht mehr dort. Sie erzählten, sie hätten eine Erscheinung von Engeln gehabt, die sagten, er lebe.

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Einige von uns sind gleich zum Grab gelaufen und haben alles so gefunden, wie es die Frauen erzählten. Nur ihn selbst sahen sie nicht.

 

2. Szene: Ein aufmerksamer Zuhörer

 

Der auferstandene Jesus ist ihnen  schon nahe. Sie merken’s nur noch nicht.

Offenbar ist er gerade traurigen oder enttäuschten Menschen ganz nahe. Die beiden reden über ihn als über einen Toten, eine vergangene Gestalt – und sie tun’s in seiner Gegenwart. Erst später – im Rückblick – werden sie erkennen: Er war es!

So wie in der Bibel auch Engel oft erst nach ihrem Weggehen als Boten Gottes erkannt werden. Übrigens: Wenn uns ein Mensch aufmerksam zuhört, wenn einer uns seine herzliche Anteilnahme spüren läßt: Ob wir nicht auch schon mal im Rückblick sagen sollten: Da hat Gott mir seinen Engel gesandt?

 

Wie auch immer: So offenbar beginnt christlicher Glaube: Indem einer mir

aufmerksam zuhört und sich für mich, meinen Kummer vielleicht, interessiert. Menschen sind wichtig für den Glauben. Durch Menschen will der lebendige Christus uns zuerst begegnen. Auch Ihrem Kind. Wie wichtig sind Sie, die Eltern, die Paten, für sein Leben.

 

                                                                       III

 

Da sagte Jesus zu ihnen: Was seid ihr doch schwer von  Begriff! Warum fällt es euch so schwer, das zu verstehen, was die Propheten angekündigt haben! Mußte nicht der versprochene Retter dies alles erleiden und auf diesem Weg in seine Herrlichkeit gelangen?

Und er erklärte ihnen die Worte, die sich auf ihn  bezogen, von den Büchern Moses und den Propheten angefangen durch die ganze Heilige Schrift.

 

Dritte Szene: Die geöffnete Bibel

 

Wichtig ist, einem Menschen aufmerksam zuzuhören. Aber oft war es bei mir auch schon so, daß ich einem zuhörte, ihm aber nichts Hilfreiches sagen konnte. Ich war selbst ratlos.

 

Die Beiden, die dem Fremden, der ihnen so gut zuhörte, ihr Herz ausgeschüttet haben, die werden nun zu Hörenden: Sie hören auf das, was die Bibel sagt.

 

Und nun hat die ganze Bibel ein Zentrum: Das Kreuz Jesu. Und darum  ist es auch zentral in unserer Kirche hier.

 

Mußte nicht der Retter dies erleiden? Wir lösen das Rätsel des Leidens und des Bösen nicht auf, aber wir können hören: Jesus geht in Leiden, Tod und Bosheit hinein - und bleibt in der Liebe, überwindet das Böse durch Gutes, bittet für alle Menschen um Vergebung, durch ihn will Gott selbst jetzt Menschen auch in Leiden und Verlassenheit nahe sein.

 

 

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Das ist es, was der Fremde den Beiden erklärt hat und  zwar in einer Weise, daß es „in ihren Herzen brennt“, wie sie später sagen!

 

Wie wichtig ist es, daß Ihr Kindchen von klein auf einige der wunderbaren biblischen Geschichten kennenlernt, etwa indem die Patin, der Pate ihnen aus der Kinderbibel vorliest!

 

                                                                       IV

 

Inzwischen waren sie in die Nähe von Emmaus gekommen. Jesus tat so, als wollte er weitergehen. Aber sie ließen es nicht zu und sagten: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.

Als er dann mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, sprach das Segensgebet darüber, brach es und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf  - und sie erkannten ihn. Und im selben Augenblick verschwand er vor ihnen.

Und sie sagten zueinander: Brannte es nicht in unseren Herzen, als er mit uns redete unterwegs und uns den Sinn der Heiligen Schrift erklärte?

 

4. Szene: Ein Augenblick seligen Schauens

 

Bleibe bei uns! sagen sie zu ihm. Er hat ihr Herz erreicht, sie wollen bei ihm bleiben, sie möchten, daß er bei ihnen bleibt. Und dann, als er dankt, das Brot bricht, es austeilt, werden ihnen die Augen geöffnet: Sie sehen, wer er in Wahrheit ist.

 

In dem, was hier erzählt wird, klingen all die Erzählungen an, wo Jesus Hungernde speist, Tischgemeinschaft hat mit Sündern wie dem Zachäus, es klingt das letzte Mahl Jesu an und auch unsere Abendmahlsfeiern in Wohnheimen, Häusern, Kirchen – und zugleich geschieht über diesem Abendmahl noch mehr, etwas nicht in Worte zu Fassendes.

 

 

Und nun – wie geht es nun noch weiter?

 

                                                           V

 

Und sie machten sich sofort auf den Rückweg nach Jerusalem.

Als sie dort ankamen, waren die Elf mit allen Übrigen versammelt und riefen ihnen zu: Der Herr ist wahrhaftig auferweckt worden! Er ist Simon und anderen erschienen!

Da erzählten sie ihnen, was sie selbst unterwegs erlebt hatten und wie sie ihn erkannten, als er das Brot brach.

 

Fünfte Szene: Die christliche Gemeinde

 

Die Beiden kehren nach Jerusalem zurück, sie erzählen, was sie mit Jesus erlebt haben – und die anderen erzählen, wie ihnen Jesus begegnet ist. Das ist christliche Gemeinde: Wo einer dem andern erzählt, was er  mit Jesus erlebt hat, wo und wie

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ihm Jesus begegnet ist: In der Anteilnahme eines Menschen, der ihm zuhörte, im  Wort der biblischen Verkündigung, in der Feier des Heiligen Mahls oder eines gemeinsamen Essens – und vielleicht sogar in einer Vision! Sollten wir das nicht häufiger tun: Einander von dem erzählen, was wir mit Jesus, mit Gott erlebt haben?!

 

Das ist Gemeinde: Wo einer dem Andern im Glauben weiterhilft. In die Gemeinde wird Ihr Kind aufgenommen, in der Gemeinde sollen Sie Ihrem Kind „zum Christus werden“, wie Luther einmal formuliert hat, durch Sie soll es Jesus kennenlernen und vielleicht liebgewinnen. Denn die Ermmausgeschichte ist eine Geschichte, die immer wieder geschieht, überall auf der Welt und auch bei uns in Rellinghausen, auch jetzt in diesem Gottesdienst. Denn immer aufs neue muß er, der Fremde, zu uns kommen und den Osterglauben in uns wecken. Und er tut’s ja auch! Halleluja!

 

Wir singen: Wir wollen alle fröhlich sein...100, 1. 2. 5

 

Taufhandlung

 

Gebet

Vaterunser

Wir singen: Christ ist erstanden...99

Segen

 

 




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