Lieder:
Ein Kind ist angekommen...595
Nach dem Eingangspsalm: Erfreue dich, Himmel...636
Nach der Lesung: Christ fuhr gen Himmel...120
Herr, deine Liebe...663, 1-4
Kind, du bist uns anvertraut...596
Danke für diesen guten Morgenb...334
Ich möcht‘, dass einer mit mir geht...209
Geh aus, mein Herz...503, 1.2.8.14
Psalm: 139 (Nr. 759)
Lesung: Lukas 24, 50 - 53
Als Predigttext
hören wir heute die Worte, die zu jeder Taufe gehören, den sog. Missions- und
Taufbefehl Jesu, Matthäus 28, die Verse
16-20:
Aber
die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden
hatte.
Und als
sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
Und
Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Und lehret sie zu halten alles, was ich euch befohlen
habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden! Unfasslich! Das sagt nun der, den die Jünger noch wenige Tage vorher gedemütigt gesehen hatten, gefangengenommen, verhört, zum Tode verurteilt, zur Hinrichtung abgeführt. Das sagt ihnen der, mit dem sie vorher etwa zwei Jahre lang gewandert waren: Sie hatten miterlebt, wie er gewaltig und bewegend vom Leben im Reich Gottes erzählt und gepredigt hatte, wie er in wunderbarer Weise Menschen geheilt hatte – und zugleich hatten sie ihn als einen ganz einfachen Menschen erlebt, als schlichten Wanderprediger...Der sagt ihnen nun: Mir hat Gott all seine göttliche Macht übertragen: Sowohl über die Engel, die Mächte, Kräfte und Lebewesen der uns Menschen verborgenen und unzugänglichen himmlischen Welt, wie über die Erde und alle Geschöpfe auf ihr, auch über alle Staatschefs, Präsidenten, Finanzgewaltigen...
Jesus: Herr über das All! Und eben das feiern wir ja heute! Und darum nennt man das Himmelfahrtsfest auch mit einem vielleicht klareren Namen das „Fest der Weltherrschaft Christi“! Denn Himmelfahrt Christi bedeutet ja gerade nicht, dass er uns und allen nun fern ist, gerade nicht! Sondern darum ist er in den Himmel aufgefahren, damit er nun allen nahe sein kann!
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Und wie will er allen nahekommen?
Vielleicht noch unfasslicher als das, was er
von seiner Allmacht sagt, ist das „darum“, das dann folgt: „Darum geht ihr nun hin. Macht alle Völker zu
meinen Jüngern!“
Deshalb ist das Himmelfahrtsfest auch das Fest der Weltmission, der Weltmission Gottes: Die Menschen aller Völker der Erde sollen zu Jüngern Jesu werden!
Mit diesem „darum“ legt er nun die Ausübung seiner Allmacht ja auch mit in die Hände von Menschen – und was für Menschen! Matthäus erzählt ja: Er erscheint den Jüngern in göttlichem Lichtglanz, in strahlender himmlischer Lichtherrlichkeit, in einem Licht, wie es Gott selbst umgibt, und dann schreibt Matthäus: Sie fallen vor ihm nieder, einige aber zweifelten, blieben skeptisch, distanziert..Das finde ich wunderbar, dass Matthäus das so schreibt. Denn: So sind wir doch auch! Es gibt sicher Augenblicke in unserm Leben, da ehren wir ihn voller Freude, staunen über seine Worte und seine Wunder...Aber es gibt auch Zeiten, da zweifeln wir an seiner Macht, können das nicht oder kaum glauben, dass Gott ihn auferweckt hat aus dem Tode, dass er die Allmacht Gottes verkörpert, dass er lebt und bei uns ist alle Tage und Nächte unseres Lebens...
Aber er sagt zu allen, auch zu den Zweifelnden: Durch euch will ich meine Allmacht zur Geltung bringen, auch dich mit deinen Zweifeln und deinem Zögern kann ich gebrauchen. Und darüber erkennen wir, was eigentlich zu seiner Allmacht gehört.
Wir denken bei dem Wort „Allmacht“ ja eher daran, dass einer alles kann und auch durchsetzen kann, was er will, wir denken bei Machtausübung eher an
Unterdrückung, Gewalt und Zwang bis hin zu dem Entsetzlichen, dass Menschen Mitmenschen foltern. Aber seine Allmacht ist völlig anders. Zu ihr gehört zuerst dies, dass er uns sehr hochschätzt und ehrt, uns viel zutraut: Jeden und jede von uns hält er für fähig, seine Herrschaft auszubreiten. Auch Sie, die Eltern und Sie, die Paten, und die Grosseltern... Und damit bringt er ja einen wunderbaren Sinn in unser aller Leben hinein: Mitarbeit in seinem Reich, Mitarbeit daran, dass Gerechtigkeit, Frieden, Liebe unter uns Menschen wachsen und blühen. Er fragt dabei nicht nach irgendwelchen besonderen Qualifikationen, schon gar nicht nach Titeln oder einem Studium, sondern einfache, fehlerhafte, manchmal kleingläubige Menschen – Menschen wie die Jünger damals - die gebraucht er, keinen schliesst er aus. Er sieht offenbar nicht auf unsere Mängel, sondern auf unsere Gaben und sagt: Geh, und mache Menschen zu meinen Jüngern! Hier, in Deiner Nachbarschaft, und in El Salvador und Brno und im Weissen Haus und...
Aber nun müssen wir doch auch sagen: Was für eine Risikobereitschaft gehört zu seiner Allmacht! Denn das muss er doch voraussehen: Wenn er sein Werk auch durch unsere Taten, sein Wort auch durch unsere Worte ausbreiten und zur Geltung bringen will...Das muss doch schiefgehen! Das muss doch – so wie wir Menschen nun mal sind – auch Missbrauch, Verrat und Verleugnung zur Folge haben, Vermischtwerden des Evangeliums mit Eitelkeit, Egoismus, Machtlust und Heuchelei...Und so war es ja auch in der ganzen Kirchengeschichte bis heute...Wir heutigen Christen sind ja keinen Deut besser als die, die an Kreuzzügen teilnahmen, Hexen verfolgten, Indios zwangstauften und was es alles an Schlimmem gab...Es
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sind Menschen, die sich „Christen“ nennen, die
heute Gefangene foltern, Menschen – etwa im
Sudan – zu Tausenden umkommen lassen, Frauen aus osteuropäischen Ländern
in hiesigen Bordellen sexuell
missbrauchen, sich masslos auf Kosten Anderer bereichern, geizig und gierig sind. Und ich freue mich,
dass der scheidende Bundespräsident Johannes Rau in seiner letzten Berliner
Rede mal Klartext geredet hat und unseren sog. „Eliten“ schamlose Habgier
vorgeworfen hat. Aber: Auch jeder hier von uns: Wie ist das mit unseren
verborgenen, vertuschten oder auch deutlich erkennbaren Sünden...? Aber er
gebraucht uns, und darum gehört zu seiner Allmacht vor allem auch eine unfassliche Vergebung und Nachsicht und Geduld...
Geht! sagt er dem Häufchen von elf halbgläubigen Jüngern damals, macht alle Völker der Erde zu meinen Jüngern. Das wird ein langer Weg sein. Immerhin:
Inzwischen gibt es kein Land der Erde mehr, in dem nicht auch christliche Gemeinden lebten und wirkten...Menschen, die die als Christen leben und in ihre Umgebung ausstrahlen wie wir hier: die Glauben, Hoffnung, Liebe wecken, sich für Gerechtigkeit einsetzen, Einsame besuchen, Menschen in Kummer trösten..nd in
alledem wissen, dass sie ständig auf Vergebung und Ermutigung durch ihren Herrn angewiesen sind.
Und dann kann es hier wie überall in der Welt geschehen , dass Menschen kommen und sagen: Ich möchte mich taufen lassen, oder: Wir möchten unser Kind taufen lassen...und die damit sagen: Doch, ich glaube, das ist die beste und schönste Lebensmöglichkeit überhaupt, in Verbundenheit mit Jesus zu leben, im Hören auf ihn, im Vertrauen auf seine Macht, seine Führung, seine hilfreiche Nähe in fröhlichen und dunklen Stunden. So lassen Sie heute Ihr Kind taufen, bringen sein Leben mit dem Leben Jesu in Verbindung, versprechen das zu tun, was Jesus dann hier den Jüngern sagt: Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe...Und das geschieht eben in der Gemeinde, auch in dieser Gemeinde hier mit ihren Angeboten...Sie sollen merken: Es lohnt sich, in dieser Gemeinde mitzuleben, mitzufeiern, mitzuarbeiten...Es bereichert mein Leben...Denn ich spüre darüber: Es ist wahr, was Jesus hier am Ende zusagt: Siehe, ich bin bei euch alle Tage...bis ans Ende der Welt, ich bin bei euch, bis alles vollendet ist und wir dann schauen, was wir jetzt noch - mehr oder weniger stark - glauben: Dass er wirklich alle Macht hat im Himmel u5nd auf Erden! Amen