Lieder: Nun
saget Dank...294, 1-4
Sollt ich meinem Gott nicht singen...325, 1 – 4 und (vor dem
Segen) 11
Nun laßt uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren...320
Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe
Psalmen.
Ist jemand unter euch
krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, daß sie über ihm beten und
ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.
Und das
Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten;
und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet.
Da ist viel
von fitness oder wellness die Rede, von durchgestylten Körpern, auch spricht
man von „Apparatemedizin“. Aber hier, in unserm Text, ist Gesundheit ein
Beziehungsbegriff: Gesund ist, wer in vertrauter Gemeinschaft mit Gott lebt,
wer also zu Gott betet, auf Gottes Wort hört und danach handelt.
Und:
Gesund ist, wer auch in guter Gemeinschaft mit Menschen lebt, mit Menschen, für
die er sich verantwortlich weiß, die ihrerseits sich auch ihm hilfreich
zuwenden und vielleicht auch für ihn oder mit ihm beten.
I
1. Die Gemeinschaft mit Gott
„Leidet jemand unter euch, der bete, ist
jemand guten Mutes, der singe Psalmen“,schreibt
Jakobus. Das heißt: Wir können Gott alles sagen: Freude wie Leid, Dankbarkeit
wie Sorgen und Angst.
Gott unsere
Freude sagen, wie gut ist das. Oder von Herzen ein Danklied mitsingen. Eingangs
haben wir Gott ein Danklied gesungen, und gleich nach der Predigt werden wir
einander dazu ermuntern: „Nun laßt uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn
ehren...“ Vor einiger Zeit sagte mir
einmal ein Gemeindeglied: Ich habe mir
vorgenommen: Bei jedem Gebet will ich zuerst mit dem Danken anfangen. Und,fügte
er hinzu: Oft fällt mir dann soviel ein,daß ich zum Bitten gar nicht mehr
komme. Wer dankt, macht nicht nur Gott eine Freude, er wird selber froh, sein
Herz wird leicht. In einem Gebet aus Westafrika heißt es in überschwänglicher Freude: Herr,
ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel. Die Nacht ist verflattert und
ich freue mich am Licht...Die Vögel
und Engel singen, und ich jubiliere auch.Die Sonne brennt meine Haut,ich danke.
das Meer rollt gegehn den Strand, ich danke...Ein neuer Tag,der glitzert und
knistert, knallt und jubiliert von deiner Liebe. Jeden Tag machst du. Halleluja, Herr.
Wir können
hier in unserem jetzt eher trüben Norden nicht so beten, aber auch wir haben
Vorbilder für herrliche Dankgebete, zB Matthias Claudius: Ich danke Gott und freue mich, wie’s Kind am Weihnachtstage, daß ich
bin, bin und daß ich dich,schön menschlich Antlitz habe...
Ist jemand
guten Mutes, der singe Psalmen. Wer froh ist,bringe seine Freude in Wort und
Gesang vor Gott, er teile mit Gott seine Freude.
Jakobus sagt
aber auch: „Leidet jemand, der bete“.
Jeder von euch hat seinen persönlichen Kummer, sein Leid, seine Sorge...
Wer leidet,
der bete – der schütte Gott sein Herz aus.
Denn wer im
Leid in sich verschlossen bleibt, der wird ja umso kränker, wer aber Gott sein
Leid klagt, in dem kann es sich wandeln,es verliert an Last,es mischt sich mit
neuer Kraft, mit Zuversicht, vielleicht gar mit dem Vertrauen: „...es kann mir nichts geschehen, als was er hat ersehen, und was mir selig ist...“. Und
wenn wir keine eigenen Worte finden sollten,die Psalmen geben uns selbst für
unsere tiefsten Depressionen Worte, lest einmal den 6., den 13., 38., 69. oder
– in tiefster Not gesprochen – den 88.Psalm.
In diesen
Psalmen wandelt sich oft die Klage und der Notschrei ins Vertrauensbekenntnis,
ja ins Loben und Danken. Es ist wie bei einem Menschen, der – die Tränenspuren
noch im Gesicht – doch schon wieder lächeln kann: Einfach,weil sein Gegenüber
gut war zu ihm.
II
An diesem
Beispiel, liebe Schwestern und Brüder,sehen wir aber auch schon,wie wichtig es
ist, daß wir nicht in Einsamkeit und Isolierung bleiben, sondern – zweitens -
auch die Gemeinschaft mit Menschen suchen und finden.
Jeder braucht
einen, dem gegenüber er Ängste auch aussprechen, bei dem er Sorgen und auch
Schuld abladen kann. Krankheit hängt oft mit unvergebener Schuld zusammen und
Gesundheit erblüht aus Vergebung und Liebe.
Unbereinigtes
zwischen Menschen kann seelisch krank machen, das Leben verkümmert. „Denn da ich’s wollte verschweigen,
verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen...denn deine Hand lag
Tag und Nacht schwer auf mir,daß mein Saft vertrocknete,wie es im Sommer dürre
wird“, wie wir eingangs mit dem 32.Psalm beteten. Wer sich aber aussprechen
kann – wie erleichtert kann der danach sein! Und wie heilsam ist auch das
gemeinsame Gebet, und die Fürbitte für einen Kranken. „Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten, daß sie
über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn“.
3
Die Ältesten –
also die Presbyter, es können aber auch andere Gemeindeglieder sein, die
Gottvertrauen haben und zu denen wir Vertrauen haben. Wie oft habe ich
erfahren, wie heilsam und heilend ein gemeinsames Gebet sein kann, in dem wir
Gott um heilende Kräfte für einen Kranken bitten. In afrikanischen Ländern – so
schrieb mir gerade wieder ein deutscher Missionar aus Kamerun – kommen die
meisten Menschen durch Erfahrungen von Heilung zum Glauben. Und wie gut und
richtig wäre es, wenn Ärztinnen und Ärzte etwa vor einer Operation mit den
ihnen anvertrauten Kranken beten (oder im Stillen für sie beten).
Unser Text
schließt mit dem Vers (17): Des
Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich
ist. Das ist das Entscheidende in allem: daß es „ernstlich“ ist, mit
anderen Worten, daß es „von Herzen“ kommt, ganz ehrlich ist. Was von Herzen
kommt, das geht auch Gott zu Herzen, Gott nimmt es sich zu Herzen – und seine
Antwort kommt immer von Herzen. Möge es in unsererm Umgang miteinander auch so
sein. Möge Gott geben, daß wir uns einander herzlich zuwenden können.
Amen.