Taufgottesdienst am Ostermontag, 12. April 2004

 

Begrüssung:

 

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Das ist die Osterbotschaft, die die ganze Welt und auch unser Leben auf einen neuen Grund stellt: Auf den Glauben an Jesus als Herrn über alle und alles. Mit ihm wird das Leben der beiden Kinder...heute verbunden. Dazu begrüsse ich alle, die zu ihren Familien gehören, sehr herzlich und ich begrüsse alle, die aus unserer Grossfamilie, der Gemeinde, in diesen Gottesdienst gekommen sind, um Ostern zu feiern. Lasst uns einander die Osterbotschaft zusingen: Lied 103, Strophe 1 bis 5.

 

Psalm 8 (Nr. 705)

 

Eingangsgebet:

 

Ewiger und treuer Gott, wir danken dir, dass du uns, Deine Kinder, so hoch ehrst. Wir danken dir für den heutigen Tag, an dem wir so viel Anlass haben, zu feiern und uns zu freuen. Noch wissen wir kaum zu sagen, was Ostern für uns und alle Welt bedeutet und wir wissen auch wenig davon, was für ein Geschenk du uns mit der Taufe machst.  Du selbst musst uns begegnen wie deinen Jüngerinnen und Jüngern damals und uns aus Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Skepsis herausholen. So komm  nun zu jedem und jeder von uns als unser lebendiger Herr und Befreier, höre uns zu, sprich uns an und erfülle uns mit neuer Freude am Glauben und mit neuer Kraft, so dass wir  froh und gestärkt aus diesem Gottesdienst gehen, um weiter in deinem Reiche der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe tätig zu sein. Amen.

 

Lesung: Lukas 24, 13 - 35

Abkündigungen

 

Wir singen: Wir wollen alle fröhlich sein...100, 1 - 4

 

Der heutige Predigttext ist eine der Ostergeschichten der Bibel: Die Erzählung, wie Maria Magdalena dem auferstandenen Jesus begegnet. Es ist eine Geschichte, die uns auch etwas über Sinn und Bedeutung der Taufe sagen kann. Ich lese aus Johannes 20 die Verse 11 – 19:

 

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun  weinte, schaute sie in das Grab

und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.

Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist.

Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.

Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heisst: Mein Lehrer!

 

 

2

 

Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.

 

Liebe Taufeltern und –paten, liebe Gemeinde!

 

Ostern ist ein Freudenfest! Und nun kommt noch hinzu: Auch der Tauftag Eures Kindes ist ein Freudentag: Ein Freudentag für Eure Familien – und ein Freudentag für die Grossfamilie, die unsere Gemeinde ist. Heute also können wir mit Grund fröhlich sein.

 

Allerdings – es gibt ja auch ganz andere Erfahrungen im Leben. Erfahrungen von  Leid und  Schmerz. Mit solch einer Erfahrung setzt unsere Ostergeschichte ein.

 

(1)     Die Realität des Lebens ohne Jesus.

 

Maria Magdalena wird von Verzweiflung und Empörung darüber erfüllt gewesen sein, wie Gott das nur zulassen konnte, dass der, den sie so sehr liebte, dass der, der die Liebe zu Gott und Menschen so bewundernswert vorgelebt hatte – dass der so schrecklich sterben musste: Einen grausamen Foltertod, in jungen Jahren noch.

 

Sie weint. Sie schluchzt. Vielleicht hat sie auch vor Schmerz und abgrundtiefer Trauer laut geschrien.

 

Das ist die Realität vieler Menschen: Trauer, Leid, die Erfahrung, dass Gott Schlimmes und Schreckliches zulässt – und auch von Jesus ist nichts zu merken...

 

Aber jetzt kommt etwas Anderes.

 

(2)    Die Begegnung mit dem lebendigen Jesus 

 

Maria begegnet dem auferstandenen Jesus. Zuerst erkennt sie ihn nicht. Sie meint, der Friedhofsgärtner stünde vor ihr – und sie fragt ihn nach dem Leichnam Jesu.

 

Und dann geschieht das, was jemand „das inhaltsreichste und abgründigste Zwiegespräch, das seit Anbeginn der Welt geführt worden ist“ genannt hat (Gerhard von Rad, Predigten, Kaiser-V. 1972, S.21). Dieses Gespräch besteht aus zwei Worten: Maria – Rabbuni.

 

Aber was ist in diesen zwei Worten alles gesagt – und: verschwiegen. Der lebendige Jesus ruft sie bei ihrem Namen - und sie antwortet, in ihrer Muttersprache: Rabbuni, was so viel wie:  Mein geliebter Lehrer heisst, in Wirklichkeit aber unübersetzbar ist.

 

Gleich werden wir Ihr Kind Nick und Ihr Kind Felix taufen. Ein äusserlich ganz

 

 

 

3

 

unscheinbares, schlichtes Geschehen. Etwas Wasser, einige  Worte, Gesten, Rituale. Und doch: Es ist ein Geschehen, das unendlich inhaltsreich, tief und von entscheidender Bedeutung für das ganze Leben Ihres Kindes sein kann. Die Taufe,

so hat jemand gesagt, ist ein Scheck von hohem Wert. Man kann diesen Scheck unbenutzt liegen lassen, dann hat man nichts davon. Man kann ihn aber auch einlösen, dann kann er grossen Wert für das Leben haben.

 

Liebe Eltern, liebe Paten, im  Grunde geschieht in der Taufe dieses Zwiegespräch. Jesus ruft Ihr Kind bei seinem Namen – und Ihr Kind soll einmal zu Jesus sagen können: Mein geliebter Lehrer, oder: Mein Bruder, oder: mein Heiland, mein Freund, oder Ähnliches. In jedem Fall soll eine ganz persönliche Beziehung zwischen Ihrem Kind und Jesus entstehen und wachsen, eine Beziehung, geprägt von Vertrauen und Liebe.

 

Diese Beziehung zwischen Jesus und Ihrem Kind geht zunächst über Sie, die Eltern und Paten. Dazu ist es nötig, dass sie selber in solch einer Beziehung des Vertrauens und der Liebe zu Jesus leben, also auf Jesus und seine Worte hören, ihnen entsprechend leben, zu ihm beten, ihm Ihren Dank und Ihre Sorgen sagen.

 

Alle Erziehung – auch alle Glaubenserziehung – ist nichts als: Vorbild !

 

Und dazu bekommen Sie nun eine Hilfe:

 

(3)     Die Gemeinde

 

Johannes deutet an, wie Maria in Anbetung und inniger Liebe den Herrn Jesus umarmen will, aber da wehrt er ab, fast streng stellt er einen Abstand zwischen sich und ihr her. „Rühre mich nicht an!“ Und dann:“ Ich fahre auf zu Gott, zu meinem - und nun  auch eurem – himmlischen Vater.“ Seit seiner Auferstehung ist er für uns Menschen un-begreiflich, un-fasslich. Er bleibt aller Zudringlichkeit entzogen – auch der Zudringlichkeit einer grossen Liebe. Sein Auferstehungsleben und sein Auferstehungsleib entzieht sich all unserem Begreifenwollen.

 

Aber er gibt der Maria ja einen Auftrag: Geh zu den Jüngern und sag ihnen, was du gehört und gesehen hast, erzähl‘ ihnen von mir! Und  Maria tut das, sie erzählt, was sie mit Jesus erlebt hat – und die Jünger ihrerseits sagen ihr - wie Johannes etwas später, nach unserm Text - berichtet, wie Jesus auch ihnen begegnet ist.

 

Das ist im  Grunde christliche Gemeinde: Wo Menschen sagen, was ihnen Jesus bedeutet, wo sie erzählen, was ihnen an Jesus wichtig ist, wo und wie er ihr Leben geprägt hat...

 

Christen sind Menschen, die, weil sie Jesus als Bruder haben, im Vertrauen auf Gott den Vater, im Vertrauen auf seine Führung bleiben können, auch dann, wenn  Gott ihnen dunkel und rätselhaft erscheint.

 

 

 

4

 

Wie schön ist es, wenn auch Ihr Kind durch Sie und später durch Jesus selbst Vertrauen zu Gott gewinnt, und ein Mensch wird, der aufgrund seines Gottvertrauens in  gesundem Selbstvertrauen lebt.

 

Der Evangelist Johannes hat uns hier eine kleine Begebenheit erzählt, ein Geschehen von wenigen Minuten. Und  doch strahlt dieses Geschehen einen

unsagbaren und geheimnisvollen Glanz aus. Je länger wir es betrachten, desto mehr merken wir, das es in seiner Unergründlichkeit alle Maße und Begriffe unseres Verstehens übersteigt. Diese Geschichte ist eine der Perlen aus der Schatzkammer der Bibel.

 

Dreierlei prägt sie Euch, den Tauffamilien, und uns uns allen ein:

 

Erstens: Wer getauft ist, hat einen Freund und Lehrer : Jesus, dem Gott alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben hat. Er ist unsichtbar und unbegreiflich, aber du kannst auf ihn hören und seiner Zusage vertrauen: Ich bin bei dir alle Tage...

 

Zweitens.Wenn du getauft bist, hast du viele Geschwister: Die Jünger und Jüngerinnen Jesu heute, die Christen in aller Welt.

 

Und drittens: Wenn du getauft bist,  hast du einen Vater: Gott, den himmlischen Vater aller Menschen. Du lebst dann in dem Wissen, das  Friedrich von Bodelschwingh so ausgedrückt hat: Es geht kein Mensch über Gottes Erdboden, den Gott nicht liebt. Und darum wirst du dich unermüdlich dafür einsetzen, dass Gerechtigkeit und Frieden wachsen und Menschen Liebe erfahren. Amen. 

 

Wir singen: Wir bringen, Herr, dies Kind zu dir...594

 

Matthäus 28 – Fragen an Eltern und Paten –

Glaubensbekenntnis

Gebet vor der Taufe

 

Taufe

Wir singen: Lobe den Herren...317, 3 und 4

 

Taufe

Wir singen: Ich möchte‘, dass einer mit mir geht...209

 

Dank- und Fürbittengebet

 

Vaterunser

 

Wir singen: Grosser Gott, wir loben dich...

Segen

Orgelspiel

 

 




Weitere Predigten von Pfarrer Martin Quaas, Essen-Rellinghausen, finden Sie unter www.martin-quaas.de/predigten.