Der Friede des
Herrn sein mit euch.
Wir sind
zusammengekommen zur Abendmahlsfeier im Gedenken an Jesu letztes Mahl und zur
Einstimmung auf das Geschehen des Karfreitags. So laßt uns in Jesu Namen und in
seiner Gegenwart unsere Abendmahlsfeier halten. Wir singen: Kommt her, ihr seid
geladen, der Heiland rufet euch...Nr 213
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Wir schlagen
im Gesangbuch Nummer 748 auf, S.1177f
(der 1. der Hallelpsalmen, die am Ende jedes Passamahls gebetet werden und die
Jesus auch mit seinen Jüngern betete, bevor er zum Ölberg, zum Garten
Gethsemane ging.
Wir beten:
Jesus
Christus, unser Heiland, wie aus vielen Körnern ein Brot wird und aus vielen
Trauben der Wein, so laß uns aus Einzelnen zu deiner Gemeinde werden, die von
deinem Geist erfüllt lebt. Stärke uns
mit deinen Gaben ewigen Lebens, wenn wir jetzt auf dich hören und in deiner
Gegenwart das Heilige Mahl feiern und begegne uns immer wieder, bis wir ganz
bei dir sind, dort, wo Gott alles in allem ist.
Deinen Tod
verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in
Herrlichkeit. Amen.
Wir wollen uns
etwas vom Sinn und der Bedeutung des heiligen Mahls vor Augen führen, indem wir
ein Bild des flämischen Malers Dirk
Bouts betrachten (Text nach einer Vorlage von Jörg Zink).
Zunächst als
Folie und dann in mehreren Dias
Er malte in den Jahren 1464 bis 67 für die St.
Peterskirche in Löwen/Belgien seinen großen Abendmahlsaltar. Auf zwei
Seitenflügeln schildert er vier Geschichten aus dem AT, in denen er das Heilige
Mahl vorweggenommen, präfiguriert sieht: Die
Erzählung von der Begegnung zwischen Abraham und dem geheimnisvollen
Priesterkönig Melchisedek Gen. 14 – Die Überlieferung vom Passamahl beim Auszug
aus Ägypten, 2. Mose 12 – Die Geschichte vom Manna in der Wüste Exodus 16 und die
von Elia unter dem Wacholderstrauch 1. Kön 19 – und in der Mitte das letzte
Mahl Jesu.
Abraham, der
wandernde Nomade, sucht einen Platz, an dem er mit seinen Leuten und seinen
Herden bleiben kann. Vor langer Zeit hat er sein Vaterland verlassen: Ur in
Chaldäa, im heutigen Südirak – nun kommt er auf seiner Wanderschaft an einen
Ort, der in einem guten fruchtbaren Land liegt. Er könnte seine Zelte
aufschlagen, wenn der König des Landes es erlaubte. So trifft er mit ihm
zusammen, draußen vor der Stadt, und schließt einen Bund mit ihm. Abraham zahlt
den 1o. Teil seines Besitzes und der König erlaubt ihm, auf dem Gebiet um die
Stadt her zu wohnen und die Herdenzu weiden.
2
Als der
Vertrag geschlossen ist, bietet Melchisedek, König von Salem, dem Fremden Brot
und Wein. Damit sagt er: Wir wollen künftig gemeinsam miteinander leben. Wir
achten
einander, wir treten füreinander ein, wir gehören zusammen – auch wenn wir sehr
verschiedene Denk- und Lebensgewohnheiten haben. Das war vor weit über 3000
Jahren
Dirk Bouts
lebte vor ca. 550 Jahren, er wußte nicht, wie die Beiden damals wirklich
ausgesehen haben, so malte er sie in den Trachten seiner Zeit, prächtig und
würdevoll. Er wußte auch nicht, wie Jerusalem damals aussah,so malte er in den
Hintergrund
eine niederländische Stadt. Und das war ja auch gut und richtig so, denn es
ging dem Maler um die Menschen seiner Zeit – so wie in den alten biblischen Geschichten immer auch
wir heutigen Menschen mitgemeint sind.
Dirk Bouts
sagt uns: Wem Brot und Wein gereicht werden, der darf aufatmen und zur Ruhe
kommen, er findet Frieden. Er hat eine Heimat, er bekommt Raum zum Leben. Er
gehört in eine Gemeinschaft. Er ißt und trinkt mit andern zusammen, steht unter
dem Schutz des Gastgebers. Dieser letzte Aspekt war früher noch deutlicher als
heute: Flüchtlinge etwa konnten sich in den Tempel, in Kirchen hinein retten,
standen dort unter Gotets Schutz, fanden Asyl.
Abraham kam
aus der Freiheit, aus der Weite seines Wanderlebens und suchte eine Heimat, die
Geborgenheit eines festen Wohnplatzes.
Die Bibel
erzählt auch von einem entgegengesetzten Geschehen: Freie Hirtenstämme, die
gegen ihren Willen seßhaft gemacht wurden. Um 1400 vor Christus wanderten
Nachfahren Abrahams vom heutigen Palästina aus nach Ägypten, weil sie dort, in
dem reichen Land, eine Hungersnot überstehen wollten. Man siedelte sie in
Lagern an und gebrauchte sie als Sklaven, sie mußten Lehmziegel brennen und
Befestigungsanlagen und Pyramiden bauen...
Eines Tages
sagte ihnen Mose im Auftrag Jahwes, der ihm, dem Flüchtling, in der Wüste
Midian erschienen war: Der Gott eurer Väter hat euer Schreien und Klagen
gehört, er will euch herausführen in die Freiheit.
Sie verlassen
Ägypten in der Nacht. Vorher feiern sie das Passa, marschfertig, den Stock in
der Hand, sie essen sie in aller Eile das gebratene Lamm, ungesäuertes Brot und
trinken Wein dazu.
Israel feiert
dieses Fest der Befreiuung bis heute, wir feiern das heilige Mahl als Fest der
Befreiung aus der Sklaverei unter Sünde, Tod und Teufel, auch der Befreiuung
vom immer mehr haben wollen.
Dirk Bouts
malt das Passa im Zimmer einer bürgerlichen Familie. Er will sagen: Auch wenn
es uns materiell gut geht, könnte es doch sein, daß wir gefangen sind in Ordnungen,
Konventionen, in Ansprüchen, in Wohlstand. Gerade Menschen,die so gesichert
sind wie die sechs auf diesem Bild, könnten sich fragen, ob Gott sie
herausführen will aus der Wahrung der Tradition, der Sicherung des ererbten
Besitzes.
3
„Ich bin das
Brot des Lebens“, sagt Jesus im Johannesevangelium, ich bin das wahre Brot, vom
Himmel gekommen.
Der Maler
erinnert an eine Geschichte, als Gott in der Wüste Brot vom Himmel gab: das
Manna. Da knien Menschen auf der Erde und sammeln die kleinen Klumpen, die wie
kleine Honigsemmeln aussehen und schmecken. Es geht dabei merkwürdig gelassen
zu, so als seien diese Menschen von einem großen Vertrauen getragen, daß ihnen zu jeder Zeit die
Nahrung zufallen würde,die sie brauchen. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“.
Der Künstler
malt nicht eine Wüste, sondern eine anmutige Landschaft mit Hügeln und Bäumen,
als wolle er sagen: Wer dieses Gottvertrauen hat, dem verwandelt sich die Wüste
in fruchtbares Land.
Eine vierte
Geschichte:
Elia im Schlaf
der Gottesmüdigkeit, er kann nicht mehr, will sterben. Ein Engel rührt ihn an:
Steh auf und iß, du hast einen weiten Weg vor dir. Elia erwacht, sieht neben
sich ein Brot, einen Krug Wasser, ißt und trinkt, und dann heißt es: Er ging in der Kraft der Speise 40
Tage und 40 Nächte bis an den Berg Gottes, den Horeb...und da begegnet ihm Gott
dann in der Stille.
Im Hintergrund
sehen wir Elia auf der Straße des Lebens bergauf gehen.
Menschen
können in eine Situation kommen, in der sie sagen: Ich kann nicht mehr. Oder:
Ich habe genug. Ich will nicht mehr aufwachen.
Die Feier des
heiligen Mahls könnte auch dies sein: Ein Fest gegen die Depression, gegen die
Müdigkeit, gegen die Verdrießlichkeit. Wir feiern im heiligen Mahl ja auch die
Auferstehung des Herrn, feiern das Heilige Mahl als Vorgeschmack des
himmlischen Freudenmahls.
Sie sitzen um
einen weißgedeckten Tisch und Jesus spricht die Einsetzungsworte: Nehmt und
eßt, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, Nehmt und trinkt alle aus
diesem Kelch: Das ist der neue Bund in
meinem Blut, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden...Er gibt
sich uns selbst, gibt uns Leben von seinem ewigen Leben.
Die 12 sind
miteinander zuhause am Tisch im Haus Gottes, sie sind in Frieden verbunden,
sind beieinander als Geschwister und Freunde.
4
Wenn sie vom
Mahl aufstehen, werden sie ihre neue Freiheit wahrnehmen, werden den Mächten
widerstehen, die Menschen versklaven, werden sich für Leben und Freiheit
Anderer einsetzen.
Am Tisch sitzt
auch Judas, genannt „der Verräter“ und doch nicht mehr und nicht weniger
schuldig als alle anderen.
Judas, könnte
man sagen, ist der eigenmächtige Mensch, der Jesus vielleicht zwingen wollte,
sich zum König Israels zu erklären, der Gott zwingen wollte, das paradiesische
Reich der Endzeit heraufzuführen, der Mensch, der das Heil, den Frieden, die
Freiheit mit Gewalt herbeizwingen will. Jesus gibt sich auch für ihn hin, teilt
auch mit ihm Brot und Kelch.
Noch ein
Einzelgänger ist im Raum: am rechten Rand, an eine Wand gelehnt, der Maler
selbst.
Er schaut zu,
als wolle er sagen: Ach wenn doch auch ich, ach wenn doch alle Anteil hätten an
dem Frieden, der dieses Geschehen erfüllt.
Wir
singen: Herr, du wollst uns
vollbereiten...220
Fürbitten
Einsetzungsworte
– Vaterunser – Christe, du Lamm Gottes...
Austeilung
Im Frieden
dein...222
Segen